Schalke kassiert
Ein kalter Wind fegte am Samstag nicht nur durch das wiedereröffnete Parkstadion, sondern wohl auch durch die Herzen der blauen Zaungäste, als die U23 des BVB ihr Schalker Pendant ordentlich vertrimmte und ein ganz dickes Ausrufezeichen im Aufstiegskampf setzen konnte.
Schon vor Anpfiff war klar, dass es
eine ungemütliche Angelegenheit werden würde. Nicht nur, weil man
die Spielstätte als gemeiner Dortmunder in der Regel eher meidet,
wie Mordor oder die Ländereien nördlich der Mauer, auch das Wetter
war erstmals so, wie man es Ende November üblicherweise erwartet. Immerhin
von Regen blieb man verschont, denn die Tribüne des wiedereröffneten
Parkstadions kann zwar einen gewissen Charme nicht verleugnen,
aufgrund des fehlenden Daches war man als Schreiberling und Funker
doch etwas besorgt um seine Technik. Da aber zumindest in dieser
Beziehung alles trocken blieb – von den Augen diverser Blauer
möchten wir dies nicht behaupten – war das kein Problem.
Bereits bei der Anreise zeigte sich GE
von seiner besten Seite und brachte dem Besucher die hiesigen
Gepflogenheiten näher. So konnten die mutigen Redakteurinnen auf der
Fahrt durch die „Stadt“ bereits Bräuche wie das öffentliche Pinkeln an Häuserwände bewundern. Im Stadion angekommen war man
aufgrund der bereits erwähnten Kälte dann aber doch ganz froh über
die handelsüblichen sanitären Einrichtungen.
Vor dem Spiel gab es noch einen kurzen
Austausch mit Taylan Duman über seine neue Frisur (hm) und unsere
Erwartungshaltung („wir wollen Blut sehen!“), dann keulte sich
der Stadionsprecher noch mächtig einen auf das letzte
Regionalligaderby, als wir – so ehrlich muss man leider sein –
zünftig verdroschen wurden. Es war also durchaus Brisanz zu merken.
Die Tabellenkonstellation zeigte einen Vorteil auf Dortmunder Seite. 29 Punkte nach 11 Spielen auf der einen, 21 Punkte nach 14 Spielen auf der anderen Seite. Der BVB II mit zwei Spielen und zwei Punkten weniger, als der Tabellenführer RWE.
Erste Halbzeit
Die Partie startete mit ordentlich
Bums. Bereits nach fünf Minuten sah Tobias Raschl die erste gelbe
Karte des Tages. Auch eine kleine Rudelbildung zum warm werden ließ
nicht lange auf sich warten, ging jedoch ohne weitere Verluste über
die Bühne.
Anschließend verlor der BVB etwas den
Faden. Man verlor sowohl an Lautstärke als auch am letzten bisschen
Konzentration. Vermutlich war es für die junge Mannschaft doch eine
recht beeindruckende Situation. Trotzdem ging die erste Großchance
auf das Konto der Borussia. Leider scheiterte Steffen Tigges aus
spitzem Winkel im Duell mit Theißen.
Man hatte gerade das Gefühl, dass der
BVB wieder auf dem Weg war, zu ihrem Spiel zu finden, als die Blauen dann
doch zuschlugen und die äußerst lässige Dortmunder Verteidigung
ausnutzen konnten. Schuler besorgte in der 22. das 1:0 für den S04.
Dann folgte erstmal die unschöne Phase
des Spiels. Doch – wie eine äußerst weise Redakteurin im
weltbesten Funk bereits anmerkte – es war ja in dieser Saison
bereits häufiger ein kleiner bis sehr großer Rumpler von Nöten, um
das Potential erst Richtig entfalten zu können. Und so sollte es
auch in dieser Partie kommen: In Minute 38 besann man sich darauf,
dass man ja eigentlich durchaus einen ganz guten Fußball spielen
konnte. Malony, Tigges und Knauff ließen der Schalker
Hintermannschaft keine Chance – und Letzterer erzielte den ersehnten
Ausgleich.
Da man aber fand, dass es durchaus entspannter wäre, mit einer Führung in die Halbzeit zu gehen, beließ man es nicht dabei. Franz Pfanne leitete einen Duman-Freistoß aus dem Halbfeld mit dem Kopf zu Dams weiter, der den Ball mit ordentlich Schmackes über die Linie beförderte. Dortmunder 2:1 in der 41. Minute. Schön!
Zweite Halbzeit
Einen Wechsel gab es nach der Pause.
Für den gelbbelasteten Tobi Raschl kam Marco Hober ins Spiel. Und
der Wiederanpfiff hatte es in sich: Die erste Minute lief noch, als
Richmond Tachie 20 Meter vor dem Tor wunderbar von einem Schalker
Verteidiger bedient wurde und den Ball postwendend im Tor platzierte.
Annahme, Übersicht und Abschluss Eins mit Sternchen.
Und unsere U23 zeigte, dass ihr
Jagdtrieb noch lange nicht gestillt war. Ganz im Sinne des
Maaßen-Fußballs ließ man den Hausherren von nun an keine Ruhe
mehr. Nachdem Knauff und Dams noch ihre Chancen zum jeweils zweiten
Treffer nicht verwerten konnten, war es schließlich der erst kurz
zuvor eingewechselte Philipp Harlaß, der nach einem bösen Fehler
des Schalker Schlussmanns mit dem Ball quasi bis ins Tor spazieren
konnte und sich die Chance zum 4:1 nicht nehmen ließ (74.).
Dass der eingewechselte Torschütze
kein Zufall war, bewies wenig später Kolbeinn Finnsson, der in den
vergangenen Tagen noch bei der isländischen Nationalmannschaft
unterwegs gewesen war. Eigentlich beim BVB II zum Linksverteidiger
umgeschult, durfte er ab der 81. Tachie auf der rechten Außenbahn
ersetzen und brauchte nur wenige Sekunden, um zu zeigen, dass er auch
das Einmaleins des Offensivspielers beherrscht. Sein erste
Ballkontakt endete mit dem 5:1 (82.).
Auch nach diesem Treffer war man immer
noch heiß auf Tore – ein Charakterzug, der unsere diesjährige U23
durchaus auszeichnet. Doch weder Pfanne noch Tigges konnten sich noch
in die Torschützenliste eintragen – was bei diesem Spielstand dann
schlussendlich wohl wirklich zweitrangig war.
Fazit
Mit dieser Machtdemonstation zeigte man
einmal mehr, dass dieser Mannschaft einiges zuzutrauen ist. Sechs
Siege in Folge stehen nun zu Buche, dabei konnten 22:4 Tore erzielt
werden. Die Jungs machen einfach nur Bock.
Bis Mittwoch haben sie nun Zeit, ihren Derbysieg ausgiebig zu feiern, dann steht das Spiel gegen den SV Rödinghausen auf dem Plan. Aufgrund des Zuschauerverbotes in der Regionalliga West, wird die Partie nicht in der Roten Erde sondern in Brackel ausgetragen werden.
Statistik
Borussia Dortmund II: Drljaca - Maloney, Dams, Hippe - Knauff (77. Wanner), Pfanne, Raschl (46. Hober), Duman - Bakir (70. Harlaß), Tachie (81. Finnsson) - Tigges
Tore: 1:0 Schuler (22.), 1:1 Knauff (38.), 1:2 Dams (41.), 1:3 Tachie (46.), 1:4 Harlaß (74.), 1:5 Finnsson (82.)