Max Michallek – Die „Spinne“ des BVB
Sie nannten ihn aufgrund seiner langen Beine die "Spinne". Am 29. August 2022 wäre eine Legende des Ballspielvereins 100 Jahre alt geworden. Ein Moment, um an der Oesterholzstraße 44-54 zu gedenken.
Im kleinen Rahmen traf man sich am Max-Michallek-Platz in der Dortmunder Nordstadt in der Nähe des Borsigplatzes. Hier war die Geburtsstätte eines großen Schwarzgelben, der eine lange Periode des BVB prägte und auszog, um die Fußballwelt zu erobern. Präsident Dr. Reinhard Rauball begrüßte zu Beginn einige Legenden der Borussen-Familie. Siggi Held, Wolfgang Paul, Nobby Dickel und viele andere waren gekommen, um dem außergewöhnlichen Spieler des Vereins die Ehre zu erweisen. Nach dem Vereinslied übernahm Gerd Kolbe das Mikrofon. Die gemeinsame Arbeit in der AG Tradition des BVB erlaubte mir, den Bleistift für einen Moment aus der Hand zu legen. Die Informationen kamen später auf persönlichem Weg. Dafür recht herzlichen Dank Gerd.
Max Michallek erblickte am 29. August 1922 am Borsigplatz das Licht der Welt, erkannte mit sechs Jahren seine Liebe zum BVB und blieb seinem Verein 31 Jahre als Spieler treu. Danach widmete er sich dem Nachwuchs des BVB, wurde später Assistent von Trainer Willi Multhaup und begleitete diesen zum legendären Europapokalsieg 1966. Max Michallek hatte viele Freunde. Zu ihnen gehörte leider nicht der damalige Bundestrainer Sepp Herberger. Dieser verwehrte dem „Langen“ jegliches Länderspiel und damit auch den Weltmeistertitel 1954 in Bern. Sein engster Freund Fritz Walter, Ehrenspieler der deutschen Nationalmannschaft, äußerte später darüber sein Unverständnis und war der Meinung, dass er jeder Zeit die bessere Alternative zu seinem Kontrahenten Werner Liebrich gewesen wäre. Das Geheimnis, warum die „Spinne“ kein einziges Länderspiel bestritt, nahm der „Chef“ am 28. April 1977 in Mannheim mit ins Grab. Insider glaubten zu wissen, dass Sepp Herberger die Jungs aus dem Westen nicht besonders mochte.
Dafür war Max Michallek im Verein Borussia Dortmund umso erfolgreicher. Ihm war es zu verdanken, dass er als A-Jugendlicher den BVB zum ersten Sieg gegen den Erzrivalen aus Gelsenkirchen führte und dabei auch noch zwei Tore zum 4:2 Sieg beisteuerte. In der Zeit des Zweiten Weltkrieges kam es zum Erliegen des Spielbetriebes, doch schon im Jahr 1947 konnte man an alte Erfolge anknüpfen und besiegte im Endspiel der Westfalenmeisterschaft zur Freude des Anhangs den S04 mit 3:2. Erneut konnte Max einen Treffer beisteuern. Fünf Westdeutsche Meistertitel standen auf seiner Habenseite. Die Krönung seiner Karriere waren allerdings die beiden deutschen Meistertitel mit seinem Team 1956 gegen den KSC und 1957 gegen den HSV. Sie waren der Grundstein für den Titel „Mannschaft des Jahres“, ein Titel, der zum allersten Male im Jahr 1958 verliehen wurde und schwarzgelbe Farben trug.
Wolfgang Paul und Siggi Held konnten sich gut an gemeinsame Zeiten erinnern. Im Jahr 1959 beendete Max Michallek beim BVB seine Karriere als Fußballer. Er war neben Hans Schäfer vom 1.FC Köln und Helmut Rahn von Rot-Weiß Essen einer der prägenden Spieler der damaligen Oberliga West und das bei einer Existenz der „Drei Alfredos“. Adi Preißler und Co. mögen uns dieses Statement verzeihen. Damals dachte auch noch niemand an die Geburt der Bundesliga.
Gegen dich spiele ich noch mit Siebzig
Der kürzlich verstorbene Ehrenspielführer der Nationalmannschaft wird sich zu Lebzeiten an diesen Dialog erinnert haben. Als Uwe Seeler gemeinsam mit Max Michallek am 23. Juni 1957 das Spielfeld im Niedersachsenstadion in Hannover betrat, äußerte sich der Hanseate etwas abfällig hinsichtlich des Alters seines Gegenspielers und provozierte mit den Worten: “Na, Opa, auch noch dabei?“ Daraufhin bekam er von Max den passenden Spruch ins Ohr geflüstert. Uwe Seeler blieb an diesem Tag beim Endspiel ohne Torerfolg und der BVB siegte mit 4:1 gegen den HSV und wurde Deutscher Meister.
Die Spinne liebte es im Schwimmbad vom 10-Meter-Turm zu springen. Dazu muss man wissen, dass er Nichtschwimmer war. Also versammelten sich einige seiner Mitspieler im Becken, um ihn nach dem Auftauchen sicher an Land zu bringen. Max sprang aber auch schon einmal als Kohlenschipper ein, als er 1949 beim ersten Spiel der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft gegen den Berliner SV 1892 bei der Hinfahrt notgedrungen auf einen Zug umsteigen musste! Es galt, pünktlich zu sein.
Im Jahr 1985 starb Max Michallek nach schwerer Krankheit. Für den BVB ist er unsterblich und lebt in vielen Anekdoten und Geschichten weiter. Die schwarzgelbe Familie wird den „langen Max“, einen seiner Allergrößten, nie vergessen. Der Max-Michallek-Platz beherbergt seit dem Frühjahr den Soccer Court und bietet eine Plattform für die nächsten Talente des Vereins. Die Geburtsstätte von Max Michallek ist dafür die ideale Umgebung. Ich bin mir sicher, dass die „Spinne“ dies von ihrem Sockel genau beobachten wird. Möge der Platz sich zu einem Quartier der Gemeinsamkeit entwickeln und Generationen verbinden. Am Ende gedachten alle der Legende mit dem Lied von Andy Schade: