Warmlaufen

Zurück in die Realität

13.12.2019, 19:09 Uhr von:  Nadja
Zurück in die Realität

Wie so oft nach einem glamourösen und euphorischen Championsleague Abend, wartet keine Woche später der graue Bundesliga-Alltag. Dieses Mal wartet er auf dem Kartoffelacker von Mainz, im schönsten Möbelhaus, in dem jemals Fußball gespielt wurde. Zumindest seit sie mich damals aus dem Smalland rausge... Ach, lassen wir das.

Was ich eigentlich sagen wollte: der BVB reist nach Mainz. Der Trend bei beiden Mannschaften zeigt vorsichtig nach oben, wobei das beim Karnevalsverein in deutlich tieferen Tabellenregionen passiert, als beim BVB. Der hat nach drei Pflichtspielsiegen in Folge nämlich allen Unkenrufen zum Trotz eine Bilanz, die man so wohl im Allgemeinen vor der Saison für diesen Zeitpunkt unterschrieben hätte: Dritter in der Liga, in Schlagdistanz zur Spitze, Achtelfinale in der Championsleague und Überwintern im Pokal. Nicht spektakulär, aber solide. Wie wacklig das Gebilde dennoch ist, zeigen die Stimmungsschwankungen rund um den Verein in den letzten Wochen, die mit jeder Hardcore-PMS mithalten könnten.
Favre raus, Favre rein, neuer Stürmer, kein Stürmer, zu wenig Emotionen, zu viele rote Karten, Dreierkette, Fünferkette, Doppelsechs, sechs mit acht, Sancho ist böse, Sancho ist toll. Dazu bitte ein paar Essiggurken mit Nutella. Danke.
Was wir also brauchen, sind die Dinge, die im DoPa so teuer sind: Wir müssen den Aufwärtstrend bestätigen. *kling* Wir müssen an unsere zuletzt guten Leistungen anknüpfen. *kling* Wir haben uns trotz den Siegen schwerer getan als nötig. Das müssen wir verbessern. *kling*
Auf der positiven Seite zu notieren ist, dass Mainz wie gesagt bereits einen gewissen Aufwärtstrend aufweist, die Rolle des Aufbaugegners hat dankenswerterweise Hoppenheim übernommen, sodass unser Eingreifen da für einmal nicht notwendig sein wird.

Wer übrigens nicht glaubt, dass wir als Zuschauer einen Unterschied machen können, sollte sich mal in Ruhe ein paar Videos aus den zwei Meistersaisons ansehen.

Was es hingegen zwingend braucht, ist ein Aufwärtstrend auf den Rängen. Europapokalspiele sind ja immer ein Ausschlag nach oben, aber selbst da war die Stimmung am Dienstag eher mittelmäßig. Kann halt nicht jeder Gegner Barcelona sein. Vom Kantersieg gegen Düsseldorf ganz zu schweigen, wo sich trotz fünf Toren kaum Euphorie eingestellt hat. Ja, wir sind 4 Punkte hinter dem Tabellenführer. Ja, wir haben im Laufe der Saison viel zu viele Punkte liegen gelassen. Ja, wir könnten mit einer außergewöhnlichen Leistung die Meisterschaft bereits so gut wie sicher haben. Aber ist das wirklich der Grund, weshalb die Stimmung so flau ist? Was war letzte Saison, als es besser lief? Was war da die Entschuldigung? Oh ja, ganz vergessen: die Ultras sind Schuld. Super, Problem gelöst. Alle anderen können nichts dafür!
Nein, ernsthaft, Leute, hinterfragt Euch doch bitte auch mal selbst. Niemand verlangt 90 Minuten Dauereinsatz, das ist nicht zu leisten. Zumindest nicht in einer Lautstärke, die wirklich einen Unterschied macht. Aber ab und an den Mund aufmachen oder das Handy weglegen wäre schon ganz dufte. Falls es nicht zu viele Umstände macht natürlich...

Wer übrigens nicht glaubt, dass wir als Zuschauer einen Unterschied machen können, sollte sich mal in Ruhe ein paar Videos aus den zwei Meistersaisons ansehen. Das 4:4 gegen Stuttgart zum Beispiel. Oder das 1:0 gegen die Bayern. Oder das Spiel gegen Real Madrid. Und dann in die Augen der Gegner schauen, wenn die Pfeifkonzerte einsetzen oder die ohrenbetäubenden „Borussia“-Rufe. Oder dieser undefinierte Lärm, der wie eine Mauer den Ball Richtung gegnerisches Tor peitscht. Kleiner Spoiler am Rande: die Ultras haben in diesen Spielen die gleichen Lieder angestimmt wie immer. Falls sie überhaupt dazu gekommen sind irgendwas anzustimmen.
Also euphorisieren wir uns doch einfach mal ein wenig selbst! Wie wärs zum Beispiel als Einstimmung mit einem Video von Piszczeks Siegtreffer zum 2:1 in Mainz? Zehnmal in Dauerschleife mit Ton und dann volle Pulle nach Mainz! Und wer weiß, vielleicht euphorisiert es auch die Mannschaft oder sogar den Trainer. Man munkelt, das sei schon mal passiert...

Also auf geht’s Dortmund kämpfen und siegen!

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