Eine Niederlage auf "BVB-Art"
Auch Borussia Dortmund kann den Höhenflug des 1. FC Union Berlin nicht stoppen und unterliegt im Spitzenspiel mit 0:2 (0:2). Für Mats Hummels war es eine Niederlage auf „BVB-Art“.
Es gibt in meinen Augen unattraktivere Ausflugsziele als das Stadion An der Alten Försterei unter Flutlicht. Ähnlich sahen das neben mir auch viele andere BVB-Fans, die für einen stimmungsvollen Auftritt an diesem Abend in Berlin-Köpenick sorgten. Der Gästeblock verschwand zu Beginn unter einer großen „Borussia Dortmund“-Blockfahne und zeigte sich auch trotz des eher suboptimalen Spielverlaufs gut aufgelegt und farbenfroh. Ein guter Auftritt auf den Rängen, der leider nicht auf dem Rasen gekrönt werden konnte. Am Ende schallte statt eines "Deutscher Meister wird nur der BVB" ein "Deutscher Meister wird nur der FCU" von den Rängen.
Demzufolge war Mats Hummels nach dem Spiel auch sichtlich angefressen vor die Mikrofone getreten. Der Routinier hatte erst vor wenigen Tagen noch eindrücklich davor gewarnt, zu viel „Hacke, Spitze, eins, zwei, drei“ im Spiel einzubringen. Das ist ein Problem, welches sich schon seit einigen Jahren beim BVB breitmacht.
Klar ist es schön anzusehen, wenn solche Schnörkeleien im Spiel funktionieren, den Gegner überraschen oder gar zu Toren führen, aber „manchmal ist der einfache Zwanzig-Meter-Rückpass die beste Lösung“, betonte der Innenverteidiger. Damit spielte er auf Karim Adeyemi an, ohne ihn beim Namen zu nennen: Der Youngster verschuldete durch seinen Ballverlust nach einem Hackentrick das 2:0 für die Hausherren (21.). Zuvor brachte ebenfalls Haberer den Tabellenführer früh in Führung (8.). BVB-Torwart Gregor Kobel ist beim Versuch den Ball zu spielen unglücklich weggerutscht, sodass Haberer mühelos ins leere Tor einschieben konnte. Am Ende sei es eine Niederlage auf „BVB-Art“ gewesen, analysierte Hummels.
Auch Niklas Süle schlug ein wenig in die gleiche Kerbe und befand, dass der BVB sich das Leben „wieder selbst schwer gemacht“ hat. Die Abwehr kritisiert die Offensive, der eine Mannschaftsteil also den anderen. Ob in der Mannschaft gerade alles stimmt? Das lässt sich von außen nur mutmaßen.
Terzic mit Kritik zwischen den Zeilen
BVB-Trainer Edin Terzic sprach dem Gegner nach dem Spiel ein „riesengroßes Kompliment“ aus, die Mannschaft aus Berlin-Köpenick zeige „viel Reife und einen geschlossenen Spielstil.“ Es kommt nicht von ungefähr, dass der 1. FC Union Berlin auch nach diesem 10. Bundesligaspieltag Tabellenführer ist. „Union hat sich über Jahre hinweg diese Position erarbeitet“, erklärt Terzic.
Viel interessanter als das, was Terzic in diesem Interview gesagt hat, ist das, was er nicht direkt ausgesprochen hat. Zwischen den Zeilen schwingt doch schon deutlich Kritik mit. „Sie lassen ihre Mitspieler nicht allein“ und „sie lassen die Kugel super laufen“, analysierte Terzic die Leistung des Gegners. Wenn diese Punkte beim Kontrahenten lobend in den Vordergrund gestellt werden, dann wird der Trainer das bei seiner eigenen Mannschaft vermisst haben.
Nach zehn Spielen liegt der BVB mit 16 Punkten und sieben Zählern Rückstand auf Union Berlin nur auf Rang 8. In der Vorsaison und unter Ex-Trainer Marco Rose hatte der BVB nach zehn Spielen 24 Punkte – das würde diese Spielzeit für die Tabellenführung reichen. Für Hummels ist aber auch nach diesem Spiel nicht alles schlecht: „Die Gesamtsituation ist komischerweise irgendwie in Ordnung“, fasste der Routinier etwas überrascht die bisherige Saison zusammen. „Es fühlt sich nicht gut an, aber auch nicht so schlecht, wie es die Statistiken aussagen müssten.“
Für den BVB geht es bereits am Mittwoch (19. Oktober, 18 Uhr) weiter. Dann wartet im DFB-Pokal Zweitligist Hannover 96 auf die Mannschaft von Edin Terzic. Hoffentlich mit weniger "Hacke, Spitze, 1, 2, 3" und mit mehr Einsatz für die Mitspieler.