Ein Schein-Hindernis: Der BVB siegt in der 1. Runde des DFB-Pokals bei 1860 München ohne Probleme
Die erste Runde DFB-Pokal hat schon einige Blamagen hervor gebracht. Dieses Jahr traf es den BVB aber nicht. Borussia gewann klar mit 3:0 bei 1860 München und das Weiterkommen war dabei zu keinem Zeitpunkt gefährdet.
Während 1860 München bereits mit einem ersten Sieg in die Saison der 3. Liga gestartet war (3:4 bei Dynamo Dresden) startete der BVB „kalt“ in diese erste Pokalrunde und auch für mich als Fan war das Spiel eine Wundertüte. Das lag zum einen daran, dass man von außen nur wenig Eindrücke aus dem Trainingslager in Bad Ragaz mitnehmen konnte, kurzfristig unser neuer Stürmer aus gesundheitlichen Gründen ausfällt und der Verlauf und die Ergebnisse der beiden Testspiele dort nicht besonders vielversprechend waren. Zum anderen gibt es immer noch diese „Der Pokal hat seine eigenen Gesetze“-Geschichte und mit 1860 München hat der BVB einen der stärkeren Gegner zugelost bekommen ("Danke, Kevin!"), der letzte Saison bis Achtelfinale vorrücken konnte und dabei Darmstadt und Gelsenkirchen rauswarf. Der BVB war also gewarnt: 1860 könnte zum Hindernis werden.
1. Halbzeit
Gespannt schaute man auf die Aufstellung, die Terzic im ersten Pflichtspiel auf den Platz schicken würde.
Kobel im Tor war keine Überraschung, aber die 4er-Kette mit Guerreiro, Schlotterbeck, Süle und Meunier dann schon. Man hätte eigentlich eine 5er-Kette erwartet. Vor der Abwehr spielten Dahoud und Bellingham auf der Sechs und Reus spielte zentral auf der Acht. Neuzugang Adeyemi und Malen bildeten die Flügel, während Moukoko den Mittelstürmer gab.
1860 spielte fast genau mit der Aufstellung, die den Erfolg in Dresden brachte.
Vor dem Anpfiff wurde der kürzlich verstorbenen HSV-Legende Uwe Seeler mit einer Schweigeminute (bzw. mehr einer Applausminute) gedacht.
Danach brannte der Heimblock von 1860. Eine tolle Pyro-/Feuerwerkshow nebst gold-grüner Choreo ab, bei der sich auf die zukünftig erhofften „goldenen Zeiten“ eingeschworen wurde.
Dann: Anpfiff. Nachdem der Rauch der Pyrotechnik verzogen war sah man das erwartete Bild, bei dem der BVB den Ball hat und 1860 mutig presste. Doch statt für größere Probleme in der gegnerischen Hälfte zu sorgen öffnete 1860 den spielfreudigen und hochkonzentrierten Schwarzgelben gern gesehene Räume. Besonders Donny Malen bedankte sich zeitig in der 8. Minute für den Escortservice der 1860er Verteidigung und netzte mit Hilfe eines schnellen Dribblings und Doppelpfosten a lá Billard zum 0:1 für den BVB ein. Ich spürte eine erste Erleichterung. Und der weitere Spielverlauf beruhigte mich mehr und mehr, denn der BVB blieb konzentriert, war eng am Mann und ließ 1860 zu keinen Chancen kommen.
Dann musste 1860 reagieren, denn Bär verletzte sich ohne Gegnereinwirkung und ging in der 21. Spielminute raus. Zudem wurde Lannert ausgewechselt der sich völlig überfordert mit den Sprints und Dribblings von Malen bereits eine gelbe Karte eingehandelt hatte.
Der BVB blieb in seinem Flow: Schnell und konzentriert spielte man die Bälle um den Strafraum der blauen Münchener. Mit einer tollen Kombination von Malen auf Reus und der zu Bellingham stand es in der 31. Minute hochverdient 0:2. Ab da gingen bei 1860 bereits langsam die Lichter aus. Während die Tribüne nach dem 0:1 noch weiter die Mannschaft voran peitschte wurde es nach dem 0:2 deutlich ruhiger im Stadion an der Grünwalder Straße. Und das übertrug sich auf die Mannschaft. Keine Pressings mehr und freie Hand für den BVB-Sturm. In der 35. Minute schoss Adeyemi den BVB mit Hilfe des Münchener Torhüters Hiller zum 0:3. Der mittig platzierte Schuss ohne viel Wucht rutschte dem Schlussmann von 1860 unter dem Körper durch und damit kullerte die Entscheidung über die Torlinie zum 0:3.
Das Spiel war nun entschieden und der BVB fuhr die Intensität runter. Zufrieden und beruhigt ging es in die Halbzeit.
2. Halbzeit
Zur zweiten Halbzeit brachte Terzic Hummels für Süle aufs Feld und diesmal begrüßte der BVB-Block die Mannschaften zum Anpfiff mit einer hübschen Pyroshow.
Die zweite Hälfte verlief verhältnismäßig ruhig. Der BVB sah die Möglichkeit ein wenig zu trainieren und übte Fernschüsse mit Hiller. Dieser ließ sich jedoch nicht überwinden und konnte sich mit einigen sehenswerten Paraden Applaus von den Rängen abholen.
In der 66. Minute verließ der Spieler des Spiels Donny Malen den Platz und wurde durch Bynoe-Gittens ersetzt. In der 76. Minute kamen noch Wolf für Meunier und Hazard für Adeymi hinterher und in der 83. Minute bekam auch Can für Dahoud noch ein paar Minuten. Tatsächlich gab es einen als Torschuss zu wertenden Abschluss der Münchner. Mehr passierte an diesem stimmungsvollen Abend nicht in München. Die Stimmung im BVB-Block war gut und auch die 1860-Fans hatten ihren Frieden mit Ergebnis gemacht, sodass dem Abpfiff entgegen gesungen wurde.
Fazit
Der BVB zeigt mit einer konzentrierten Leistung ein deutlich verbessertes Bild zu den Testspielen. Auch wenn 1860 den BVB sicher nicht ans Limit brachte blieb man stabil, sicher und spielfreudig. So kann ich etwas beruhigter in Richtung des ersten Bundesligaspieltag (06. August) gehen. Dort wartet Leverkusen und das wird wohl nicht nur ein Schein-Hindernis werden, sondern der erste richtige Härtetest.
25 Torschüsse gewährt einem nicht jeder Gegner, außerdem dürften andere mehr als drei Fouls ziehen (können). Dieser Pokalabend war ein ordentlicher Start in die Saison 22/23, aber weiterhin gilt: Nach dem Spiel ist vor dem Spiel.
Aufstellungen
1860 München
Hiller – Lannert (Lang), Morgalla, Verlaat, Steinhart - Rieder, Tallig, Y. Deichmann (Kobylanski), Lex – Bär (Vrenezi), Lakenmacher (Skenderovic)
Borussia Dortmund
Kobel – Meunier (Wolf), Süle (Hummels), N. Schlotterbeck, Guerreiro - Bellingham, Dahoud (Can), Reus – Adeyemi (Hazard), Moukoko, Malen (Bynoe-Gittens)