„Inklusion im Fussball“ – Watt sachste da?
Neben den überaus wichtigen Themen „Rassismus“ und „Sexismus“ auf den Tribünen und auch anderswo gibt es ein Thema im Fußball, welches leider viel zu oft unter dem Radar fliegt, weil es von den anderen Diskussionen in eine Ecke gedrückt wird, obwohl es eigentlich zusammengehört: der Begriff „Inklusion“.
Zunächst ist einmal zu klären, was „Inklusion“ in diesem Zusammenhang meint und was es ausdrücklich nicht meint. Getreu dem alten Trainermotto: „Du musst wissen, was Deine Mannschaft kann, aber ganz besonders, was sie nicht kann.“
Beginnen wir einmal damit, was Inklusion nicht meint, weil dies oft verwechselt wird:
Inklusion meint nicht, dass beispielsweise
Fußballfans, die eine Behinderung haben, in einer separaten Gruppe
zusammengefasst werden, um dann das Spiel erleben zu können. Oder
auch im Aktivensport: es meint nicht, dass Menschen im Rollstuhl
ihren spezifischen Sport getrennt von Menschen ohne Behinderung
ausüben oder als Verein für Menschen, die eine Sehbehinderung
haben, Blindensport zu organisieren und dann zu meinen, der Inklusion
genüge getan zu haben, weil ja diesen Menschen ermöglicht wurde,
ihren Sport zu treiben. Inklusion bezieht sich nicht einmal nur auf
Menschen mit Behinderung.
Aber was meint Inklusion denn dann?
Inklusion im Profifußball bedeutet vereinfacht
gesagt: allen Menschen den gleichberechtigten Zugang zu einem
Fußballspiel zu ermöglichen. Wirklich allen. Das heißt, niemanden
von vornherein aufgrund einer Behinderung, dem Einkommen, dem
Geschlecht, wegen einer anderen sexuellen Orientierung oder einer
anderen Religion, Herkunft oder einfach nur einem höheren Alter vom
Spielerlebnis auszuschließen.
Inklusion ist nicht nur eine gute Idee, sondern ein Menschenrecht.
Nehmen wir das Beispiel des sehbehinderten Fans: erst mithilfe einer sogenannten „Blindenkommentierung“, also einer Beschreibung des Spielgeschehens auf dem Rasen, ist es ihm oder ihr möglich, das Spiel im Stadion zu „sehen“ und genauso verfolgen zu können wie alle anderen Zuschauer*innen auch. Und das bestenfalls von überall im Stadion aus, ob vom Stehplatz oder Sitzplatz, ob in der Heim- oder Gästekurve.
Aber dies gilt auch für Menschen jeglichen Geschlechts, jeglicher sexueller Orientierung, jeglicher Herkunft und auch unabhängig von ihrer Religion oder auch für jene, die einfach nur ein höheres Alter erreicht haben.
Das meint Inklusion, man kann es irgendwie auch
schon aus dem Wort ableiten, denn es ist mit dem Wort „inklusive“
verwandt ,was ja so etwas bedeutet wie „einschließlich“. Es
müsste also im Fußball heißen: „Fußball schließt alle Menschen
ein.“ Anders als Integration geht es dabei nicht um die Anpassung
einer Minderheit, sondern vor allem darum, dass wir in Verein und
Fanszene unsere Strukturen, Angebote und Fußballkultur so
umgestalten, dass alle daran teilhaben können und sich niemand
ausgeschlossen fühlt. Außer den
Blauen vielleicht.
Und auch wenn es Bruno Knust in seinem „Borussia“ nicht
ausdrücklich so erwähnt hat, irgendwie passt das doch auch
irgendwie ganz wunderbar zur Vision von Inklusion: „Borussia
verbindet Generationen, Männer und Frauen, alle Nationen.“ Wenn
man es jetzt noch richtig und konsequent umsetzt – und den Satz
mindestens gedanklich noch um die ein oder andere bisher vergessene
Gruppe ergänzt, dann wären wir auf 'nem guten Weg. Oder sind wir
das vielleicht schon?
Um einmal herauszufinden, wie es mit
der Inklusion rund um unseren Verein so bestellt ist, werden wir Euch
ab sofort in unregelmäßigen Abständen mal aufzeigen, wie es
verschiedenen der oben genannten Gruppen bei Borussia so ergeht und
wo vielleicht noch Hausaufgaben zu
erledigen sind.