Also doch ein Derby
Der BVB vergeigt das Revierduell gegen den VfL mit 3:4. Nach Abpfiff gab es von der Südtribüne die entsprechende Reaktion. Unser Spielbericht zur Niederlage gegen den Nachbarn aus Bochum.
Im Vorbericht hatte ich noch die Frage gestellt, ob das Duell gegen den VfL Bochum ein Derby sei oder nicht. Die Antwort hat heute die Mannschaft auf maximal unschöne Weise gegeben. Denn sie hat es, wie für ein Derby mit Beteiligung von Borussia Dortmund üblich, komplett verkackt.
Wäre Thomas Tuchel noch Trainer in Dortmund, er hätte von einem „einzigen Defizit“ gesprochen. „Technisch, taktisch, Bereitschaft…komplett“. Sicher, sportlich geht es in dieser Saison quasi um nichts mehr, für viele Fans war diese Partie aber ungemein wichtig. Dass sich diese Mannschaft dann so im eigenen Stadion vorführen lässt, ist der Wahnsinn. Schon nach acht Minuten führten die Gäste nach Toren von Polter und Holtmann mit 0:2, nachdem unter anderem Guerreiro, Zagadou und Akanji besonders zu Beginn und zum Ende eine bemerkenswerte Nicht-Leistung auf den Platz brachten.
Aber auch die Auftritte der anderen Dortmunder waren mitunter keinen Deut besser. Julian Brandt fiel mal wieder ausschließlich durch dumme Ballverluste wie genauso intelligente Fouls auf, Axel Witsel verlor gefühlt sogar Laufduelle gegen den 36-Jährigen Anthony Losilla, Erling Haaland wirkte trotz seiner drei Tore mitunter ziemlich lustlos. Apropos Tore: Zwei der drei Treffer waren Elfmeter, beide wurden nach Videobeweis gegeben. Dass das deutsche Schiedsrichterwesen, diesmal großartig vertreten durch Robert Hartmann, so schlecht ist, dass es nicht einmal diese Handspiele erkennt, ist einfach lächerlich. Am Ende rettete Hartmann die Unterstützung aus Köln, die das Stadionerlebnis Stück für Stück weiter zerstört. Danke, DFB! Die in der Folge aufflammenden Gesänge bezüglich der Abneigung zum größten Verband der Welt waren aber auch das Einzige, was an diesem Nachmittag Einigkeit zwischen Dortmundern und Bochumern hervorbrachte. Nachdem der BVB das Spiel nach etwa einer Stunde drehen konnte und man fast schon mit einem versöhnlichen Ende eigentlich Frieden mit dieser Saison geschlossen hatte, folgten Chancenwucher vor Riemanns Tor und zwei Gästetore in den Schlussminuten, sodass am Ende eine Derbyniederlage gegen den Aufsteiger stand.
Der einzige Lichtblick in einer katastrophalen BVB-Mannschaft war Bynoe-Gittens, der sein Startelf-Debüt feierte und mit seinen 17 Jahren gleich ordentlich auf sich aufmerksam machen konnte. Ansonsten bleibt zu hoffen, dass kaum einer von denen, die auf dem Platz standen, in der kommenden Saison das schwarz-gelbe Trikot tragen. Schämt euch!
Nach Abpfiff kam es dann noch zu skurrilen Szenen zwischen Mannschaft und Fans. Während größere Teile der Südtribüne die Mannschaft verständlicherweise nicht bei sich sehen wollten, „zwang“ Kapitän Reus seine Mannschaft vor die Tribüne. Es folgte ein gellendes Pfeifkonzert und der einzige Gesang, der nach diesem Auftritt sowie der Situation angemessen war:
Spieler komm‘ und gehn‘, Borussia bleibt besteh’n!