Viele Fragen, wenig Antworten
Es ist doch derzeit echt eine Krux mit Borussia Dortmund. Man denkt, man hat den ersten Schritt zurück in die Überholspur geschafft (die man seit dem Verlust der Tabellenspitze in der letzten Woche nun auch betreten muss), schon schmeißt einem der Fußballgott die nächsten großen Herausforderungen und Wegabsperrungen in den Weg. Auf die aktuelle Situation übersetzt heißt dies: der BVB hat am letzten Wochenende mit einer guten Leistung gegen den VfB Stuttgart gewonnen und ist immer noch punktgleich mit dem FC Bayern München. Doof nur, dass mit Hertha BSC nun ein unangenehmer Gegner am Samstagabend wartet und gleichzeitig auch noch eine gute Hand an wichtigen Spielern ausfallen. Erwischt hat es neben den bereits länger bekannten Axel Witsel, Lukasz Piszczek und Maximilian Philipp nun auch Paco Alcacer und Mario Götze, also beiden Stürmern des Vereins. Durchaus fraglich also, wen Lucien Favre in Berlin in der Sturmspitze aufbieten können wird. Als wäre es nicht alles schon schwer genug…
Dabei hatte man eigentlich doch Grund zum Optimismus. Klar, man ist gegen Tottenham aus der Champions League ausgeschieden, hat aber dabei durchaus ansprechend gespielt und auch Zusammenhalt zwischen Fans und Mannschaft bewiesen. Gegen Stuttgart stimmte dann auch das sportliche Ergebnis, sodass man durchaus mit ein wenig Hoffnung auf die nächste Partie blicken konnte. Die sportliche Herausforderung Hertha BSC macht es aber in der Tat ein wenig trickreicher. Klar, die Berliner sind in dieser Saison eine echte Wundertüte und erstmal beim Blick auf der Tabelle nur auf Rang 10 zu finden. Gleichzeitig ist die Hertha aber auch eine der wenigen Mannschaften, die in der Hinrunde einen Punkt aus Dortmund entführen konnten, weil sie diszipliniert und effektiv auftraten – was durchaus eine der Qualitäten der Elf von Pal Dardai ist. So kann wohl durchaus ein Gegner erwartet werden, der sich defensiv gut aufstellen und den Fokus erst einmal darauf legen wird, auch wenn es sich um ein Heimspiel im Olympiastadion handelt. Gerade gegen ambitionierte und offensiv agierende Gegner gelang den Berlinern in der laufenden Spielzeit immer wieder ein disziplinierter Auftritt, nicht ausgeschlossen also, dass dies auch wieder gegen den BVB gelingen wird. Gleichzeitig agierten die Hauptstädter in dieser Saison aber auch einfach nicht konstant genug, um jetzt gleich das große Zittern zu bekommen.
Doof nur, dass die Aufstellung so kurz vor der Länderspielpause noch einmal zur Herausforderung wird. Lukasz Piszczek fehlt schon länger, was natürlich nicht heißt, dass dieser Ausfall weniger schwer wiegt, aber immerhin ist man an diese Situation schon gewohnt. Alternativen hat Lucien Favre auch. Hakimi auf links oder rechts, Schmelzer oder Wolf, eventuell auch Diallo dann auf der jeweilig anderen Seite… der Schweizer hat mehrere Optionen. Gleiches gilt für Axel Witsels Ersatz. Der Belgier wirkte zuletzt ohnehin nicht mehr ganz so überzeugend und ein wenig überspielt bzw. vielleicht auch entkräftigt. Für ihn könnte Julian Weigl einspringen, sollte er nicht in der Innenverteidigung aufgeboten werden. Denkbar wäre auch Mo Dahoud oder Thomas Delaney als alleiniger Sechser. Schwieriger wird es im Sturm. Da nun auch Götze und Alcacer passen müssen, muss wohl Marco Reus in die Spitze wechseln. Links könnte Guerreiro spielen, die zentrale Position hinter Reus wirft aber noch Fragezeichen auf. Dahoud? Guerreiro und dafür auf der linken Seite jemand anderes? Bruun Larsen? Es würde nicht überraschen, wenn Lucien Favre heute nicht ganz so gut in den Schlaf finden würde. Und die Länderspielpause kommt dann wohl auch (nicht zum ersten Mal in dieser Saison) zu einem guten Zeitpunkt…
Tja, und was wäre sonst noch so zu sagen? Mit welchen Erwartungen fährt man denn nun nach Berlin? Ganz ehrlich: ich kann diese Frage für mich selbst aktuell gar nicht beantworten. Klar ist: wenn der BVB ein Wort im Meisterschaftskampf mitreden möchte, braucht er wieder konstante Ergebnisse. Dafür wäre ein Sieg in Berlin schon fast Pflicht, auch um mit einem positiven Erlebnis in die Länderspielpause zu gehen und in dieser wenn möglich noch einmal Stellschrauben in Angriff zu nehmen und/oder Kräfte zu regenerieren. Die Bayern spielen zu Hause gegen Mainz, vermutlich mit ein wenig Frust ob des Ausscheidens aus der Champions League auf der Brust und daher rechne ich dort nicht mit dem großen Stolpern. Ich bin mir gleichzeitig aber auch der Tatsache bewusst, dass Berlin ein unangenehmer Gegner sein kann, aber nicht muss und die Verletzungen werfen weitere Fragezeichen auf. Daher erhoffe ich mir für Samstagabend einfach Ausrufezeichen und damit Antworten auf ein paar offene Fragen. Findet der BVB wieder in die Spur zurück und kann vor der Länderspielpause noch einmal ein Zeichen setzen? Wird die Hertha ihre gute oder schwache Seite zeigen? Wer wird für Götze und Alcacer stürmen? Wir werden es erfahren und bis es so weit ist, habe ich ja noch ein paar Stündchen Zeit, um meine Erwartungen ein wenig zu sortieren...
Mögliche Aufstellungen
Hertha BSC: Jarstein – Stark, Rekik, Torunarigha – Lazaro, Grujic, Maier, Mittelstädt – Duda – Ibisevic, Kalou
Borussia Dortmund: Bürki - Hakimi, Diallo, Akanji, Wolf - Delaney, Weigl - Guerreiro, Dahoud, Sancho - Reus
Schiedsrichter: Welz (Wiesbaden)