„Alle 14 Tage steige ich in uns’ren Bus, meine Freundin kriegt von mir einen dicken Abschiedskuss“
Wann mein letztes Auswärtsspiel war, kann ich gar nicht mehr sagen. Vor 2 Jahren? Mein Geldbeutel dankt es mir, mein Herz nicht. Ganz im Gegenteil.
Und so reise ich mit der Hoffnung auf „ein bisschen feeling von damals“ an den Niederrhein.
Busse sind so gut wie keine da. Ich erinnere mich an die letzten Spiele und Buskonvois von der Autobahn bis zum Stadion. Heute sehe ich nur einen einzigen, bekomme eine halbe Stunde vor Anpfiff noch einen Parkplatz in erster Reihe und marschiere in einem durch in den Gästebereich. Die Sonne knallt, ich passiere die Kontrollen, stocke kurz und reiße mir wie alle anderen die Maske von der Nase. Hier schon? Hm. Wird schon richtig sein. Und ja, es interessiert tatsächlich niemanden hier. So schnell und entspannt habe ich in Gladbach noch nie Kontrollen und Drehkreuz überwunden. Gewöhnen möchte ich mich daran trotzdem nicht.
Hoch motiviert pöble ich los, schmeiße Stein auf Stein auf die Elf vom Niederrhein und im Laufe des Spiels auch immer bevorzugter auf die eigene.
Gladbachs Pinseltruppe war vor dem Spiel wohl ebenfalls motiviert, beschimpft Rose via Spruchband als Heuchler und ehrenloses Schwein. Ganz schön viel Aufmerksamkeit für einen Trainer, der wie alle kommt und geht.
Auf dem Platz passiert währenddessen nicht viel. Ein Fußballspiel suche ich vergebens, finde bloß die Generalprobe zur EM im zu Boden stürzen, werde zusehends genervter, bis Zakaria plötzlich vor unserem Tor erscheint und den Ball hinein befördert. Prost Mahlzeit, wo kam der denn her?
1:0 für Gladbach. Ich schiele rüber zur Nordtribüne, sehe Menschen übereinander tanzen, Arm in Arm hüpfen. Ich bin neidisch. Sehr. In Dortmund geht das nicht. Noch nicht? Gladbach tobt, Dortmund tobt. Und mit uns Mo Dahoud, der keine 3 Minuten später wegen „Respektlosigkeit“ rot sieht. Aytekin fühlt durch sich durch eine abwinkende Handbewegung pikiert - unnötig, unnötig und nochmal unnötig! Wacht auf, Jungs!
Doch das Spiel kommt nicht in Fahrt, ständig liegt ein weißer Maikäfer zappelnd auf dem Rücken, Dortmund kreiselt ideenlos auf dem Platz herum und ich frage mich, warum ich eigentlich hier bin. Ohne David und Goliath scheint in Dortmund nichts zu laufen. Das ist traurig und so setze ich all meine Hoffnung in Jude, der es sich nicht nehmen lässt, während der Positionierung zum Freistoß noch einmal die Arme hochzureißen und den Block zu pushen. Mit Erfolg. An den Jungen könnte man sich glatt gewöhnen.
Der Spielverlauf ist weiterhin geprägt von Karten für - ja, was eigentlich ? Ist irgendwer an diesem Spieltag nicht mit mindestens Gelb vom Platz? Ich behaupte, nein.
Von Dortmund kommt erst 10 Minuten vor Schluss wieder ein Lebenszeichen. Besser spät als nie, aber leider doch zu spät. Wo ist die Spielweise hin, die uns die letzten Spiele freudig zuschauen lassen hat?
Nach weiteren gefühlt 10 Minuten Nachspielzeit und siebenundvierzig Unterbrechungen wegen Wadenkrämpfen pfeift der Master of yellow cards endlich ab.
Was ein Kackspiel. Hätte ich es zuhause auf der Couch ertragen müssen, wäre hundkatzemaus unterhaltsamer gewesen.
Und bitte bitte kommt heim. Kommt heim, kommt auswärts. Alle! Ohne euch is’ kacke.
Dortmund, öffnet eure Tore. Für alle! Für 80.000, damit die Süd wieder zum Leben erweckt wird. Zurück zu vollen Stadien!