Kurz und schmerzvoll
Vollkommen verdient scheidet der BVB schon in der Playoff-Runde aus der Europa League aus. Dieses frühe Aus schmerzt finanziell wie sportlich. Unser Spielbericht zum Europapokalabend in Glasgow.
Nachdem der Ballspielverein nicht von Wenigen als einer der Favoriten auf den Gewinn der Europa League gehandelt wurde, war das Hinspiel im Westfalenstadion mehr als ernüchternd. Die schon die ganze Saison löchrige Defensive hatte besonders Kent und Morelos quasi nichts entgegenzusetzen, womit der BVB sich im Hinspiel mit 2:4 blamierte. Dementsprechend ungünstig war die Ausgangslage vor dem Rückspiel. Zwar musste der BVB dank des Wegfalls der Auswärtstorregel (Warum überhaupt wurde die abgeschafft?) nur mit zwei Toren Abstand gewinnen, um zumindest einmal die Verlängerung zu erreichen, mit den Eindrücken aus dem Hinspiel erhoben sich jedoch starke Zweifel, ob die Dortmunder Defensive dieses Mal den Rangers gewachsen war. Auch der Ausfall von Erling Haaland förderte nicht gerade den Optimismus. Überhaupt ist sicher auch das ein großes Problem in der Dortmunder Saison. Gefühlt ist der Norweger in dieser Saison öfter verletzt als fit. So gut er auf dem Platz sein mag, so sehr fehlt er dem BVB dauernd in wichtigen Spielen.
Nachdem wir schon einige Tage auf der Insel verbracht hatten und das britische Wetter kennenlernen durften, durften wir bei der Ankunft am Donnerstag in Glasgow dennoch überrascht feststellen, dass es über Nacht geschneit hatte. Zwar war der Großteil schon weggetaut, aber auch das typisch britische Wetter dürfte wohl eher den Rangers als uns in die Karten spielen, dachten wir uns. Aber nun gut. Nach einigen Bier und leckerem Essen ging es mit der Bahn Richtung Stadion. Den Fanmarsch sparten wir Schönwetterfans uns. Dort angekommen begrüßte uns eine durchaus freundliche Polizei. Das ist man aus Deutschland gar nicht gewohnt. Einmal durch die Kontrollen, alles entspannt. Im Stadion angekommen fand sich außerhalb des Gästeblocks, wie in Großbritannien üblich, vorerst niemand.
Erste Halbzeit
Mit näher kommenden Anpfiff war die steigende Vorfreude spürbar. Immerhin lag das letzte Spiel mit Vollauslastung nun auch schon wieder genau drei Monate zurück. Der Anpfiff kam immer näher, die Mannschaften liefen aufs Feld, die Hymne ertönte. Der Gästeblock lieferte ein starkes Intro, aber auch die Choreo der Gastgeber direkt daneben konnte sich sehen lassen. Die ersten paar Minuten war es laut. Also so richtig laut. Ich frage mich: Wie soll der BVB hier bestehen? Doch schon nach ein paar Minuten, lass es drei gewesen sein, werden die Rangers Fans still. Der BVB machte vom Anpfiff weg ein richtig gutes Auswärtsspiel. Bis bei Julian Brandt mal wieder der Kopf aussetzte (oder ist das einfach ein Dauerzustand?). Nach einem dummen Foul des Dortmunders gab es Elfmeter für die Rangers, welchen Tavernier in die Mitte hämmerte. Der Spielverlauf war auf den Kopf gestellt. Das Ibrox tobte erneut – und ich schreibe das Weiterkommen ab. Drei Tore in diesem Hexenkessel schießen? Die Truppe hat ja schon beim FC Augsburg in der WWK Arena die Hosen voll. Doch auch bei der Drei-Tore-Führung verstummt das Stadion nach einigen Minuten erneut, bevor es nach Bellinghams Ausgleich und spätestens nach Malens Führungstreffer vollends verstummte. Der Gästeblock hingegen tobte, es war nur noch ein Tor bis zur Verlängerung. Nach einer bockstarken ersten Halbzeit ging es in die Kabine. Gefühlslage: Das drehen wir noch.
Zweite Halbzeit
Zu Beginn von Halbzeit 2 stellten die Rangers um. Und der BVB fand gar kein Gegenmittel. Folgerichtig gab es kaum noch Chancen und die Rangers stellten sogar auf 2:2. Erneut war es Tavernier, diesmal aus dem Spiel. Sogar das 3:2 erzielten die Rangers, was allerdings nach ewigem Videobeweis zurückgenommen wurde. Can war beim Ballverlust gefoult worden. Sicherlich eine vertretbare Entscheidung, dennoch fragte man sich was genau da in Emre Cans Kopf vorgegangen war, als er zwei Angreifer einfach auf sich drauf rennen lässt und den Ball nicht einmal klärt. Trotz der Rücknahme des Tores war nach dieser Aktion im Gästeblock die Luft raus. Niemand glaubte an ein zweites Malaga. Selbst wenn der BVB noch zwei Tore geschossen hätte: Er hätte vermutlich eh noch eins kassiert.
Fazit
So schied der BVB nicht nur vollkommen verdient, sondern mit 6 (in Worten: Sechs) Gegentoren in zwei Spielen gegen den Tabellenzweiten der schottischen Liga aus. Neben den finanziellen Einbußen, die dem Club in der noch anhalten Pandemiephase schwer zu stehen kommen, ist so ein frühes ausscheiden sportlich eine herbe Enttäuschung. Die Saison ist nun gelaufen. Im DFB-Pokal sowie im Europapokal ist man ausgeschieden, in der Liga scheint Platz 5 meilenwert entfernt. Im Februar die Saison zu beenden. Das hat 2020 nicht einmal Corona geschafft.
Weiter geht es am Sonntag um 17:30 in Augsburg gegen einen hochmotivierten Abstiegskandidaten. Das kann ja was werden…