Aller guten Dinge sind drei?
Zum dritten und letzten Heimspiel im Westfalenstadion empfing unsere U23 den SC Verl, der sich in den letzten Zügen der Saison noch mitten im Abstiegskampf befindet. Es folgte ein guter Start, eine bittere zweite Hälfte und eine Prise Pech in der Nachspielzeit.
Während in der Roten Erde erste Schuttberge zu bestaunen waren, machte man sich nebenan bereit zum letzten BVB II-Heimspiel der laufenden Saison. Bereits im Vorfeld war zum Support der Amas aufgerufen worden und so zeigte sich Block 12 auf gut gefüllt. Eine respektable Zahl von 3076 Zuschauern hatte an diesem, von späten Sonnenstrahlen vergoldeten, Freitagabend den Weg in das Westfalenstadion gefunden. Auch der Anhang aus Verl konnte sich durchaus sehen und hören lassen – auch wenn die schiere Größe dieses Stadions das Gesamtbild natürlich schwächte. Laut wurde es trotzdem, dafür sorgten beide Szenen ebenso wie die Statik unseres Tempels.
Weniger zahlreich waren dafür die Personen im Spieltagskader von Enrico Maaßen. Ein Teil war bereits auf dem Weg nach Fürth um in diesem, für beide Vereine irrelevanten, Bundesligaspiel den Kader aufzustocken. Auf der anderen Seite stand am nächsten Tag nicht weniger als das Revierderby im Halbfinale um die Deutsche U19-Meisterschaft an. Somit war auch von Unten keine personelle Hilfe zu erwarten. Sage und schreibe drei Feldspieler (Bah-Traore, Pohlmann, Bafounta) standen schlussendlich als Wechseloption zur Verfügung. Für Verl, die noch mit allen Mitteln gegen den Abstieg kämpfen mussten, dürfte dieser dezimierte Kader sicherlich nicht ganz ungelegen gekommen sein.
Trotz allem startete der BVB II mit ordentlich Schwung in die Partie und konnte bereits nach wenigen Augenblicken die erste Offensivaktion verzeichnen, als Bueno über die linke Außenseite kam, den Ball aber nur ans Außennetz bringen konnte. Anschließend entwickelte sich eine recht muntere Partie, in der beide Mannschaften mit ordentlich Zug zum Tor agierten. Eine richtig zwingende Aktion wollte dabei jedoch nicht herumkommen. Dennoch musste man bereits zu diesem Zeitpunkt feststellen, dass Verl durchaus das Bestreben mitbrachte, hier richtig mitspielen zu wollen
Nach rund 20 Minuten wurde es auf dem Platz etwas ruhiger – dafür trug in diesen Momenten die Tribüne das Feuer weiter, denn die UvdA ließen zwei, drei Lichter aufgehen, was MagentaTV dazu brachte, schnell die Kameras abzuwenden.
In Minute 28 fuhr der BVB einen schönen Konter, Bornemann kam über die linke Seite, Tachie ließ seine Hereingabe passieren um dem besser positionierten Hober die Szene zu überlassen. Leider ließ dieser die erste richtig gute Chance liegen und setzte den Ball knapp über das Tor.
Angestachelt von weiteren Fackeln und einer sehr guten Geräuschkulisse schickten sich die Amas nun an, den Druck wieder zu erhöhen und Verl bereits hoch in der eigenen Hälfte zu pressen. Auch wenn Verl keineswegs den Bus parken wollte, wurden sie in dieser Phase gut von unseren Jungs gestellt. Spannend wurde es nur in Minute 38, als Drljaca beim Herauslaufen kurz wegrutschte und der eigentlich schon abwinkenden Verler noch einmal kurz Hoffnung schöpfte. Letztendlich blieb es aber nur bei dieser Schrecksekunde, dann hatte Drille die Situation und seine langen Beine wieder im Griff.
Erfolgreicher lief es dann auf der anderen Seite. Viet nutze einen Fehler im Spielaufbau und bediente anschließend Tachie, der die Kugel trocken im Kasten versenkte. 1:0 in Minute 39, und das durchaus verdient.
Mit einer guten Halbzeitleistung durfte man kurz darauf in die Pause gehen. In ein oder zwei Situationen hätte man noch konsequenter agieren können, doch zu diesem Zeitpunkt konnte man mit seiner Leistung durchaus zufrieden sein.
Zur zweiten Hälfte nahm man auf Verler Seite den ersten Wechsel vor. Rabihic kam für Berlinski – eine ziemlich gute Idee, wie sich später herausstellen sollte. Auch zum Kreis versammelten sich die Gäste erneut – man merkte durchaus, dass es für die Ostwestfalen hier um alles ging.
