Welcome Home!
Jetzt sitze ich schon wieder in der Roten Erde („um unsre Amateure spielen zu sehen“ und) um vom gestrigen Saisonauftakt zu berichten. Live und in Farbe, denn ich als größter „Alle oder keiner!“ Verfechter konnte nicht widerstehen.
Und so folge ich gestern Abend pünktlich der Anweisung unseres Vereins und lief an der Strobelallee auf. Allein. Nein, noch nicht ganz. Mit Begleitung. Unsere Wege werden sich gleich trennen, ich werde meinem Freund von der Nord aus zuwinken, während sein direkter Sitznachbar ein wildfremder junger Mann sein wird. Nicht, dass wir uns noch gegenseitig anstecken.
Wir verabschieden uns, vereinbaren einen Treffpunkt und ich bewege mich in das Absperrungsgewimmel.
Perso vorzeigen, Hände einsprühen und ab dafür. Meinen timeslot um 18 Uhr umgehe ich gekonnt und bin die erste und lange Zeit die einzige im Block.
Ich träume von Dynaaaamo, die auch ohne organisierten Support und mit der selben Personenzahl sehr gute Stimmung in die Bude brachten. Befürchten tu ich eher ein Trauerspiel.
Der erste, der voller Vorfreude ins Mikro schreit, ist Nobby - Willkommen zurück seine Botschaft. Wir 9300 sollen so laut wie sonst 80.000 - challenge accepted.
Kurze Zeit später betreten die ersten beiden Borussen den Platz. Es wird laut, sehr laut, obwohl gerade mal etwa 100 Leuten im Stadion sind. Die Spieler drehen sich verdattert um und die Gänsehautwelle erfasst mich mit voller Wucht.
Der Block füllt sich langsam aber sicher mit wildfremden Menschen, die schon bald nicht mehr ganz so wildfremd sein werden.
Nobby kündigt währenddessen „You‘ll never walk alone“ an, ein Lied, für dass ich mich bisher nur Liverpool begeistern konnte. Heute aber ist es anders, die letzte selbst gesungene Zeile packt mich dann doch.
Aber Schluss mit der Romantik - Anpfiff. Zur Stimmung während des Spiels habe ich mir in der letzten Woche ausführlich Gedanken gemacht, mache mich auf das schlimmste gefasst und .. werde größtenteils positiv überrascht. Im Rahmen der Möglichkeiten werden bekannte Lieder angestimmt, die zwar schnell wieder abflachen, trotzdem ist jeder Block im Stadion gewillt, das beste aus der Situation zu machen.
Und das Spiel? Tja. Same shit, different match. Gladbach bekommt schnell zu spüren, wie unattraktiv das Ballgeschiebe ist. Dortmund zwischenzeitlich stets bemüht mit den selben Problemen wie letzte Saison: vorne hui, hinten pfui. Aber was nicht ist, kann ja noch werden, schließlich hat der Ball drei Mal auf attraktive Art und Weise das Netz gefunden. Von seiner besten Seite zeigt sich allerdings konstant der Schieber-Schiri, der in den falschen Moment blind und in den richtigen Momenten taub war und mitten im Angriff zur Halbzeit pfiff. Die Auswechselung von Neuzugang Jude Bellingham wird währenddessen mit dem altbekannten („ohooo, hey Jude!“) untermalt - bei voller Hütte sicher nochmal cooler. Weniger cool die zwischenzeitlichen Versuche der Gäste in Block 12, eine Laola-Welle zu starten - bitte lasst das, wir sind nicht der Coca-Cola Fanclub ;-)
Aber: danke an alle für ein kleines bisschen Normalität und fürs Mitziehen - leere Klos und Fressstände sind schon was tolles. Auf die nächsten Spiele, die hoffentlich wieder jeder auf seinem Stammplatz mit seinen Kumpels in seinem Stadion erleben darf.