Every little thing, gonna be all right - Borussia Dortmund holt den DFB-Pokal in den Pott
Über ein Jahr Pandemie haben das Fansein merklich abkühlen lassen, doch so ein Auftritt in Berlin lässt vieles anders sehen. Hier ein kleiner Spielfilm von einem schönen Vattertag.
Donnerstag, 13.5.2021 - Wer ist bloß auf den Termin gekommen?
Was war das immer schön, an einem Samstag um 20 Uhr guckte man, am
besten in Berlin, sich das Pokalendspiel an. Aber an einem
Donnerstag? Mit Pandemie und EM kann man vieles erklären, aber
trotzdem war das surreal. Aber was will man da machen?
Sicherlich
haben viele die üblichen Vatertagsaktionen (hoffentlich
Pandemie-konform) gemacht, gegen 20 Uhr kam dann das erste leichte
Kribbeln auf. Es folge die Aufstellung:
BVB:
Bürki – Piszczek, Akanji, Hummels, Guerreiro – Can, Dahoud,
Bellingham – Sancho, Haaland, Reus
SSV Markranstädt aus Leipzig: Gulacsi – Klostermann, Upamecano, Halstenberg – Kampl – Mukiele, Dani Olmo, Sabitzer, Haidara – Sörloth, Hwang
Während der BVB wohl mit der besten, fitten Mannschaft auftrat, wechselte der neue Trainergott der Bayern auf vielen Positionen. Neben zwei ehemaligen BVB-Spielern (Kampl und Halstenberg) waren wie immer viele Spieler aus Salzburg auf dem Platz. Das Ganze wurde von einem Münchener geleitet, Dr. Felix Brych. Der pfiff sein zweites Pokalfinale. An seinem ersten war auch der BVB beteiligt, man verlor 2015 dieses gegen die Werksmannschaft aus Wolfsburg. Na, ob das gut geht?
Erste Halbzeit
Anstoß hatten die Leipziger und schon in der ersten Minute langte
Emre Can hin. Das gab eine Ansage von Brych. Die ersten Minuten ging
es hin und her. In der fünften Minute überlies der ehemalige
BVB-Spieler Kampel seinem Ex-Mitspieler Reus den Ball im Mittefeld
(objektiv klaute Marco den Ball). Der leitet weiter an Haaland und
dieser an Dahoud. Sein Pass im halblinken Strafraum übernimmt
Sancho. Da ihn keiner dabei stört, nutzt er diesen für einen
Schlenzer in lange Eck – 1 zu 0 für den BVB. Was für ein
Auftakt.
Auch danach pressen die Borussen weiter und versuchen, sämtlichen Widerstand der Sachsen im Keim zu ersticken. Das hat sich vor allem Can vorgenommen. In der 10. und 14. Minute bringt er die Angriffsbemühungen von Leipzig mit Fouls zu Fall. Es liefen dort schon erste Wetten, dass er das Ende des Spiels nicht erleben würde, bleibt aber noch immer ohne Verwarnung. In der Folge gab es Freistöße, die aber nichts einbrachten. Es gab zwar eine leichte Überlegenheit der Leipziger, aber entweder konnte Bürki die Bälle abfangen oder sie verpassten das Tor. In der 25. Minute war es dann so weit, es gab die erste Gelbe Karte. Nein, nicht Can, sondern Bellingham sah diese nach einem harten Einsteigen gegen Kampl. Nur drei Minuten später war es dann so weit. Wieder fängt Reus einen Fehlpass von Hwang ab und leitet den Ball direkt auf Haaland. Dieser startet ein Laufduell mit Upamecano. Doch der Neu-Münchener prallt von dem Norweger ab, so dass Haaland unbedrängt in linke Eck einschießen kann – 2 zu 0 für den BVB.
In der 34. Minute war wieder Can im Blickfeld. Im Strafraum klammert
er ziemlich lange an Dani Olmo herum, doch dieser fliegt nicht,
sondern versucht den Ball zu verwerten. Der BVB gleich doppelt im
Glück, denn dieser erreicht den Ball nicht vor dem Toraus. In der
39. Minute dann die große Chance für den Tabellenzweiten. Olmo
zieht die Aufmerksamkeit auf sich, passt dann zu Sörloth, doch
dieser vergibt aus spitzen Winkel.
In der 45. Minute gab es dann wieder positives vom BVB. Die Leipziger waren hoch aufgerückt, dies nutzt Dahoud aus und spiel steil auf Reus, dieser läuft allein auf Gulasci zu, passt aber dann auf den mitgelaufenen Sancho. Dieser schießt nicht direkt, sondern umkurvt Halstenberg und schiebt ins Tor ein. Doch die Freude ist nur kurz, die Fahne ist oben. Aber halt, da gibt es noch den Videobeweis. Eine Überprüfung ergibt, alles in Ordnung – 3 zu 0 für den BVB zur Halbzeit. Wer hätte das gedacht?
