Warmlaufen für die Saison 2020/21 – das Trainingslager in Bad Ragaz
Wie jedes Jahr fand in Bad Ragaz (Schweiz) das Sommertrainingslager statt. Zum 10. Mal ging es im Sommer zum gleichen Ort, doch wegen Corona fanden die Einheiten dieses Mal unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Trotzdem wollten wir als BVB-Fanzine die Veranstaltung, wenn auch aus der Ferne, begleiten und haben eine Zusammenfassung erstellt. Neben den Testspielen gab es auch noch andere Erkenntnisse. Hier ist unser Bericht dazu.
Am 10.08. machte sich der Tross vom Dortmunder Flughafen auf in
Richtung Schweiz (St. Gallen-Altenrhein). Mit insgesamt 31 Spielern
reiste man ins Trainingslager. Aufgrund der Corona-Krise und der
abgesagten EM waren auch sämtliche Spieler schon dabei. Die
wichtigste Frage war aber zu dem Zeitpunkt: Ist Jadon Sancho dabei?
Diese Antwort konnte klar mit JA beantwortet werden. Es
fehlten nur die verletzten Marco Reus und Marcel Schmelzer. Außerdem
fuhr Sergio Gomez nicht mit ins Trainingslager, da dieser gerade erst
seine Saison in Spanien beendet hatte und das Vertragsverhältnis
noch nicht abschließend geklärt ist. Mit dabei waren die Rückkehrer
Felix Passlack und Marius Wolf.
Im Kader waren folgende Spieler:
Tor: Bürki, Hitz, Unbehaun, Drljaca (U23)
Abwehr: Akanji, Can, Guerreiro, Hummels, Meunier, Morey, Passlack, Piszczek, Schulz, Zagadou, Collins (U19), Hippe (U23)
Mittelfeld: Bellingham, Brandt, Dahoud, Delaney, Raschl, Reyna, Sancho, Witsel, Wolf, Duman (U23), Knauf (U19), Pherai (U23)
Sturm: Haaland,
Hazard, Moukoko (nicht spielberechtigt)
Bereits am Nachmittag fand dann in der Schweiz das erste Training auf der Sportanlage „Ri-Au“ statt und Michael Zorc ließ dort die Bombe platzen:
Jadon Sancho bleibt
Und nicht nur das, sein Vertrag wurde schon vor einem Jahr bis 2023
verlängert. Das brachte richtig Bewegung in der Medienwelt und ließ
Fans von Manchester United zu interessanten Gerüchten verleiten. Den
Bericht zur Vertragsverlängerung findet ihr hier.
Individuell
trainierten weiterhin Mats Hummels und Mo Dahoud. Am zweiten Tag fand
dann ein hartes Training statt. Es begann mit Sprints und
Zweier-Passübungen (daran nahm Dahoud teil). Im Anschluss gab es
dann ein Spiel Elf gegen Elf. Neben den Talenten, die auf einem
Nebenplatz von Otto Addo angeleitet wurden, setzten da Hummels
(individuelles Training) und Dahoud aus. Am Nachmittag fand zunächst
ein Spiel im Kreis statt, ehe im Anschluss Angriffe im letzten
Drittel simuliert wurde (sechs Angreifer kombinierten gegen vier
Verteidiger). Danach folgte ein Spiel (nur auf einem halben Platz).
Den Abschluss machten dann die Angreifer Reyna, Haaland, Moukoko und
Sancho, die Hereingaben von der rechten Seite zu Torabschlüssen
verwerten mussten.
Am Mittwoch fand eine reguläre Trainingseinheit statt, nachmittags folgte schon das erste Testspiel des BVB.
SCR Altach – BVB 0:6 (0:3)
Von Bad Ragaz ging es nach Altach in Österreich. Dort waren auch
wieder Zuschauer (insgesamt 1.250) erlaubt. Gegner war der
österreichische Erstligist SCR Altach, der knapp die Meisterrunde
verpasst hatte und am Ende Platz acht erreichte. Neben den
angeschlagenen Hummels und Dahoud fehlten Bürki
(Belastungssteuerung) und der nicht spielberechtigte Moukoko.
