Supercup ist, was man draus macht
Mit dem Supercup verhält es sich so wie mit dieser Party, für die man partout keine Motivation aufbringen kann: Eigentlich möchte man sich das nicht so recht geben, Vorfreude kommt auch nicht so wirklich auf - aber wenn man ohne Erwartungen an die Sache herangeht, kann es mitunter doch ganz unterhaltsam werden.
Ähnlich wird es vermutlich den Spielern gehen, denen der Supercup sicher auch keine schlaflosen Nächte voller Nervosität bereiten wird. Aber wenn man schon einmal auf dem Platz steht und die Partie Borussia Dortmund gegen Bayern München heißt, möchte man sich vermutlich auch keine Blöße geben. Und selbst wenn: Der Verlierer kann getrost auf die mangelnde Relevanz dieser Begegnung verweisen, die im Grunde nur den Abschluss der Vorbereitungsphase und das letzte Luftholen vor der ersten Pokalrunde und dem Bundesligastart darstellt.
Wenn wir schon von mangelnden Erwartungen sprechen: natürlich kann
man auch aus Fansicht nicht unbedingt mit einem Feuerwerk auf den
Rängen rechnen. Vielmehr bietet die Partie traditionell dem
geneigten Stadiongänger die Gelegenheit, diesen einen Verwandten
mitzunehmen, der schon immer einmal ein Spiel der Borussia live im
Westfalenstadion gegen einen renommierten Gegner besuchen wollte. So
haben letztlich alle etwas davon.
Kommen wir zum Sportlichen.
Bayern München
Der FC Bayern machte in der Sommerpause vor allen Dingen mit den Spielern Schlagzeilen, die sie nicht verpflichten konnten. So kommt das mögliche Aufgebot mit den mehr oder weniger bekannten Gesichtern daher, weil von drei bisherigen Neuzugängen in Gestalt von Lucas Hernández, Jan-Fiete Arp und Benjamin Parvard nur die letzten beiden zur Verfügung stehen - Hernández wird aufgrund einer Verletzung voraussichtlich erst zum Bundesligastart fit sein. Demgegenüber musste vor allem die Bayern-Offensive Federn lassen, da neben Arjen Robben (Karriereende) und Franck Ribéry (noch unbekannt) auch James Rodríguez (Rückkehr zu Real Madrid) den Verein verließ. Zudem wechselte Rafinha zur Roma und dann war da ja noch dieser Mats Hummels.
In den Testspielen schlugen sich die Bayern dabei gar nicht mal so schlecht und konnten auf ihrer USA-Reise Siege gegen Real (3:1) und den AC Mailand (1:0) verbuchen, bei denen phasenweise auf beiden Seiten durchaus auch in Bestbesetzung gekickt wurde.
Unsere Borussia
Auch beim BVB lässt sich bislang fraglos von einer erfolgreichen und vielversprechenden Vorbereitungsphase sprechen. Leider wird man am Samstag dennoch auf mehrere Neuzugänge verzichten müssen: Julian Brandt fällt mit Adduktorenproblemen aus, Mateu Morey hat sich im Testspiel gegen St. Gallen eine Schulterverletzung zugezogen und auch Thorgan Hazard ist nach seiner Knöchelprellung erst am Donnerstag wieder in das Training eingestiegen. Schließlich ist laut Lucien Favre auch Roman Bürki mit einer Risswunde am Schienbein eher fraglich. Mit Blick auf den Kader und die Bedeutung des Wettbewerbs besteht aber auch sicher keine Notwendigkeit, hier irgendwelche Risiken einzugehen.
Demgegenüber wird es den ersten Auftritt von Mats Hummels im Westfalenstadion nach seiner Rückkehr zum BVB geben, was natürlich unweigerlich Spekulationen über die Reaktionen der Fans im Stadion auslöste (Sebastian Kehl im Kicker: Pfiffe wären „fatal“). Vorsichtig ausgedrückt: mit Blick auf die Zusammensetzung der Stadionbesucher beim Supercup ist ein Stimmungsbild am Samstag vermutlich nur semi-repräsentativ; wenn man dieses nervige Thema überhaupt meint diskutieren zu müssen, dann sollte man es wohl besser vor dem ersten Bundesliga-Heimspiel gegen den FC Augsburg aufgreifen.
Die Aufstellungen könnten also etwa so aussehen:
Borussia Dortmund: Hitz – Piszczek, Akanji, Hummels, Schulz –
Delaney, Witsel – Sancho, Reus, Bruun Larsen – Götze
Bayern München: Neuer – Kimmich, Süle, Boateng, Alaba – Thiago – Goretzka, Renato Sanches – Müller, Coman (ebenfalls angeschlagen, daher wäre auch Arp denkbar) – Lewandowski
Was bleibt also abschließend zu sagen?
In Anlehnung an die einleitenden Worte: Man sollte zwar keine allzu großen Erwartungen an diese Veranstaltung haben, aber wäre ein bisschen Silber im Trophäenschrank zumindest nicht ein gelungener Abschluss der Vorbereitung? Und unter uns gesagt: In Anbetracht der phasenweise doch recht angespannten Stimmung in München lässt sich eigentlich nichts dagegen einwenden, die Bayern vor dem Saisonstart noch ein wenig zu piesacken. Die ungewohnt lauten Dortmunder Kampfansagen werden sicher auch in München angekommen sein; umso mehr sollte man den Worten auch Taten folgen lassen und nicht schon beim Einlaufen die Körpersprache einer Mannschaft an den Tag legen, die sich mit einer Niederlage schon abgefunden hat.
… Okay, das war wohl noch das letzte bisschen Rest-Frust von dem
letzten Aufeinandertreffen. Damit sei die letzte Saison aber nun auch
wirklich abgeschlossen – auf eine gute Saison 2019/2020!
Also nächste Woche dann.
geschrieben von Giog