Der Sieg nach dem Derbysieg
Wenn der Name "Arminia Bielefeld" fällt, dann geht mein erster Gedanke auch heute noch zurück zu dem verregneten Nachmittag vor knapp 14 Jahren auf der Alm. Es war einer der schwärzesten Tage meines Fandaseins.
Alles an diesem Tag war grau und trostlos. Am Ende eines enttäuschenden und unglücklichen Spiels war der BVB Zweitletzter und aus dem Bielefelder Heimblock klangen die "Absteiger! Absteiger!"-Rufe in den Gästeblock. Ich saß nach dem Abpfiff auf dem kalten Beton des Auswärtsblocks und heulte. Ein vorbeigehender Leidesgenosse schaute mich an und meinte: "Weine nicht, die Trümmertruppe ist es nicht wert!" und ich wusste, dass er Recht hatte. Aber es tat weh. Nie zuvor (und glücklicherweise bisher nie danach) hat Fußball so weh getan.
Es hat eine Weile gedauert, dieses Trauma zu überwinden. Der Tag, an dem ich Genugtuung empfand für diese Niederlage, war der Tag an dem die Arminia am 2. Spieltag in der Saison 2012/2013 in der Roten Erde bei unseren Amateuren einlief. Wir waren der amtierende Doublesieger und sie dümpelten in der dritten Liga rum. Es war der Tag, ab dem ich Arminia Bielefeld wieder ohne schlechte Gefühle gegenübertreten konnte (es sei denn, man betrachtet Häme und Schadenfreude als schlechte Gefühle).
Am heutigen Tag im Westfalenstadion waren die Rollen nicht ganz so deutlich verteilt, wie damals im Sommer 2012, doch der BVB ging als Favorit ins Spiel und die ersten paar Minuten begannen vielversprechend. Chance um Chance erarbeitete man sich in den ersten Minuten, teilweise auch sogenannte Hundertprozentige, doch der Ball wollte noch nicht so recht ins Tor.
Die erste Halbzeit bestand mehr oder weniger nur aus Torchancen der Borussia, mit ein paar ruhigen Phasen dazwischen, ehe man sich in den letzten Minuten vor der Pause auf seine Kernkompetenz im Jahr 2021 besann und den Gegner noch zu zwei riesigen Torchancen einlud. Doch Arminia lehnte dankend ab.
Anfangs der zweiten Halbzeit war es dann ausgerechnet Dahoud, der mit einem strammen Schuss das Spiel in die richtige Richtung leitete. Sancho hatte die tolle Vorbereitung geliefert. Und apropos "geliefert", das waren die Bielefelder jetzt auch. Keine zehn Minuten später schoss der BVB das zweite Tor. Der Schiri hatte es allerdings für richtig befunden, ein paar Millisekunden bevor der Ball über die Linie ging, Elfmeter zu pfeifen und war wohl glücklicher als alle BVB-Spieler zusammen, dass Sancho anders als seine Elfmeterschützenvorgänger im gelben Trikot den auch verwandelte. Das wäre sonst hier nochmal lustig geworden.
So wurde es vor allem langweilig. Ein klassisches "die einen konnten nicht, die anderen wollten nicht". Ehe 10 Minuten vor Schluss Erling Haaland in einem Akt von gelebter Nächstenliebe den Ball an den völlig freistehenden Reinier durchschob, der ein paar Sekunden nach seiner Einwechslung mit seinem ersten Bundesligator für den Endstand sorgte.
Nach Sevilla auswärts und dem genialen Derbysieg gegen gedemütigte und so gut wie abgestiegene Blaue, schaffte der BVB damit den dritten Sieg in Folge und geht gestärkt in eine weitere Woche der Wahrheit. Gladbach Pokal, Bayern auswärts und Sevilla zuhause lassen viel Raum für Blamage und große Siege. 2021 ist alles möglich für die Wundertüte BVB. Sicher nach heute, wo man doch beweisen konnte, dass man sogar die Konkurrenten der Blauen besiegen kann.
Statistik
Borussia Dortmund: Hitz – Morey (80. Meunier), Can, Hummels (85. Zagadou), Guerreiro – Dahoud (85. Brandt) – Reyna (69. Hazard), Bellingham – Reus (80. Reinier), Haaland, Sancho
Arminia Bielefeld: Ortega – Brunner, Pieper, Nilsson, Laursen – Kunze (75. Seufert), Prietl – Doan (75. Okugawa), Voglsammer (62. Gebauer) – Córdova (62. Schipplock), Klos (62. Vlap)
Tore: 1:0 Dahoud (48., Sancho), 2:0 Sancho (58., Foulelfmeter, Pieper an Reus), 3:0 Reinier (81., Haaland)