Die
BVB-Aufstellung in der ersten Hälfte: Hitz – Morey, Piszczek,
Akanji, Schulz – Bellingham, Delaney – Sancho, Reyna, Pherai –
Haaland
Borussia Dortmund startete offensiv ins Spiel. Man kombinierte sicher und hatte mehr Ballbesitz als die Österreicher. Bereits in der fünften Minute hatte Pherai eine Chance, die vom österreichischen Keeper Kobras abgewehrt wurde. Die nächste Chance hatte Sancho, der nach einem Pass zu Schulz mit einem Schlenzer knapp das Tor verpasste. In der 14. Minute folgte das erste Tor: Nach einer Balleroberung von Jude Bellingham passte dieser auf Haaland, der direkt weitergab auf Gio Reyna. Dieser hatte dann kein Problem, den Ball einzuschieben. Von Altach war bis auf einen Freistoß, der deutlich am Tor vorbei ging (23. Minute), nichts zu sehen. Nach einer Trinkpause hatte Sancho wieder eine Chance. Er ließ den Torhüter und zwei Abwehrspieler aussteigen, aber seinen Schuss konnte Kobras abwehren. Doch der Druck des BVB nahm zu. Erling Haaland stürmte alleine auf den Torhüter zu, dieser konnte ihn dann nur zu Fall bringen. Den fälligen Elfmeter verwandelte in der 36. Minute der Gefoulte selber. Das nächste Tor musste eigentlich fünf Minuten später fallen. Haaland passte vor dem Tor auf den völlig freistehenden Pherai, doch der schaffte es, den Ball am leeren Tor vorbei zu schieben. Aber den Halbzeitstand erzielte dann, nach einem Pass von Pherai und Bellingham, in der 45. Minute Haaland. Zur Halbzeit wechselte Favre die komplette Mannschaft aus.
Die BVB-Aufstellung in der zweiten Hälfte: Unbehaun –
Meunier, Can, Zagadou, Guerreiro – Raschl, Witsel – Passlack,
Brandt, Wolf – Hazard
An der Dominanz
änderte sich nach dem Wechsel nichts. In der 48. Minute verlor
Passlack das Duell mit Torhüter Casali. Weitere Chancen hatten dann
Can und Wolf. In der 62. Minute scheiterte Raphael Guerreiro mit
einem Freistoß. Sein Schuss ging an die Latte. Die nächste Chance
hatte in der 66. Minute Brandt, doch seinen abgefälschten Schuss
konnte der Torhüter halten. Der nächsten Schuss von Brandt klatsche
an den Pfosten. Auch der Kopfball von Witsel landete am Aluminium. Es
folge die einzige Chance von SCR Altach, doch in der 69. Minute
scheiterte Karic am Dortmunder Torhüter Luca Unbehaun bzw. schob den
Ball am Tor vorbei. Auf der anderen Seite folgte ein Foul von Casali
im Strafraum an Hazard. Den fälligen Strafstoß verwandelte der
Gefoulte in der 75. Minute. In der 85. Minute folgte dann das 5:0 von
Can, der eine Passstafette im Strafraum verwandelte. Fünf Minuten
später verwandelte Brandt nach einem hervorragenden Pass von
Guerreiro mit einem satten Schuss zum Endstand.
Am Donnerstag folgte vormittags ein Regenerations-Training, während
die Torhüter eine Einheit mit Torwarttrainer Matthias Kleinsteiber
hatten. Am Nachmittag hatten die Profis frei. Freitag gab es erst
einmal schlechte Nachrichten. Es fehlte Dan-Axel Zagadou mit
Knieproblemen, die einen Einsatz während des Trainingslager nicht
mehr zuließen. Auch fehlte Erling Haaland, der mit Halsschmerzen
pausieren musste. Dafür nahm zum ersten Mal Mats Hummels am
Mannschaftstraining teil. Beim anschließenden Spiel in einer
Spielhälfte nahm er allerdings noch nicht teil. Im zweiten Training
am Nachmittag fanden viele kleine Spiele und ein Turnier statt. Jede
der beiden Mannschaften konnte ein Spiel gewinnen, so dass jeder ein
Erfolgserlebnis hatte. Weiterhin gab Pischu bekannt, dass er sein Amt
des Vize-Mannschaftsführer aufgibt. Sein Nachfolger steht noch nicht
fest, es wird wohl Mats Hummels werden. Und es kam im Laufe des Tages
das Gerücht auf, dass sich der BVB aufgrund des Ausfalls von Reus um
die Verpflichtung des 18-jährigen Offensivspielers Reinier Jesus
Carvalho von Real Madrid bemüht. Es ist wie bei Hakimi ein
Leihgeschäft ohne Kaufoption geplant.
