Stimmungsbericht

Fußball, wie er sein sollte

31.07.2022, 10:00 Uhr von:  Tim K
Fußball, wie er sein sollte

Der BVB siegt bei 1860 mit 3:0 und zieht in die zweite Runde des Pokals ein. Doch der Abend in Giesing hatte viel mehr zu bieten als ein einseitiges Fußballspiel. Ein Erlebnisbericht.

Freitagabend, Flutlichtspiel, Stadion an der Grünwalder Straße. Was für ein Erstrundenlos! Da 1860 unmittelbar einen Umzug in eines der großen und ungeliebten Stadien in München ausschloss, war klar: Nach über 50 Jahren tritt der BVB erneut in einem Pflichtspiel im Grünwalder Stadion an, zuletzt war dies im Jahr 1971 der Fall gewesen. So groß dementsprechend das Interesse auf Dortmunder Seite war, so klein war das Gästekontingent. Der BVB erhielt zwar die gewöhnlichen 10%, was in dem 15.000 Zuschauer fassenden Stadion allerdings nur 1.500 Gästetickets bedeutete. Durch entsprechende Bemühungen konnte jedoch noch die gesamte Reisegruppe versorgt werden. Nerviger war da schon die Frage nach der Anreise. Da sich der DFB mit den Ansetzungen nach der Auslosung noch eine Weile Zeit ließ, stiegen in der Zwischenzeit die Zugpreise auf ein fanunfreundliches Niveau, weshalb ein Teil von uns auf das Auto auswich. Am frühen Nachmittag trudelten dann jedoch nach und nach alle Beteiligten ein und so wurden in den Stunden vor dem Spiel noch einige Bierchen konsumiert. Dank der hervorragenden Lage mitten in der Stadt war dies auch weit vor dem Spiel im direkten Stadionumfeld möglich. Eine Eigenschaft, die heutzutage dank der neuen Arenen - weit weg von jeglicher Zivilisation - leider immer seltener wird. Das Stadion war also nach Verlassen des hervorragenden Griechen am Wettersteinplatz in etwa drei Minuten erreicht. Nach sehr entspannten Sicherheitskontrollen ging es rein in den Block. Im Allgemeinen wurde man als Dortmunder sowohl vor als auch nach dem Spiel in Giesing sehr freundlich empfangen. Wie die Polizei München dabei also auf ein Hochrisikospiel kam, weiß wohl nur sie allein. Wie dem auch sei: Wir sehnten uns dem Anpfiff entgegen. Endlich wieder Borussia!

Die Westkurve des Grünwalder Stadions

20:45...go! Denkt man. Doch der DFB hat die für diesen Spieltag etwas ganz besonderes überlegt. Alle Spiele wurden eine Minute später angepfiffen, um auf den Klimaschutz aufmerksam zu machen. Eigentlich eine gute Aktion, wenn sie nicht maximal scheinheilig wäre. Wer setzt denn z.B. Partien in der Ferne spät und fanunfreundlich an, sodass klimafreundliche Anreisewege fast unmöglich gemacht werden? Neulich gab es den Vorschlag in einem Leserbrief der FR, im Zuge der Energiekrise auf Flutlichtspiele zu verzichten. Nun, da kann der DFB ja mal in Sachen Klimaschutz vorangehen: Eine Anpassung des Spielplans wäre sicherlich ein starkes Zeichen und zudem im Sinne der Fans im Stadion. Ganz zu schweigen davon, was eine Teilnahme an der WM in Katar für ein Fiasko in Sachen Nachhaltigkeit ist.

Choreo der Westkurve in den Vereinsfarben grün-gold

Dann aber, es dürfte etwa 20:48 gewesen sein, ging es endlich los. Die Gastgeber präsentierten eine Choreo in den Vereinsfarben grün-gold sowie eine schön anzusehende Pyroshow. Auch stimmungsmäßig "brannte" die Westkurve. Doch auch die BVB-Anhänger lieferten in der ersten Hälfte einen guten Auftritt ab. Die wenigen Karten gingen diesmal in großer Stückzahl an Leute, die immer da sind. Gut gemacht, Borussia! Auf dem Platz dominierte der BVB und führte schon früh mit 3:0. Dies hinderte die Sechziger auf den Rängen aber nicht, weiter für eine hervorragende Stimmung zu sorgen. Im Vorfeld war ich etwas skeptisch, wie sich die Stimmung ohne Dach darstellen würde, aber das war richtig stark!

Dank des nicht vorhandenen Video-Beweises konnten alle Tore übrigens so bejubelt werden, wie sie fielen. Dies wieder zu einem Dauerzustand zu machen muss unser aller Ziel sein!

Pyrotechnische Begleitung des Starts in die 2. Halbzeit

Die 2. Halbzeit eröffnete dann der Gästeblock mit einer ebenfalls sehr ansehnlichen Pyroshow sowie lautstarken Gesängen. Beide Kurven ließen ihre Laune keinesfalls vom vermeintlich schlechten Wetter trüben. Vermeintlich, weil ich persönlich den Regen an diesem Sommertag kaum störend fand und die mitgenommene Regenjacke im Stadion nicht benötigt wurde! Nach torlosen zweiten 45 Minuten feierten auch nach Abpfiff die beiden Fanlager sowohl sich selbst als auch die jeweilige Mannschaft. Ein Bild, dass man so auch nur selten zu Gesicht bekommt.

Nach dem Spiel klapperten wir im Stadionumfeld noch ein, zwei Kneipen ab und beendeten den Tag mit einem Bier auf dem Hotelzimmer. Und so blieb mir am Ende dieses Tages nur ein Fazit zu ziehen:

So wie heute - so soll Fußball sein!

Auch ein stimmungsvoller Gästeblock durfte nicht fehlen

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