Zweite Halbzeit
Im strömenden Regen geht es dann weiter in Berlin. Die Leiziger
wechseln den Sturm aus: Für Hwang und Sörloth kommen Nkunku und
Poulsen. Aber auch der BVB wechselt, für Bellingham (Terzic lernt
aus Fehlern) kommt nun Hazard. Keine 25 Sekunden sind gespielt, da
trifft der eingewechselte Nkunku freistehend vor dem Tor nur die
Latte. Glück gehabt, aber das war auch der erste Schuss aufs Tor für
die Sachsen. Auch in der Folgezeit blieb der Tabellenzweite im
Angriff. So kassierte Dahoud in der 50. Minute eine Gelbe Karte. Acht
Minuten später gab es eine Chance für den nächsten
Einwechselspieler: Poulsen umspielt Can und passt auf Nkunku, doch
der trifft nur Bürki. Die Führung wackelt, weil es auch wenig
Entlastung gab. In der 62. Minute die nächsten beiden
Auswechselungen für Leipzig: Für Mukiele und Kampl kommen Laimer
und Forsberg.
Doch
mitten in der Drangphase folgt dann in der 66. Minute ein Konter der
Dortmunder. Reus kann den Ball auf den freistehenden Hazard
weiterleiten. Doch dieser ist zu klein und kommt nicht richtig hin
zum Ball. Er schieb den Ball knapp am Tor vorbei. Das hätte die
Entscheidung sein können. In der 70. Minute der letzte Wechsel von
Nagelsmann. Er nimmt Hadaira runter und schickt Henrichs auf dem
Platz. Eine Minute später die große Chance für die Sachsen. Laimer
passt den Ball auf Frosberg, doch seine Direktabnahme knallte an den
Posten. Glück gehabt!
Aber kurz danach war es dann so weit. Wieder kriegen die Dortmunder den Ball nicht weg, so dass der Ball von Klostermann auf Nkunku abgibt. Zwar wird der von Can am Strafraum gefoult, doch er kann den Ball auf Olmo abgeben. Dieser zielt und donnert den Ball aus 20 Metern ins linke Eck, unhaltbar für Bürki – Nur noch 3 zu 1 für den BVB. Muss man jetzt wieder zittern?
16 Minuten vor dem Ende nimmt Terzic Dahoud herunter und bringt dafür
Delaney, um mehr Sicherheit zu schaffen. Dies scheint zu klappen,
denn die Dortmunder übernehmen mehr und mehr die Kontrolle. Es
folgte dann eine kleine Rudelbildung, wo dann Sancho und Olmo gelb
sehen. In der 82. Minute die nächste große Chance für Leipzig,
doch Nkunkus Abschluss wird von Hummels abgefälscht, so dass der
Ball am Tor vorbei geht. In der 84. Minute wieder die Chance zur
Entscheidung. Erneut fangen die Dortmunder in Person von Delaney den
Angriff der Sachsen ab, den Steilpass auf Sancho bringt eine
einzueins-Situation vor Gulacsi. Sancho geht an ihm vorbei, doch
schießt nicht direkt, sondern versucht den Ball auf den richtigen
Fuß zu legen. Doch Gulacsi ist wieder da und kann den Ball zur Ecke
klären. Entscheidung vertagt!
Die
folgte dann in der 87. Minute. Erneut war es Reus, der den Ball von
den stürmenden Leipziger erkämpfte. Wieder passt er auf Sancho,
doch dieser gibt ihn dann ab an Haaaland. Sein Schuss wird von ihm
selber abgelenkt, so dass das Tor gar nicht verhindert werden konnte
– 4 zu 1 für den BVB. POKALSIEG!!!
Der Rest war nur noch Beiwerk. Für Sancho kommt dann Meunier, Hummels sieht wegen Foulspiel eine gelbe Karte und noch zwei Wechsel: Reyna kommt für Reus und Brandt für Haaland. Das war’s!
Dritte Halbzeit
Nun war die Feierei angesagt. Betröppelte Gesichter bei den Titellosen, Feierattaken um Piszczu auf dem Platz und dann die Pokalübergabe. Zum fünften Mal gab es diese Blumenvase aus Gold für die Dortmunder. Und unter normalen Umständen würde nach dem Abpfiff „die Party steigen“. 30.000 BVB Fans würden erstmal im Stadion zusammen mit der Mannschaft feiern. Nun ja, wie alle wissen, war das Olympiastadion leer, aber immerhin haben sich die Spieler schön gefreut. Piszczu, der vermutlich sein letztes Finale und drittletztes Spiel für unsere Borussia bestritt, musste nach dem Abpfiff erstmal weinen. Wie sehr hätte man vor allem ihm (und dem Schmelle) gewünscht, dass dieses Spiel vor den vollen Tribünen stattfindet. Was wäre das für Abschied für den verdienten Spieler. Lukasz, der in ¾ der Saison keine oder kaum eine Rolle gespielt hat, ist wieder dabei und zeigt dabei eine sehr gute Leistung. Damit ist er zusammen mit Schmelle der einzige Spieler, der mit dem BVB drei Mal den Pokal gewonnen hat. Eine Legende! Immerhin wurde Piszczu von seinen Mitspielern gefeiert und in die Luft geworfen. Man kann nur hoffen, dass er noch ein halbes Jahr dranhängt, damit die Fans den Lukas noch Mal live im Stadion spielen sehen können.