Am Samstag kehrte
Erling Haaland zurück ins Mannschaftstraining. Dafür fehlten
Sancho, Delaney und Dahoud, die individuell trainierten. Nach
umfangreichen Passübungen stand der Ballbesitz im Vordergrund.
Danach folgte eine Übung, wo sich sechs Abwehrspieler gegen acht
Angreifer durchsetzen müssen. Zum Abschluss folgte noch ein Spiel
auf einer Platzhälfte.
Nach dem Vormittagstraining am Sonntag stand das zweite Testspiel an.
Austria Wien – BVB 2:11 (1:4)
Beim zweiten Spiel in Altach fehlte Erling Haaland. Er wurde geschont
und trainierte in Bad Ragaz individuell.
BVB-Aufstellung
in der ersten Hälfte: Bürki – Morey, Meunier, Akanji,
Passlack – Reyna, Witsel, Guerreiro – Knauff, Brandt, Pherai
Erstmals einen
Einsatz bei den Senioren hatte das 18-jährige Talent Ansgar Knauff.
In der fünften Minute hatte Reyna die Chance zur Führung, doch er
scheiterte an Torhüter Pentz. Auf der anderen Seite folgte eine
Chance der Austria, doch Bürki wehrte den Schuss von Sarkaria ab. In
der 09. Minute dann die Führung der Borussen: Reyna setzte sich
durch und verwandelte aus 12 Metern seinen Schuss zum 1:0. Vier
Minuten später hätte Guerreiro erhöhen können, aber Pentz
verhinderte das Tor. Auf der Gegenseite hatte erneut Sarkaria eine
Chance, die aber von Akanji durch eine Grätsche verhindert wurde. In
der 23. Minute war es dann soweit: Im Spiel legte Akanji per Hacke
auf Reyna vor, der das 2:0 erzielte. Obwohl man wenig von Austria
Wien sah, kam es wie so häufig. Auf der linken Seite setzte sich die
Austria durch und flankte in die Mitte. Akanji verschätzte sich, so
dass Monschein ungefährdet den 1:2-Anschlusstreiffer gegen Bürki
erzielen konnte. Der BVB gab aber nicht auf und hatte sowohl durch
Knauff (34.) und erneut durch Reyna (39.) weitere Möglichkeiten. So
blieb es in der 41. Minute dem überragenden Guerreiro überlassen,
das 3:1 zu erzielen. Er bekam den Ball am 16-Meter-Raum, ging aufs
Tor zu und stellte den alten Abstand wieder her. Kurz vor der Pause
war es Pherai überlassen, den Halbzeitstand zu erzielen. Guerreiro
hatte auf Passlack geflankt, der aber nicht abschloss, sondern weiter
auf Witsel passte. Dieser gab den Ball weiter auf Pherai, der volley
verwandelte.
Erneut wechselte Favre in der Halbzeit komplett durch.
