Entscheidet der BVB den Abstiegskampf?
Es geht in den Endspurt. Der BVB empfängt den abstiegsbedrohten FSV Mainz 05. Wie ist die aktuelle Situation in Dortmund und in Mainz? Der Vorbericht gibt Auskunft.
Rückblende: Es ist Samstag, ca. 17.20 Uhr (so genau kann der Autor das nicht mehr sagen, da die Uhr einem Wutausbruch zum Opfer gefallen ist) und es steht noch immer torlos Remis gegen den 16. aus Düsseldorf. Bei allem Respekt, ist Düsseldorf ein Gegner, den eine Mannschaft mit dem Anspruch des BVB eigentlich besiegen sollte und in diesem Moment erinnert sich der Autor, dass der Kommentator schon vor einer gefühlten Ewigkeit erzählt hatte, dass die Borussia von Beginn an nicht richtig im Spiel gewesen ist.
In diesem Moment fliegt die letzte Flanke des Spiels in den Strafraum
und Haaland köpft zum 1:0 für den BVB. Der
Schiedsrichter pfeift ab und Borussia Dortmund nimmt glücklich drei Punkte mit zurück nach Brackel. Mindestens
deshalb glücklich, weil Fortuna es schaffte gleich zweimal den
Pfosten zu treffen.
Zurück in die Gegenwart
In der letzten englischen Woche dieser Saison erwartet Borussia Dortmund das Team von FSV Mainz 05, welche aktuell auf dem 15. Tabellenplatz steht. Ein Team, das noch immer tief und fest im Abstiegskampf steckt und auch nach dem Trainerwechsel diversen Probleme hat.
Was dürfen wir, nach dem Auftritt in Düsseldorf, vom BVB erwarten? Lässt man die Saison einfach austrudeln, jetzt wo das Saisonziel Champions League erreicht ist?
Oder war das am Samstag einfach nur ein Rückfall in eigentlich überwunden geglaubten Zeiten des Dr. Jekyll/Mr. Heydt BVB? Fragen über Fragen deren Antwort wir hoffentlich beim kommenden Spiel bewundern können. Hoffen wir, dass die Antwort nicht einfach nur „Haaland“ heißt.
Stichwort Mannschaft: Auf der Pressekonferenz sagte Trainer Favre, dass es möglicherweise Veränderungen im Teram gibt. Reyne könnte die Chance bekommen von Beginn an zu spielen. Gerne würde er mehr rotieren, aber dies sei aufgrund der personellen Situation aktuell einfach nicht möglich, aber nötig, da die Saison trotz der Pause sehr anstrengend gewesen sei.
Und in Mainz?
Doch wie ist das Spiel aus Mainzer Sicht zu sehen und wie ist die aktuelle Situation rund um den FSV? Darüber war die @Wortpiratin so freundlich uns in fünf Fragen Auskunft zu geben. Vielen Dank noch einmal.
Wie schätzt Du die aktuelle Lage beim FSV ein?
Die Frage lässt sich in dieser Saison eigentlich kaum seriös beantworten, weil die Mannschaft unglaublich schwankende Leistungen abliefert. Und diese Aussage lässt sich so übertragen auf gleich mehrere Teams, die unten drinstehen, was es noch schwieriger macht. Vor dem Nachholspiel der Bremer gegen Frankfurt war ich relativ sicher, Bremen gewinnt das und es wird wieder extrem eng im Saisonendspurt. Dann verliert Werder und Mainz 05 siegt mit einem aus meiner Sicht sehr stabilen und engagierten Auftritt im Nachbarschaftsduell gegen Frankfurt – zack, sind die Karten neu gemischt. Nach der Niederlage gegen Augsburg sieht es nun wieder deutlich bedrohlicher aus, zumal die Punkte an einen direkten Konkurrenten gegangen sind und am letzten Spieltag sonst fast alle punkten konnten, die derzeit noch um den Klassenerhalt kämpfen. Es ist wirklich eine extrem schwierige Situation. Aus Mainzer Sicht kann man nur hoffen, dass dem Team im Spiel gegen Dortmund irgendwie ein Unentschieden gelingt, man zuhause gegen Bremen auf gar keinen Fall verliert und sich die Konkurrenz parallel möglichst blöder anstellt, als man selbst. Einfach irgendwie die Klasse halten – und nach der Saison sortieren, wo die Schwierigkeiten in dieser Serie genau lagen, um daraus Lehren für die nächste Spielzeit zu ziehen.