Eine
gute Nachricht gab es nach dem Spiel, da hat Aki Watzke verkündet,
dass Terzic seinen Vertrag langfristig verlängert hat. Das ist eine
sehr gute und wichtige Nachricht. Edin hat eine ausgezeichnete Arbeit
geleistet, hat den ersten Titel nach vier Jahren geholt und die
CL-Qualifikation liegt jetzt in unseren Händen. Seine Interviews
sind großartig und man merkt, dass er den Verein liebt und lebt. Man
muss abwarten, ob die Zusammenarbeit mit Rose funktionieren wird. Das
wäre sehr wünschenswert und vielleicht kann der Terzic irgendwann
wieder der erste Mann auf der Bank werden und den Rose beerben. Die
Spieler scheinen ihn auch zu mögen und stürmten am Ende der
Pressekonferenz den Saal und gaben dem Edin eine ordentliche
Bierdusche. OK, eigentlich ist es eine sinnlose Bierverschwendung und
man sollte das gute Zeug lieber trinken, aber da unsere Borussia am
Sonntag schon in Mainz spielt, dürfen die Jungs eh nicht so viel
saufen.
Einige Feierlichkeiten fanden auch in Dortmund statt. Klar, unter normalen Umständen wären wohl auch nachts einige Tausend Fans auf der Straße, um den Pokalsieg zu feiern. In diesem Jahr war es weder möglich noch erwünscht. Borussia hat schon vor ein paar Tagen an die Fans appelliert sich nirgendwo zu sammeln und das Spiel eher im kleinen Kreis zu schauen und ggf. zu feiern. Die meisten haben darauf gehört und es gab kaum Menschenansammlungen. Am Borsigplatz haben sich rund 200 BVB-Fans getroffen und haben Pyrotechnik gezündet. Die Ansammlung war nach einer kurzen Zeit aufgelöst, aber die Polizei will trotzdem Strafverfahren gegen die BVB-Fans eröffnen.
Dabei handelt es sich beim Zünden der Pyrotechnik nur um eine
Ordnungswidrigkeit (wenn dabei niemand verletzt wird, siehe z.B.
hier: https://www.anwalt.org/pyrotechnik-fussball/). Im Stadion mag
es gefährlich (und verboten) sein, aber am Borsigplatz, wo ganz viel
Platz ist und dort zum größten Teil Menschen sind, die damit
rechnen und damit auch kein Problem haben, ist es schon fraglich. Was möchte die Polizei damit erreichen? Stadionverbote für diese Fans? Wie würde der BVB damit umgehen? Es ist damit zu rechnen, dass die Strafverfahren nicht eingeleitet werden. Die Polizei könnte trotzdem schon relativ schnell die Daten an den BVB weiterleiten. Aber alle Katzen sind schön und man kann nur
hoffen, dass wenn die Stadien in der kommenden Saison immer voller
werden, die Fans in Ruhe gelassen werden und den Fußball genießen
können.
Die Statistik
Dortmunder Pokalsieger: Roman Bürki - Lukasz Piszczek, Manuel Akanji, Mats Hummels, Raphael Guerreiro - Emre Can, Mahmoud Dahoud (74. Thomas Delaney), Jude Bellingham (46. Thorgan Hazard)- Marco Reus (90. Giovanni Reyna), Erling Haaland (90. Julian Brandt), Jadon Sancho (89. Thomas Meunier) - Trainer: Edin Terzic
Leipziger Titellose: Gulasci - Klostermann, Upamecano, Halstenberg - Kampl (62. Forsberg) - Mukiele (62. Laimer), Dani Olmo, Sabitzer, Haidara (70. Henrichs) - Sörloth (46. Poulsen), Hwang (46. Nkunku)
Schiedsrichter: Dr. Felix Brych (Mark Borsch, Stefan Lupp, Sascha Stegemann, Günter Perl)
Tore: 1-0 Jadon Sancho (5.), 2-0 Erling Haaland (28.), 3-0 Jadon Sancho (45.), 3-1 Dani Olmo (71.), 4-1 Erling Haaland (87.)
Gelbe Karten: Bellingham (25.), Dahoud (50.), Sancho (81.), Hummels (90.) - Upamecano (45.), Dani Olmo (81.)
Zuschauer: Keine