Von Zuschauererhöhung, Personalsorgen und starken Mainzern
Nach der Länderspielpause ist vor der Bundesliga. Und beim Heimspiel gegen den FSV Mainz 05 am Samstagnachmittag gibt es direkt einige Dinge, die es lohnt betrachtet zu werden: es dürfen wieder deutlich mehr Zuschauer ins Westfalenstadion, die Personalsituation beim BVB ist nach wie vor angespannt, viele Spieler sind nach der Länderspielpause müde und dann kommt auch noch ein maximal unangenehmer Gegner in das schwarzgelbe Wohnzimmer. Reize bietet das Spiel also genug.
Fangen wir an mit der Zuschauererhöhung, die in den letzten Wochen ja auch vielerorts und kontrovers diskutiert wurde. Die neue Coronaschutzverordnung lässt zu, dass der BVB wie schon beim Spiel gegen Augsburg wieder mehr als 25.000 Zuschauer willkommen heißt. Für das letzte Heimspiel vor der Pause war die Zeit zwischen Änderung der Verordnung und Spieltermin noch zu kurz, hier waren es am Ende letztlich etwas mehr als 40.000 Fans. Für das Spiel gegen die Mainzer stellte der BVB das Zulassungskonzept um, indem er nun nicht mehr zwischen Genesen, Geimpften und Getesteten unterscheidet – alle dürfen ins Stadion, es greift die sogenannten 3G-Regel. Über 60.000 Fans dürfen kommen, restlos vergriffen sind die Karten aber immer noch nicht. Gerade auf der Nordtribüne sind noch viele (teurere) Karten zu haben. Auf der Pressekonferenz vor dem Spiel zeigte sich Sascha Fligge noch zuversichtlich, dass am Samstag zwar nicht die zu Beginn ausgerufenen 67.000, aber doch zumindest mehr als 60.000 Karten verkauft werden dürften. Dennoch: die Karten werden dem BVB weiterhin nicht aus der Hand gerissen. Das mag diverse Gründe haben, die einen mehr von der Corona-Pandemie beeinflusst, die anderen weniger. Trotzdem ist es schon lange her, dass der BVB – vor der Pandemie – noch so oft und so viele Karten im freien Vorverkauf anbieten konnte. Das gilt es an dieser Stelle einfach einmal festzuhalten. Es bleibt abzuwarten, wie viele Fans am Wochenende nun im Westfalenstadion sein werden, genauso wie diese sich auf die Stimmung auswirken werden. Die Ultra-Gruppierungen werden nämlich zunächst nicht in organisierter Form auf die Südtribüne zurückkehren, wie beispielsweise „The Unity“ in einem Statement am Freitag verkündete. Man wünsche sich weiterhin die Vollauslastung der Stadien und kein begrenztes Kartenkontingent.
Genauso unklar ist wohl noch, was für eine BVB-Elf die zahlenden Zuschauer am Ende auflaufen sehen werden. Grund dafür ist unter anderem die Länderspielpause, in der gleich mehrere Borussen frühzeitig von ihren Nationalmannschaften abreisen mussten, weil sie sich mehr oder weniger große Blessuren zugezogen haben. So werden beispielsweise Raphael Guerreiro, Youssoufa Moukoko und Mo Dahoud (auch wenn dieser sich schon vor der Pause verletzte) definitiv nicht spielen können. Darüber hinaus gibt es auch hinter wichtigen Spielern noch einige Fragezeichen, die Marco Rose im Vorfeld der Partie nicht wirklich ausräumen konnte. Die größten Knackpunkte für den BVB dürften dabei die Zusammensetzung der Abwehrreihe, insbesondere auf der ohnehin schon problematischen Position des Rechtsverteidigers, und die Personalie Erling Haaland sein. Der norwegische Sturmtank reiste gar nicht erst zu seiner Nationalmannschaft, um sich von seinen Blessuren erholen zu können, ist aber immer noch nicht bei 100 % angekommen und daher auch noch für das Spiel gegen Mainz fraglich.
Die Diskussionen um den Sinn und Unsinn von Länderspielpausen und vor allem der hohen Taktung der Pflichtspiele für Nationalspiele werden mittlerweile immer lauter. Kein Wunder, wenn in der öffentlichen Diskussion so oft die Rede von Nations League, WM alle zwei Jahre und Co ist. Immer mehr Spieler und Trainer äußern sich mittlerweile kritisch zur hohen Belastung, deren Konsequenz am Ende eben Verletzungen sind, unter denen letztlich die Vereine leiden. Klar, nicht alle Verletzungen sind nur auf den Terminkalender zurückzuführen, dennoch kann man wohl nicht wegdiskutieren, dass die Verletzungsanfälligkeit mit mehr und mehr Einsätzen ebenso ansteigt. Auch dieses Thema wird uns wohl noch eine Weile begleiten und ein Umdenken der großen Verbände wäre zwar wünschenswert, aber wohl nicht realistisch. Am Ende muss ja doch der Rubel rollen…
Dieser rollt beim FSV Mainz 05 sicher nicht so stetig und im gleichen Umfang wie bei größeren Vereinen. Umso mehr Respekt muss man vor der Arbeit haben, die in Mainz seit Jahren, besonders aber seit der Anstellung von Bo Svensson als Cheftrainer, geleistet wird. Nicht nur schaffte Svensson den schon fast verloren geglaubten Klassenerhalt auf am Ende beeindruckende Weise, nein, er brachte die Mainzer auch mittelfristig zurück auf Kurs, sodass auch in der laufenden Saison bislang 10 Punkte eingesackt werden konnten, eine klare Handschrift auf dem Platz zu erkennen ist und der FSV eine der wohl unangenehmeren „kleinen“ Mannschaften der Liga geworden ist. Der BVB sollte also gewarnt sein, auch wenn die Wahrscheinlichkeit, dass Marco Rose und sein Team die Mainzer auf die leichte Schulter nehmen, nicht nur aufgrund seines Verhältnisses zu den handelnden Akteuren insgesamt eher gering sein sollte.