Entscheidend is nich mehr aufm Platz
Bereits am Samstag schien das ganze Drumherum im chronisch aufgeregten Fußballzirkus wichtiger zu sein, als das was auf dem Platz ablief. Das Ausstiegsklauselderby zwischen Hütter und Rose...ääääh Gladbach und Frankfurt beherrschte im Vorfeld die Schlagzeilen, um dann pünktlich zum Schlusspfiff von der Rückkehr des FC Hollywoods abgelöst zu werden. Flick will nicht mehr, zumindest nicht mit Brazzo, der aber sauer ist, weil Klose seinen Sohn nicht aufstellt und wenn Nagelsmann jetzt nach Bayern geht, wann sagt Rangnick Leipzig ab?
Viele Gesprächsthemen also und damit großes Glück für Friedhelm Funkel, der bewies, dass seine Unterschrift in Köln offenbar das Ergebnis einer nicht nur temporären geistigen Umnachtung war. Aber das war dann am Ende nur eine Randnotiz, spätestens als der lächerliche Karnevalsverein per Twitter klarstellte, dass es bei dem Wort, das Funkel so händeringend suchte und dass man heute nicht mehr sagen darf, um „Schnelligkeit“ ging. Ist aber auch ein böses Wort.
Also alles am Samstag abgearbeitet und Sonntag dann nur Fußball? Von wegen.
Schauplatz 1: Der BVB-Onlineshop
In den vergangenen Tagen war bereits durchgesickert: es war mal wieder ein Sondertrikot geplant. Diesmal in Neon, angelehnt an die 90er Jahre. Nun ist Geschmack ja bekanntlich Bandbreite, aber offenbar waren sehr viele bereit, den „marktüblichen“ Preis zu bezahlen, so dass der Onlineshop noch während des Spiels kollabierte. Was folgte war ein veritabler Shitstorm bei Twitter. Wäre Armin Laschet bürgernah, hätte er sofort verkündet, sich für Trikots für alle einzusetzen, die Kanzlerschaft wäre ihm nicht mehr zu nehmen gewesen.
Nun kann man es befremdlich finden, dass für einige der Frust über den Nichterwerb eines Trikots größer ist, als die Freude über einen wichtigen Sieg. Allerdings darf man auch mal die verantwortlichen Personen beim BVB fragen, wie häufig solche Aktionen noch im Onlinechaos enden sollen und warum der Verkauf parallel zu einem wichtigem Spiel stattfinden muss. Ein bisschen mehr Professionalität darf schon erwartet werden. Die Nachricht am Abend, dass weitere Trikots produziert werden, konnte den schlechten Gesamteindruck da kaum wieder wettmachen.
Schauplatz 2: The day, the Football died
Während des Spiels sickerte es bereits durch, am Abend würde die Einführung einer Superleague durch 12 Vereine bekanntgegeben werden. Viel ist in den letzten Stunden dazu geschrieben wurde, weitaus detaillierter als es in diesem Rahmen möglich wäre. Die Einschätzung einiger, es handele sich nur um eine Drohkulisse, teile ich nicht. Zu konkret sind die Pläne, zu viel Investorengeld steckt dahinter. Nicht umsonst schalteten sich gestern Abend bereits Macron und Johnson in die Debatte ein.
Sollte der Plan umgesetzt werden, inklusive der erwartbaren Reaktionen von UEFA und FIFA, wird sich die Fußballlandschaft komplett verändern. Es bleibt die Hoffnung, dass die ausscherenden Vereine elendig am Geld, dass sie sich selbst in den Rachen stopfen wollen, ersticken. Bis dahin wird uns aber Alfred Draxler weiterhin erklären, dass Investoren was total tolles sind und Ultras die Wurzel allen Übels.
Apropos Ultras und aktive Fanszene: Es ist hoffentlich jedem klar, dass die jetzigen Pläne nicht zufällig in Zeiten von Geisterspielen bekannt werden. Die Protestwellen in den nächsten Wochen wären immens gewesen. Und das nicht nur in Deutschland, auch in England lehnen viele Fußballfans die Superleague ab.
Positiv ist an dieser Stelle immerhin, dass kein deutscher Verein unter den Unterzeichnern ist. Nach Informationen des ZDF-Journalisten Markus Harm war auch der BVB angefragt worden, hatte jedoch abgelehnt. Eine richtige und wichtige Entscheidung. UND DABEI WIRD ES DOCH AUCH BLEIBEN, ODER AKI?
