Und dann auch noch Sevilla
Betrübte Stimmung in der selbsternannten Bierhauptstadt: nach dem 2:4 in München geben auch die Personalsorgen beim BVB wenig Anlass zur Vorfreude auf ein Champions-League-Achtelfinal-Rückspiel im traurig leeren Westfalenstadion.
365 Tage ohne uns
Ein Jahr ist es nun her, dass die Beschlüsse der Bundesregierung uns alle zwangen, zu Hause zu bleiben. Ein Jahr. 365 Tage. 46 Spiele. 27 Siege, 4 Unentschieden und 15 Niederlagen. Alles ohne uns!
Natürlich weiß ich, dass hierzu bereits genug gejammert und gemeckert wurde und ich weiß auch, dass all die Beschlüsse, Regeln und Verbote unsere wichtigsten Werkzeuge im Kampf gegen die Corona-Pandemie sind. Trotzdem macht mich jedes Spiel, bei dem ich nicht dabei sein kann, traurig und es tut auch nach einem Jahr immer noch weh, mein geliebtes „You’ll never walk alone“ vor dem Fernseher singen zu müssen (und meinen Nachbarn tue ich damit auch keinen Gefallen). Ich vermisse es, samstagsmorgens aufzustehen, schon beim Frühstück mit meinem Freund über Fußball zu sprechen, mich fertig zu machen und dann zum Spiel aufzubrechen. Es fehlt mir, in überfüllte U-Bahnen oder in Reisebusse voller Gleichgesinnter zu steigen. Ich sehne mich nach dem Geruch von Pferdeäppeln, die meinen Weg zum Stadion pflastern. Ich vermisse den Geruch von ranzigem Pommesfett, der durch die Katakomben des Westfalenstadions weht. Mir fehlen Leute, die einen auf dem Klo nach dem getippten Endergebnis fragen und sich danach nicht die Hände waschen. Ich vermisse das Gefühl, nach einer harten Arbeitswoche durch den Eingang zu Block 13 zu gehen, und zu wissen: „Die Woche ist vorbei, es ist soweit. Das Leben beginnt…“ Ich sehne mich, nach den immer gleichen Gesprächen vor dem Anpfiff, nach den immer gleichen Leuten um mich herum und auch nach einer gepflegten Bierdusche – ich hab das mal zu Hause im Bad versucht. Man riecht danach zwar, wie nach einem Stadionbesuch, aber dennoch ist es irgendwie nicht das Gleiche. Kurzum: ich vermisse die Fußball-Normalität. Auch auf dem Platz. Ich vermisse Spieler, die – von den Tribünen angestachelt – in jedem Zweikampf das letzte bisschen rausholen, an ihre Grenzen gehen, sich zerreißen. Ich vermisse Rudelbildungen im Derby. Ich vermisse die Momente, in denen man merkt, dass die Fans der Mannschaft zum Sieg verholfen haben. Ich vermisse einfach alles, was den Fußball für mich immer ausgemacht hat. Und dennoch dreht die Uhr sich weiter, und auch das Geschehen im Profifußball läuft weiter. Ob man das immer alles so verstehen und gut finden muss, lass ich mal dahin gestellt. Es geht jedenfalls immer weiter und wie sagte `Sepp` Herberger einst so schön: „Das nächste Spiel ist immer das schwerste!“
Edin und die drei Fragezeichen
Vor dem wichtigen Achtelfinal-Rückspiel in der Champions League am morgigen Dienstag (21 Uhr, Sky) plagen Edin Terzic Personalsorgen. Gleich drei wichtige Spieler fallen aus oder drohen auszufallen. Bei Jadon Sancho ist die Sache bereits klar. Der Tempodribbler aus dem Mittelfeld zog sich bereits beim Pokalspiel in Gladbach eine Muskelverletzung zu und scheint nun länger auszufallen. Fraglich ist hingegen noch der Einsatz von Raphael Guerreiro. Der Linksverteidiger hatte sich, eben so wie Sancho, bereits im Pokalspiel eine Muskelverletzung zugezogen. Ob es für morgen reicht, bleibt daher abzuwarten. Besser stehen die Chancen hingegen auf einen Einsatz von Erling Haaland. Der Stürmer musste zwar in München verletzt ausgewechselt werden, die Blessur aus dem Zweikampf mit Jerome Boateng war jedoch weniger schlimm, als zunächst vermutet. Zum Glück, schließlich hat Haaland in jedem seiner fünf Champions-League-Einsätze mindestens ein Tor erzielt und ist damit Führender der CL-Torjägerliste.
Es geht um mehr als nur den Einzug ins Viertelfinale
„Es bietet sich eine riesige Chance für uns, sowohl sportlich als auch wirtschaftlich“, sagte Michael Zorc dem `Kicker` mit Blick auf einen möglichen Viertelfinaleinzug. Was er damit meint, dürfte jedem klar sein. 10,5 Millionen Euro winken dem BVB bei einem Einzug in die Runde der besten Acht. Geld, dass man gut gebrauchen könnte, schließlich hinterlässt so eine Pandemie auch bei großen Vereinen finanzielle Sorgen. Zusammen mit den Einnahmen aus dem Pokal dürfte das Weiterkommen in der Champions League das ein oder andere Loch in der BVB-Kasse wieder schließen.
„Wir waren seit 2017 nicht mehr in der Runde der letzten Acht, das ist eine Riesenmotivation für jeden Einzelnen, nochmal alle Kräfte zu mobilisieren", sagte Zorc weiter. Auch sportlich wäre der Einzug ins Viertelfinale der Champions League für den BVB ein großer Erfolg. Wie Zorc schon sagte, schaffte es der BVB zuletzt in der Saison 2016/17 in das Viertelfinale der UEFA Champions League und schied dort (unter schlimmsten Umständen) gegen Monaco aus.
Zahlen & Fakten
Rein statistisch gesehen könnte die Begegnung nicht ausgeglichener sein. Drei mal trafen beide Teams bisher aufeinander:
30.09.2010 BVB – FC Sevilla 0:1
15.12.2010 FC Sevilla – BVB 2:2
17.02.2021 FC Sevilla – BVB 2:3
Dank dem knappen 3:2-Auswärtssieg im Hinspiel würden dem BVB ein Unentschieden oder sogar knappe Niederlage (0:1, 1:2…) zum Weiterkommen reichen.
Übrigens: Julian Brandt steht vor seinem 50. Einsatz in einem europäischen Wettbewerb.
Voraussichtliche Aufstellungen
BVB
Hitz – Morey, Can, Hummels, N. Schulz – Dahoud – Bellingham, Delaney – Reus, T.Hazard – Haaland
Bank: Bürki, Unbehaun, Guerreiro, Meunier, Passlack, Piszczek, Zagadou, Brandt, Raschl, Renier, Moukoko, Tigges
FC Sevilla
Bono – Jesus Navas, Koundé, Diego Carlos, Acuna – Fernando – Jordan, Rakitic – Suso, En-Nesyri, Ocampos
Schiedsrichter:
Cüneyt Cakir (Türkei)
Assistenten
Duran, Bahattin (Türkei)
Ongun, Tarik (Türkei)
Vierter Offizieller
Kardesler, Arda (Türkei)
Video-Assistent
Irrati, Massimiliano (Italien)