Wenn der Schiri pfeift
Trotz Niederlage hält sich der BVB die Chancen in der Champions League offen, doch eine Szene sorgte beim Hinspiel für Diskussionen.
Der Frust bei den Anhängern des BVB sitzt nach den vergangenen Leistungen in der Bundesliga tief. Da kam der Gedanke nicht von ungefähr, dass man gegen eines der besten Teams Europas (bzw. der Welt) gnadenlos untergehen würde. Allerdings wäre es auch nicht das erste Mal, dass die Borussia national vor sich hindümpelt, um international die Kohlen aus dem Feuer zu holen. Und so zeigte die Mannschaft von Edin Terzic eine durchaus ansprechende Leistung gegen Manchester City und weckte damit die Hoffnungen bei Schwarz-Gelb, dass in diesem Duell tatsächlich was gehen könnte.
Natürlich rückt die Borussia international gegen Mannschaften wie City vergleichsweise in eine Art Underdog-Rolle und gibt die Favoritenposition aus der Bundesliga an den Champions-League-Gegner ab. Auf dem Spielfeld entfaltet sich so auch ein ganz anderes Geschehen, was dem Team um Kapitän Marco Reus vielleicht sogar mehr liegen mag: Schnelles Umschaltspiel und auf Konter lauern, statt mit Ballbesitzfußball den Gegner mürbe zu spielen und auf die so oft heraufbeschworene Lücke zu warten.
Es ist schon ein Brett, gegen Manchester City antreten zu müssen, die mit 14 Punkten Vorsprung auf Stadtrivalen United und einem Spiel mehr auf Platz 1 der Premier League thronen. Wenn du dann aber noch ein katastrophales Schiedsrichtergespann hast, wird es ganz schwierig, dort was mitzunehmen. Und so blieb bei der 2:1-Niederlage eine Szene ganz besonders hängen:
Nach einem langen Ball überrascht Bellingham Ederson und klaut dem Torhüter an der Strafraumkante die Kugel, ehe der diese wegschlagen kann. Das Tor ist frei, Bellingham muss nur noch einschieben und was macht der Schiedsrichter? Pfeift auf Foulspiel Bellingham, ehe der Ball die Linie überqueren kann und zeigt dem Dortmunder obendrein noch die gelbe Karte. Was für eine krasse Fehlentscheidung. Nicht nur, dass Bellingham zuerst am Ball war und anschließend von Ederson getroffen wurde, sondern auch, dass der Schiedsrichter abpfeift, noch ehe der Ball im Netz zappelt und so eine Überprüfung durch den ach-so-gerechten VAR verhindert. Jeder Mist wird heutzutage laufen gelassen – da kannste auch fünf Meter im Abseits stehen – und erst nachträglich zurückgenommen, aber ein 100%iges Tor kann man schon mal abpfeifen. Meine Fresse. Das wäre dann das 1:1 gewesen und der immens wichtige Auswärtstreffer bei einem schier übermächtigen Gegner.
Die Borussia gab sich aber in Halbzeit 2 keineswegs auf, sondern versuchte weiter defensiv stabil zu stehen und offensiv Nadelstiche zu setzen, um doch noch zum Ausgleich zu kommen. Und so belohnte sich der BVB in der 84. Minute: Wieder war Bellingham beteiligt, der überall zu finden war und erneut durch eine starke Laufleistung überzeugte. Haaland bekam den Ball und leitete direkt auf Reus weiter, der frei vor Ederson zum Abschluss kam und sicher einnetzte. Ich ertappte mich bei aller Freude über den Treffer jedoch auch mit Blick auf die Uhr bei dem Gedanken, dass dieses Tor zu früh fiel…
Kurz vor Schluss erzielte City dann doch noch den Siegtreffer. Man kann sich jetzt ins Konjunktiv stürzen und fragen, was wäre, wenn dieses Bellingham-Tor gezählt hätte? Aber die Zeit zurückdrehen und diese Entscheidung ändern können wir alle nicht. Mit einem 2:1 im Hinspiel stehen dir im Rückspiel noch alle Türen offen. Und wenn man es schon vergeigt, sich für die kommende Champions-League-Saison zu qualifizieren, sollte man die diesjährige besonders lange auskosten…