BVB-Aufstellung in der zweiten Hälfte: Hitz – Wolf,
Piszczek, Can, Schulz – Delaney, Raschl – Sancho, Bellingham,
Duman – Hazard
Die erste Chance hatte Wolf direkt in der 47. Minute, aber der neue österreichische Torhüter Kos konnte den Ball parieren. In der 53. Minute war es soweit: Can hatte sich auf der linken Seite durchgesetzt und flankte perfekt auf Sancho, der das 5:1 erzielen konnte. Doch fast im Gegenzug erzielten die Wiener den Anschlusstreffer, als Jukic einen abgewehrten Ball aus 17 Meter unter der Latte schoss. Hitz hatte keine Abwehrchance. Danach übernahmen aber wieder die Dortmunder das Kommando. Raschl schoss in der 56. Minute einen Außenriss-Schuss knapp über die Latte, doch 09 Minuten später verwandelte Can eine Ecke von Sancho per Kopf. Das 7:2 erzielte dann Wolf in der 73. Minute. Nach einer Vorarbeit von Sancho setzte Delaney zum Schuss an. Den konnte Kos parieren, doch der Ball landete bei Can, der ihn an den Rechtsverteidiger weitergab. Nach einem Foul an Raschl im Strafraum zeigte der Schiri auf dem Strafpunkt. Den Elfmeter verwandelte Hazard sicher zum 8:2 in der 76. Minute. Doch der Torhunger war noch nicht gestillt. Eine zweite Torpremiere (nach dem Tor von Pherai in der ersten Hälfte) gab es dann für Jude Bellingham, der in der 78. Minute einen Pass von Sancho bekam und den Ball über den herausstürmenden Torhüter lupfte. Die dritte Torpremiere folgte in der 81. Minute, als die U23-Leihgabe Duman das 10:2 nach einer Vorlage von Bellingham erzielte. Eine weitere Chance von Raschl konnte auf der Linie noch abgewehrt werden, aber in der 86. Minute schoss Schulz volley aufs Tor, Torhüter Kos konnte den Ball nicht abwehren. Trotz des hohen Ergebnisses sollte man aber nicht vergessen, dass die Österreicher erst kurz im Training waren und in der zweiten Hälfte zeitweise nur mit neun Feldspielern spielen mussten.
Am letzten Tag des Trainingslagers stand nur Regenerations-Training
auf dem Plan, bevor es wieder zurück nach Deutschland ging.
BVB-Trainer Lucien Favre zog nach dem achttägigen Trainingslager
positives Fazit: Als offensiv orientierte Mannschaft müsse man nun
besser verteidigen. Zwar habe man während der Testspiele mit einer
Viererkette gespielt, eine endgültige Entscheidung wurde aber noch
nicht getroffen. Für den Trainer ist es kein Unterschied, dass das
Trainingslager so früh stattgefunden hat:
„Grundlagenausdauer-Training machen wir immer. Die Spieler sind
hier wieder viel gelaufen. Das ist ganz normal und wichtig.“ Als
Herausforderung sieht er die vielen englischen Wochen, die der BVB
nun hat. Ein weiterer Vorteil des Trainingslagers war auch, dass man
kaum verletzte Spieler hatte. Nur bei Zagadou muss man abwarten, wie
sich seine Knieverletzung entwickelt. Die angeschlagenen Dahoud und
Hummels sind wieder im Mannschaftstraining. Auffallend war, sich die
neuen Jugendgänge häufig zeigten. Neben dem nicht spielberichtigten
Moukoko konnten vor allem Bellingham und der dreifache Torschütze
Reyna überzeugen. Von den 31 Spielern im Trainingslager waren
übrigens elf Spieler unter 21 Jahre alt. Wenn nun noch Reinier zum
BVB kommt, könnten sich beim Spiel Alt gegen Jung diverse junge
Spieler bei den Senioren wiederfinden. Es gibt schlimmere
Zukunftsaussichten als die beim BVB.
Insgesamt stehen noch vier Testspiele am 22.8. und 28.8. auf dem Plan, bevor man am 14.09. im DFB-Pokal beim MSV Duisburg antreten muss. Die restliche Vorbereitung wird nun in Dortmund auf dem BVB-Trainingsgelände fortgeführt. Es wird sich zeigen, wie sich die positiven Erkenntnissen aus dem Trainingslager entwickeln. Man sollte nicht vergessen, dass auch ein 4:0 gegen einen italienischen Topclub nicht gerade für eine gute Saison sorgte. Warten wir einfach mal die ersten Pflichtspiele ab.