Konzern oder Klümpchenbude?
Borussia Dortmund will ein Global Player auf dem Weltmarkt des Fußballs sein, doch ausgerechnet im internationalen Wettbewerb verzichtet der Verein auf die prominente Platzierung seines "Logos". Warum eigentlich?
Der Profifußball, so muss man den Vereinen zugutehalten, ist mit Sicherheit einer der schwierigsten Märkte überhaupt. Er steht so im öffentlichen Licht wie kaum ein anderer, ist maximal emotional aufgeladen – und dabei permanent auf der Jagd nach Umsatzsteigerungen in Prozentzahlen, die anderen Branchen die Tränen in die Augen treiben. Die Coronapandemie hat diesen Drahtseilakt noch einmal deutlich verkompliziert. Bemitleiden muss man die Vereine für dieses Arbeitsumfeld aber nicht, sie haben sich diesen Markt selber so geschaffen. Das ganze Dilemma dieses Balancierens zwischen Verein und Gesellschaft bringt das Geschehen rund um das Cup-Trikot sehr gut auf den Punkt.
Borussia Dortmund
will auf der einen Seite Teil des „Big Business“ sein, ein Global
Player auf dem Weltmarkt des Fußballs. Es werden Auslandsdependancen
gegründet, man ist börsennotiert und erschließt in der Sommerpause
mittlerweile ausländische Märkte, statt über die regionalen
Dorfplätze zu tingeln. Gleichzeitig handelt man aber auch so
unbedarft, dass man sich nur wundern kann. So hat man offenbar bei
der letzten Vertragsverlängerung mit Puma als Ausrüster einer
Klausel zugestimmt, die Puma ein identisches Aussehen der Trikot
aller unter Vertrag stehenden Vereine in Europa ermöglicht,
gleichzeitig aber aufgrund von FIFA-Regularien die Verwendung des
tatsächlichen Vereinswappens in der üblichen Form ausschließt.
Dabei ist das Wappen, oder firmenmäßig zu sprechen das „Logo“, das erste Aushängeschild einer Firma. Ironischerweise zeigt ausgerechnet Puma selber auf dem Trikot, wie wertvoll es ist. Dort muss nicht „Puma“ geschrieben stehen, die Silhouette des springenden Tiers unter dem Kragen reicht vollkommen aus, damit jeder weiß, welches Unternehmen gemeint ist. So wie auch jeder sofort weiß, wer hinter dem „Swoosh“ oder einem geschwungenen, goldgelben „M“ steht.
Und dann verzichtet der BVB in dem Wettbewerb, in dem er sich den begehrten Fans im Ausland am besten präsentieren kann, sein Logo zu verwenden? Das Emblem, dessen Verpfändung unter Niebaum zu einem Sinnbild der Gier und Maßlosigkeit wurde, das auf jedem seiner Produkte prangt und dessen unrechtmäßige Verwendung er intensiv verfolgt? Kann man richtig und sinnvoll finden, muss man aber nicht. Dass sich Vereine wie Manchester City, oder die andere Borussia vom Niederrhein darauf nur als Ausweichtrikot eingelassen haben, zeigt, dass diese Entscheidung aus unternehmerischer Sicht durchaus diskutabel ist.
Natürlich ist es dem BVB dabei bewusst gewesen, dass die Sache nicht so ganz problemfrei ist. Für den Fan ist das Vereinswappen das höchste Gut, mit dem er sich nach Außen seinem Verein zugehörig zeigt. In Dortmund wissen schon die Kleinsten im Kindergarten, was dieser gelbe Kreis mit der Buchstaben-/Zahlenkombination „BVB 09“ bedeutet und schon nach den ersten Leaks wurde nicht nur Kritik am, nennen wir es mal so, Design geäußert, auch das Fehlen des Wappens wurde scharf angegriffen. Man muss den Verantwortlichen zugestehen, dass man da bereits zwischen allen Stühlen saß und Puma gegenüber in der Verpflichtung stand. Richtige Konzerne würden allerdings vermutlich versuchen, diesem Dilemma mit einer einheitlichen Kommunikationsstrategie zu begegnen und nicht mit Twitter-Tweets, die katastrophalerweise zusätzliche und unerfüllbare Hoffnungen wecken.
Da macht es die Sache auch nicht wirklich besser, dass dieses Thema in der Vergangenheit im Fanrat besprochen wurde. Letztendlich zeigt auch das den Schlingerkurs, den man eingeschlagen hat, weil es sich auch hierbei nur um eine vordergründige Teilhabe handelt. Mögliche negative Folgen sollen nach Möglichkeit vergemeinschaftet werden, indem man im laufenden Prozess Fans mit ins Boot holt, an dem wirklichen Entscheidungsprozess, nämlich der Frage, ob diese Vertragsinhalte grundsätzlich überhaupt tragbar sind, sind sie nicht beteiligt. Dieses vor vollendete Tatsachen stellen, ist Fanorganisationen alles andere als unbekannt.
Letztendlich wollen sich die Vereine gerne die Rosinen herauspicken. Bei den großen Entscheidungen gibt man den Konzern, wenn es stürmisch wird, ist man gerne wieder der Verein, der die Gemeinschaft beschwört. Was dabei am Ende jedoch heraus kommt, ist eine sündhaft hochpreisige Klümpchenbude.