Dann ging es ohne langes Abtasten weiter. Bereits kurz nach wideranpfiff konnten die Gäste in gefährliche Gefilde gelangen, die Chance versandete dann jedoch in einer missglückten Flanke (oder einem missglückten Schuss?), für die Drille sich zwar etwas langmachen musste, letztlich aber problemlos pflücken konnte.
Auf der anderen Seite sorgte Taz mit einer schönen Einzelaktion für Hoffnung, dessen Schuss wurde jedoch zur Ecke geklärt.
Dann war es wieder Drjaca, der für ein bisschen Puls sorgte. Weit aus dem Tor herausgekommen nahm er einen langen Ball der Verler an, um diesen dann rund 20 Meter vom Tor entfernt stehend gar zu lässig dem Gegner zu überlassen. Zum Glück waren die Herren in weiß wohl selbst zu überrascht von dieser Aktion, sodass es auch hier glimpflich ausging.
Auch im Anschluss wurde deutlich, dass es im Kreis von Verl wohl nicht nur um die Mäcces-Bestellung für die Heimfahrt gegangen war. Immer wieder kombinierten sich die Ostwestfalen mit einem Fußball vor das Dortmunder Tor, der einen durchaus fragen ließ, warum Verl eigentlich so weit unten stand.
Rund zehn Minuten nach Wiederanpfiff war es dann so weit. Eckball Verl, Doppelpass vom eingewechselten Rabihic und Putaro – und dann knallte der Ball auch schon ins Dortmunder Tor. Wenige Sekunden nach dem Treffer knallte es auch im Verler Block. Ein Böller, der uns selbst auf der Pressetribüne mit Kopfhörern noch ordentlich im Ohr zimmerte, explodierte unter den Zuschauern. Bei so einer dämlichen Aktion ist die Bezeichnung „Ostwestfalen Idioten“ wohl mehr als gerechtfertigt. Dennoch: Der Ausgleich war hart erarbeitet und durchaus verdient.
Richtig bitter wurde es dann in Minute 63. Erneut war es ein durchaus schöner und konsequenter Angriff, der für das zweite Verler Tor sorgte.
Verl konnte sich in dieser Phase mit viel Aufwand ein ordentliches Übergewicht erarbeiten. Aus dieser Umklammerung konnte sich unsere U23 erst befreien, als Verl es nach dem Führungstreffer wieder etwas ruhiger angehen ließ. Leider kam in einer Phase, in der sich beide Mannschaften noch um die Oberhand stritten, die nächste kalte Dusche: Tachie war am Mittelkreis gar zu ruppig in den Zweikampf gegangen und fing sich die zweite Gelbe Karte des Abends (74.). Eine strenge, aber durchaus vertretbare Entscheidung. Damit berechtigte auf Dortmunder Seite natürlich nur noch wenig zur Hoffnung auf eine erneute Wende.
Es waren schon 04 Minuten der Nachspielzeit verronnen, als es plötzlich noch einmal richtig Spannend wurde. Der BVBII bekam Elfmeter, nachdem Berzel den Ball unglücklich an den Arm bekommen hatte und Franz Pfanne legte sich den Ball an den Punkt.
Man kann über unseren Franz sicher sehr viele sehr positive Dinge sagen, ein besonders herausstechender Schuss gehört jedoch nicht unbedingt zu den Qualitäten, die einem bei ihm als erstes einfallen. Es war wohl eher das kapitänliche Verantwortungsbewusstsein und die doch eher dünnen Alternativen, die zu dieser ungewöhnlichen Auswahl des Schützen geführt hatten.
Pfanne schoss, Thiede hielt und hielt fest und auf Verler Seite war nun auch kein Halten mehr. Gerechtfertigt: Mit dem im Anschluss folgenden Abpfiff konnten die Ostwestfalen über den Strich rutschen und haben am letzten Spieltag nun noch alle Chancen. Im entscheidenden Kellerduell empfängt man dort den MSV Duisburg.
Für den BVBII bleibt die bittere Erkenntnis, dass man kein Spiel im Westfalenstadion gewinnen konnte – trotz des besseren Rasens.
Für die Zweitvertretung geht es nächstes Wochenende zu 1860 München. Da sich die redaktionelle Amascrew an diesem Samstag jedoch gesammelt beim Spiel der Profis gegen die Hertha befinden wird, müssen wir uns bereits an dieser Stelle verabschieden. Wir sehen uns dann nächstes Jahr – Natürlich wieder in Liga drei!
Statistik
BVB II: Drljaca - Maloney, Pfanne, Finnsson – Tattermusch (Pohlmann, 72.), Hober, Viet, Guille Bueno - Tachie, Bornemann (Bafounta, 86.), Taz (Bah-Traore, 57.)
SC Verl: Thiede - Lannert, Pernot, Mikic, Stellwagen - Sapina, Baack, Corboz - Berlinski, Putaro, Petkov
Tore: 1:0 Tachie (39.), 1:1 Rabihic (56.), 1:2 Petkov (63.)