Angstgegner? Wer? Der?
Los Wochos Revanchos bei Borussia Dortmund! Nach dem 5:0-Sieg über Union Berlin am Samstag hat der BVB am Dienstagabend erneut die Chance auf Wiedergutmachung für vergangene Misserfolge. Nur mit dem Unterschied, dass die Favre-Elf gegen Union „nur“ eine Niederlage aus dem Hinspiel wettmachen musste. Bei Werder Bremen summieren sich hingegen so langsam die schlechten Erinnerungen…
Schon in der Hinrunde kam der BVB gegen die sich mittlerweile in akuter Abstiegsgefahr befindenden Grün-Weißen nicht über ein 2:2 (2:1) im eigenen Tempel hinaus. Und das, obwohl Götze und Reus das Spiel zwischenzeitlich gedreht hatten. Am Ende stand eines von nur drei Unentschieden im heimischen Westfalenstadion – wir erinnern uns noch an die Phase der Hinrunde, in der das 2:2 zwischenzeitlich zum Lieblingsergebnis der Dortmunder avancierte. Doch damit noch nicht genug, denn schon in der letzten Saison gab es in der Bundesliga bereits ein 2:2 beider Mannschaften – genauer gesagt am 32. Spieltag, als man sogar eine 2:0-Führung nicht über die Zeit brachte.
Auch hier reißt man wohl schlimme Wunden bei vielen BVB-Fans auf, wenn man an das Abwehrverhalten von Manuel Akanji und Roman Bürki in der Schlussphase der Partie erinnert. Und als wären diese beiden Unentschieden schon nicht genug Gründe für den Wunsch auf Wiedergutmachung, so hat Borussia im Pokal mit Werder erst recht noch ein Hühnchen zu rupfen. Denn wie uns allen noch recht präsent sein sollte, beendete Werder in der vergangenen Spielzeit den Wettbewerb für die Borussen in den eigenen vier Wänden. Erneut stand es nach 120 Minuten Unentschieden, im Elfmeterschießen zog man schließlich beim bislang einzigen Pflichtspieleinsatz von Eric Oelschlägel den Kürzeren. Bis zum letzten Sieg im Weserstadion muss man aktuell rund drei Jahre zurück in die Zeit reisen. Und dort findet man beim 2:1 im Januar 2017 dann sogar einen gewissen André Schürrle unter den Torschützen.
Klingt schon fast ein wenig nach Angstgegner. Und genau deswegen sollte eigentlich jeder Schwatzgelbe, egal ob Fan, Spieler oder Offizieller ausreichend gewarnt sein, auch wenn die Vorzeichen aktuell sicherlich anders zu stehen scheinen. Der BVB spielte sich zuletzt in einen regelrechten Rausch – 15 Tore in drei Partien gab es zum Start der Rückrunde noch nie. Und auf der anderen Seite taumelt Werder trotz in dieser Saison mal wieder ausgerufenen deutlich höheren Ansprüchen mal wieder durch die Bundesliga, gezeichnet von vielen Verletzungen und spielerisch oftmals enttäuschenden Auftritten. Gleichermaßen bietet diese Konstellation für Florian Kohfeldt und seine Mannschaft aber auch ein gewisses Potential. Mit einem Weiterkommen im DFB-Pokal – denn im Pokal gelten ja bekanntermaßen eigene Gesetze – könnte man sich wieder Selbstvertrauen für die Liga erarbeiten und auch die Diskussionen ein wenig beiseite wischen. Man sollte also keineswegs den Fehler machen und den Gegner leichtfertig unterschätzen.
Can Emre schon spielen?
Gleichermaßen muss sich Lucien Favre auch langsam die Frage nach der Kraftverteilung stellen. Die englischen Wochen gehen gerade erst so richtig los, mit Bayer Leverkusen und Eintracht Frankfurt warten zwei unangenehme Gegner in der Bundesliga und auch das Aufeinandertreffen mit Paris Saint-Germain in der Champions League wirft langsam seine Schatten voraus. Gut möglich also, dass der Schweizer ein wenig rotieren muss und wird. Dan-Axel Zagadou meldete sich beispielsweise am Samstag mit einem Kurzeinsatz zurück und könnte nun eine Option für die Startelf sein. Und auch vorne sind ein paar Wechsel möglich. Sollte Haaland wieder in die erste Elf rücken, wäre es durchaus eine Überlegung, nicht wie am Wochenende Thorgan Hazard zunächst auf die Bank zu beordern, sondern einen anderen Spieler aus dem Mittelfeld wie Sancho, Reus oder Hakimi. Und auch die zuletzt eher wenig beachteten Nico Schulz oder Mario Götze wären mögliche Alternativen im Sinne der Rotation.
Da ist es doch durchaus auch positiv, dass außer Thomas Delaney wohl alle Kaderspieler denkbare Alternativen wären – auch Emre Can, der zwar erst wenige Trainingseinheiten mit der Mannschaft absolvierte, laut Lucien Favres Worten auf der Pressekonferenz aber durchaus eine Option – zumindest für den Spieltagskader - darstellen könnte. Hier wäre dann interessant zu sehen, auf welcher Position der Nationalspieler eingesetzt würde, mögliche Pausen für einen Innenverteidiger der Dreierkette oder auch einem defensiven Mittelfeldspieler wie Witsel oder Brandt seien hier angedacht.
Florian Kohfeldt wäre auf der anderen Seite wohl froh, wenn er solche Planspiele durchgehen könnte. Immerhin kehren mit Langkamp, Kapino und Veljkovic aber einige Spieler zurück in den Kader, auch Winter-Neuzugang Davie Selke darf gegen Borussia Dortmund antreten. Dennoch fallen einige echte Kräfte wie Augustinsson, Bargfrede, Füllkrug und Gebre Selassie weiterhin aus. Ein Wiedersehen sollte es derweil mit Ömer Toprak geben, der sich zwar immer wieder kleinere Blessuren zuzog, am Dienstag aber wohl eingesetzt werden dürfte. Nuri Sahin dürfte man hingegen zunächst nicht auf dem Rasen im Weserstadion erwarten, er kam zuletzt eher selten zum Einsatz.
Und damit sei eigentlich alles gesagt: personell sieht’s gut aus für Schwatzgelb, eher schlecht steht es für Grün-Weiß. Und sportlich sind die Rollen vielleicht klar verteilt, die letzten Duelle mit den Werderanern sollten aber wie beschrieben genug Grund zur Vorsicht bieten. Und so wartet schließlich eines dieser Spiele, wofür man den DFB-Pokal ja doch ganz geil findet. Unter der Woche, Flutlichtatmosphäre und eine „Alles-oder-nichts“-Partie. Bring it on!
Voraussichtliche Aufstellungen
Werder Bremen: Pavlenka - Toprak, Vogt, Moisander - Bittencourt, M. Eggestein, Klaassen, Friedl - Woltemade, Rashica - Selke
Borussia Dortmund: Bürki - Hummels, Akanji, Zagadou - Hazard, Witsel, Brandt, Guerreiro - Sancho, Haaland, Reus
Schiedsrichter: Guido Winkmann
Austragungsort: Weserstadion Bremen