Übrigens bin ich der Meinung, dass Hoffenheim, Wolfsburg, Leverkusen und Leipzig hervorragend in die Superleague passen und Deutschland da würdig vertreten würden.
Schauplatz 3: Der Friedhelm Funkel des Sonntags - Dietmar Hopp
Auch am Sonntag ging eine wichtige Sache in dem ganzen Superleague-Quatsch fast unter: Die hervorragende Kicker-Recherche zu den Verstrickungen des „letzten richtigen Fußballfans“ Dietmar Hopp in dubiose Spielervermittlungen. Halten wir fest, dass mit „Spielern aus der Region“ offenbar die ganze Welt gemeint ist, und Dietmar *der folgende Teil wurde auf anwaltlichen Ratschlag gestrichen.*
Darf ich wenigstens noch fragen, wo der Impfstoff bleibt, du Selbstdarsteller?
Und aufm Platz?
Tatsächlich wurde auch gespielt. Und alle, die nicht auf Warteschleifen starrten, panisch checkten, ob das eigene Dispolimit die Buchung der Superleague-Option auf der nächsten Dauerkarte erlaubt oder vor Lachen, dass die Vollversager vom FC Arsenal als Tabellenneunter in die Super League wollen vom Sofa kullerten, sahen immerhin 5 Tore.
Der BVB startete mit viel Ballbesitz und wenig Gefahr. Bremen machte es genau andersrum. Einen Schuss von Bittencourt konnte Hitz noch parieren (5.) aber kurze Zeit später durfte Rashica mal wieder gegen den BVB treffen (14.). Offenbar ist die Schnelligkeit des Bremers auch nach 3 Jahren und dem drölften Kontertor gegen uns unbekannt.
Der BVB behielt sein Konzept bei. Viel Ballbesitz, wenig Tempo und unsinnige Flanken aus dem Halbfeld, die der SVW auch ohne den verletzten Toprak locker wegverteidigen konnte. Auch wenn der Abgang Hakimis ein großer Verlust war, die mangelnde Fähigkeit zur Grundlinie zu kommen, ist schon erschreckend. Der BVB also auf dem besten Wege die Vorlagen des Samstags ungenutzt zu lassen und am Mittwoch gegen den kultigsten aller Kultclubs zum Duell um die Conference League anzutreten?
Nein, ein Geniestreich von Gio Reyna sorgte für neuen Schwung im schwarzneongelben Spiel. Nach Pass von Morey hämmerte Reyna den Ball aus 18 Metern unter die Latte (29.). Für die Bremer war das ein Wirkungstreffer, bis zur Pause stand der SVW völlig neben sich. Logische Konsequenz: die Treffer zum 2:1 per Elfmeter, Möhwald hatte Reus im Strafraum am Standbein getroffen, und zum 3:1. Beides Mal traf Erling Haaland, der damit seine Torflaute beendet. Hätte ein großes Medienthema werden können, aber gab ja andere Dinge. Die Vorarbeit zum 3:1 kam übrigens wieder von Kevin „Billard“ Möhwald. Danke dafür!
In der zweiten Halbzeit ließ der BVB Bremen unnötig lange im Spiel. Kontersituationen wurden nur halbherzig ausgespielt und auch defensiv lag es eher an harmlosen Bremern, dass es nicht noch einmal eng wurde. Ein Distanzschuss von Eggestein an den Pfosten nach gut einer Stunde war das einzig Gefährliche, dass die Hansestädter zustande brachten, die den Blick wieder ganz akut nach unten richten dürfen.
Den Schlusspunkt zum 4:1 setzte Mats Hummels per Kopf nach einer Ecke. Der BVB ist damit wieder auf 4 Punkte an Frankfurt dran. Am Mittwoch geht es weiter gegen Union Berlin. Zu dem Zeitpunkt könnte der FC Schalke 04 schon abgestiegen sein. Aber vermutlich wird auch dies in den jetzigen Zeiten nur eine Randnotiz sein.
BORUSSIA DORTMUND DARF KEIN TEIL EINER GESCHLOSSENEN ELITE-LIGA SEIN - NEIN ZUR SUPERLEAGUE!