Danke für alles, Schmelle
Nach 17 Jahren im schwarz-gelben Trikot wird mit Marcel Schmelzer eine Identifikationsfigur den Verein nach dem Sommer verlassen. Wir blicken ein bisschen zurück auf einen tollen Menschen und absoluten Herzblutborussen.
Wenn Marcel Schmelzer den BVB verlässt, wird er auf 17 Jahre in Schwarz-Gelb zurückblicken können. 17 Jahre, in denen er über 450 Spiele bestritten hat mit mehr als 36.700 Spielminuten für die erste Mannschaft, den BVBII und die U19. Mit ihm verlässt nicht nur eine absolute Identifikationsfigur den Verein, sondern auch ein Spieler, dem Verein und Fans sehr viel bedeuten.
"Marcel Schmelzer ist ein Spieler, der [...] sich immer zu 100 Prozent mit unserem - mit seinem - Verein identifiziert hat" (-Michael Zorc)
Er ist einer derjenigen, die die erfolgreichen Jahre des BVB in der jüngeren Vergangenheit geprägt haben. Mit Dortmund wurde Schmelle zwei Mal Deutscher Meister und holte drei Mal den DFB-Pokal. Dazu kommt noch der Titelgewinn bei der U21-EM 2009 in Schweden.
Schmelle wechselte 2005 vom 1. FC Magdeburg ins Ruhrgebiet. In der U19 war er erst als Flügelstürmer vorgesehen, bis er dann defensiv umgeschult wurde. Zwei Jahre später wurde er in die U23 hochgezogen, dort blieb er jedoch nur eine Saison, ehe er vom neuen Trainer, Jürgen Klopp, in den A-Kader berufen wurde. Sein Pflichtspieldebüt für den BVB gab er kurze Zeit später im DFB-Pokal gegen Rot-Weiss Essen, wo er in der 77. Spielminute für Mladen Petric aufs Feld kam. Es folgten weitere Einsätze in Pokal und Liga. Der große Durchbruch gelang ihm 2009/10, als er Dedê von dessen angestammter Position verdrängen konnte und damit zum Stammspieler wurde.
Damit auch genug mit den schnöden Fakten. Lieber konzentrieren wir uns auf die schönen Erinnerungen und Momente. Angefangen natürlich, wie sollte es anders sein, mit der Meisterschaft 2010/11 und dem Double 2011/12. Wie kaum ein anderer steht Schmelzer für diese erfolgreichen Jahre. Verkörpert er doch vieles, was den Fußball unter Klopp ausmachte: Einsatzbereitschaft, Willen, Kampfgeist und eine hohe Laufbereitschaft. Wie ein Duracell-Häschen rannte Schmelzer die Außenbahn hoch und runter. Und auch wenn er nicht der größte Techniker war, machte er es mit seinen anderen Eigenschaften wieder wett. Ein Spielertyp wie gemacht für den Ruhrpott, wo unbedingter Einsatz und Wille mehr zählt als Pirouetten-Chichi.
Ein Spiel, was mir immer in Erinnerung bleiben wird, ist das Rückspiel gegen Málaga im Champions-League-Viertelfinale 2013. Viel zu dieser Begegnung muss man sicher nicht schreiben. Jeder BVB-Fan wird diese 90 Minuten, diese Nachspielzeit, noch vor dem Auge haben. Und dieses Spiel lässt sich mit einer Aussage von Nuri Sahin gut zusammenfassen:
"Ich habe zu Schmelle geschaut. Durch seine Maske habe ich sein Gesicht gesehen. Der Ausdruck darin war so entschlossen, dass ich dann dachte: Ok, wir können es noch schaffen."
Diese Aussage fasst aber nicht nur das Spiel, sondern auch Schmelzers Karriere bei Borussia Dortmund sehr gut zusammen. Natürlich sind auch seine Tore in Erinnerung geblieben. Zum Beispiel das im Hinspiel der Champions-League-Gruppenphase gegen Real Madrid in der Saison 2012/13: Götze flankte den Ball von der rechten Seite aus in den Strafraum, Casillas kam raus und faustete den Ball in Schmelles Richtung. Der nahm den Schuss volley und vollstreckte zur 2:1-Führung für den BVB in der 64. Spielminute. Oder sein Comeback-Tor in der Europa League 2018 gegen Atalanta Bergamo, mit dem sich der BVB in der 83. Minute noch ins Achtelfinale zitterte. Reus zog rechts am Strafraum ab, der Schuss wurde jedoch von Bergamos Schlussmann Bersisha geblockt. Den Abpraller versenkte Schmelle dann im Tor.
Aber woran man sich bei so vielen Spielen wirklich erinnert, ist der unbändige Wille. Diese Entschlossenheit, ein Spiel zu drehen und bis zur letzten Sekunde zu fighten. Es mag vielleicht nicht tonnenweise spielerische Wow-Momente gegeben haben, aber er hat sich und die Mannschaft nie aufgegeben. Wo andere mit hängenden Schultern vom Platz gegangen sind, hat Schmelzer weitergekämpft. Auch wenn nicht immer alles funktioniert hat. Und gerade von dieser Einstellung können wir uns alle eine Scheibe abschneiden.
Marcel Schmelzer ist ein Spieler, der über all die Jahre hinweg die Fußballromantik bewahrt hat. Ein Spieler, der aus der eigenen Jugend kommend, mit dem Verein alle Höhen und Tiefen mitgemacht hat. Der mit ihm große Erfolge gefeiert, ihn aber auch in schlechten Zeiten die Treue gehalten hat. Einer, der sich immer für das Team einsetzt. Aber genau das kann man nicht nur auf den Verein beziehen, sondern auch auf die Fans. Obwohl Schmelzer es am Anfang nicht leicht hatte bei den BVB-Anhängern, hat er sich doch einen Platz tief im Herzen von vielen erarbeitet. Er hat es für sich angenommen, in die großen Fußstapfen von Dedê zu treten und sich dabei selbst übertroffen. Es gibt kaum einen Spieler, der so Fan-nah ist wie Schmelzer. Ein Mensch, ganz ohne Starallüren oder gehobener Nase, vor dem man einfach nur den Hut ziehen kann.
Und gerade deshalb ist es auch wichtig, dass der BVB Schmelzer alle Türen offen halten wird. Also egal, dass sich die Wege nach dem Sommer wahrscheinlich erst einmal trennen. Schmelzer bleibt ein Dortmunder Jung.
"Es ist schon jetzt der Wunsch aller handelnden Personen, Marcel Schmelzer im Anschluss an seine Karriere beim BVB einzubinden und ihn nach Kräften dabei zu unterstützen, seinen großen Erfahrungsschatz an den Nachwuchs weiterzugeben." (-Michael Zorc im April 2021)
Was kann man da anderes sagen, als: Danke für alles, Schmelle.