Wie schätzt Du den Unterschied in der Lage vor und nach dem Trainerwechsel ein?
Jeder, der die Tabelle lesen kann und die Ergebnisse anschaut, sieht, dass der ganz große Ruck im Zuge des Trainerwechsels im November ausgeblieben ist. Es gab in der Anfangszeit unter Achim Beierlorzer zwar die spektakulären Auswärtssiege in Hoffenheim und Bremen und sein Punkteschnitt ist (inzwischen nur noch) minimal besser, als er unter Sandro Schwarz war. Viele Schwierigkeiten, die Schwarz mit der Mannschaft diese Saison hatte, haben sich aber leider unter Beierlorzer fortgesetzt – und die benannte Inkonstanz ist dabei nur ein Thema. Am Ende ist es ja immer so: Bleibt der Verein erstklassig, war der Trainerwechsel zumindest kein Fehler. Wie die Saison unter Sandro Schwarz weitergegangen wäre, werden wir nie erfahren.
Wie konnte der FSV in diese Situation geraten?
Tatsächlich ist Abstiegskampf für Mainz 05 die normalste Sache der Welt und – auch wenn einige Fans das nicht mehr hören können – der Klassenerhalt in jeder Saison das erste Ziel. So weit ist daran erstmal nichts Ungewöhnliches, wenngleich jede Saison mit Ausreißer nach oben natürlich gerne genommen wird. Tatsächlich wird man aber diesmal den Eindruck nicht los, es hätte ganz anders laufen können. Im Kader steckt meiner Ansicht nach mehr Potential, als in vielen Spielen zu sehen war – wofür auch die bessere vergangene Saison spricht, nach der lediglich Jean-Philippe Gbamin abgegeben wurde. Letztlich begann diese Serie aber schon mit einem Genickbruch, nämlich dem peinlichen Pokalaus gegen Kaiserslautern. Dazu kommt die Verletzung von Jean-Philippe Mateta, die du als Mainz 05 nicht so einfach auffängst, in der Pokalpartie hat sich Stefan Bell verletzt, der auch im Hintergrund wichtig war für das Team. Es sind einfach sehr viele negative Dinge zusammengekommen und immer mal wieder führt das dann zu so einer, pardon, Kacksaison, wie wir sie leider gerade erleben.
Was erwartest Du von dem Spiel gegen den BVB?
Da habe ich mir weitere Gedankenspiele verboten: Es bringt ja doch nichts. Klar ist aber, dass die Mannschaft um jeden Zentimeter kämpfen muss, wenn sie eine Chance haben möchte. In Frankfurt sind die Mainzer zum ersten Mal nach dem Re-Start mehr gelaufen, als ihr Gegner. Achim Beierlorzer hat anschließend betont, das alleine gewinnt kein Spiel und damit mag der Coach einerseits Recht haben, andererseits ist dann aber Augsburg fast fünf Kilometer mehr gelaufen als Mainz – und wie das ausgegangen ist, nun ja. Das Spiel zu verlieren, war einfach maximal bitter, denn jetzt muss aus meiner Sicht gegen Dortmund irgendwie ein Punkt her. Die Verantwortlichen beschwören deshalb schon den 33. Spieltag der vorvergangenen Saison, als der erste Mainzer Sieg in Dortmund den Klassenerhalt brachte.
Gesetz den Fall Fans wären zugelassen: Reist man als Mainzer gerne nach Dortmund?
Ich muss zugeben, dass ich leider noch nie in Dortmund war, irgendwas ist immer in der letzten Sekunde dazwischengekommen – zuletzt Corona, denn diese Saison hatte ich es (mal wieder) fest vor. Ein guter Freund von mir, mit dem ich im Block stehe, wenn ich nicht gerade auf der Pressetribüne sitze (oder eine weltweite Pandemie grassiert…) schrieb mir zu der Frage: „Ja, schon. Es ist immer nett da. Die Dortmunder mögen uns halt auch wegen Kloppo.“ Außerdem erinnert er an das prägende Erlebnis, als vor einigen Jahren ein Fan im Block zusammenbrach, beide Seiten den Support einstellten und dann gemeinsam „You’ll never walk alone“ sangen. Auf meiner Liste von Stadien, die ich längst sehen wollte, bleibt Dortmund also ganz oben.