Standortbestimmung gegen Leverkusen
Am Samstag (15:30 Uhr, Westfalenstadion/SKY) empfängt der BVB mit Bayer Leverkusen den Vorjahres-Vierten. Kurz vor dem Spiel lichtet sich das Lazarett. Reus erwartet eine Trotzreaktion.
Vor der Länderspielpause wurde der BVB mächtig durchgeschüttelt. Nach dem schwer umkämpften 3:1-Auswärtserfolg beim 1. FC Köln kam schon die erste Kritik auf. Der BVB habe mutlos gespielt, ohne den zielführenden Druck und sich in der Abwehrarbeit dilettantisch angestellt. Eine Woche später folgte das Auswärtsspiel bei Union Berlin, indem die Borussen sich ebenfalls nicht von ihrer besten Seite zeigten. In Berlin-Köpenick setzte es eine 1:3-Schlappe, die nicht unverdient war.
Danach wurde es erstmal ruhig um den BVB und in Dortmund. Die Länderspielpause sorgte dafür, dass die Niederlage gegen Union medial nicht ausgeschlachtet werden konnte. Ungeschehen macht diese Pause sie deswegen aber nicht. Die Frage die bleibt: Wo steht der BVB wirklich?
Leverkusen als Gradmesser
Am Samstag trifft der BVB auf den ersten wirklich nennenswerten Gegner der laufenden Spielzeit. Damit möchte ich die bisherigen Pflichtspielgegner nicht diffamieren (KFC Uerdingen, FC Augsburg, 1. FC Köln und Union Berlin). Die Zielsetzungen der drei bisherigen Gegner in der Bundesliga dürfte nichts anderes als der direkte Klassenerhalt sein. Die Leverkusener hingegen wollen nach Europa. Zumindest in die Europa League. Im Rheinland wird aber sicherlich auch mit einem Auge auf die erneute Qualifikation zur Champions League geschielt.
Demzufolge hat der BVB mit der Werkself eine ziemlich harte Nuss zu knacken. Die Rheinländer haben sieben Punkte aus drei Spielen geholt, dabei gegen Paderborn und Düsseldorf erwartungsgemäß gewonnen. Gegen die TSG Hoffenheim gab es ein torloses Remis. Somit haben die Leverkusener nicht nur den einen Punkt mehr in der Tabelle. Sie haben es auch geschafft, ein Spiel ohne Gegentor zu bestreiten. Das ist dem BVB bisher nicht gelungen.
Offensive Ausrichtung als Chance
Was für den BVB spricht ist die Spielweise der Gäste. Unter dem ehemaligen BVB-Trainer Peter Bosz spielt die Werkself oft einen Hurra-Fußball, wie wir ihn noch aus der Bosz-Zeit kennen. Durch den Zug zum gegnerischen Tor sollten sich den Dortmundern die Räume bieten, selbst in die gefährlichen Zonen vor dem gegnerischen Kasten zu kommen. Gegen tiefstehende Gegner tut es sich die Mannschaft von Lucien Favre ja oft schwer, diese Räume herauszuspielen. Gegen Leverkusen dürfte es den Spielern hoffentlich leichter fallen.
Bosz versteht BVB-Probleme
Im Vorfeld des Spiels gab es schon einige Nebenschauplätze. Eine - wohl scherzhafte - Aussage von Marco Reus wurde medial so aufgekocht, dass ganz Fußballdeutschland nun glaubt, der BVB habe Interesse an Leverkusens Kai Havertz. Eins lässt sich hier festhalten: Wenn ein deutscher Verein kein Interesse an Havertz hat, müsste er die Scoutingabteilung komplett auswechseln. Jeder weiß, dass es sich bei dem 20-Jährigen um eines der größten Talente in Deutschland handelt. Viel Wind um nichts also.
Für Peter Bosz ist das alles kein Grund zur Sorge. Der Trainer habe sich darüber keine Gedanken gemacht oder mit Havertz über die Situation gesprochen. Der Fokus liege klar auf dem Spiel gegen Borussia Dortmund. Auf der Pressekonferenz vor dem Spiel äußerte sich der Niederländer auch zum BVB und macht zwischen den Zeilen eine Schwachstelle beim BVB aus: "Sie haben gute Spieler, aber gute Spieler sind nicht immer eine gute Mannschaft." Für den Übungsleiter ist aber auch wichtig, dass diese Erkenntnis nicht nur für die Dortmunder gelte. Jeder Trainer muss sich der Aufgabe stellen, aus guten Spielern eine Mannschaft zu formen. Auch Bosz selbst.
Reus fordert "Trotzreaktion"
Für BVB-Kapitän Marco Reus ist das Spiel gegen Union Berlin abgehakt. "Wir müssen zusehen, dass solche Spiele nicht mehr vorkommen, dass wir ein anderes Auftreten haben. Egal, gegen welche Mannschaft", äußerte sich Reus im "Feiertagsmagazin" am Freitag. "Wir müssen am Samstag eine Trotzreaktion zeigen und die Fans wieder hinter uns bringen."
Gegen die Leverkusener kann der BVB nun also zeigen, wie gefestigt die einzelnen Spieler als Mannschaft schon sind. Die Niederlage gegen Union Berlin war so sicherlich nicht eingeplant. Gegen Aufsteiger muss gewonnen werden, wenn man sich dazu entscheidet, öffentlich von der Meisterschaft zu reden. Am Samstag haben die Borussen die Möglichkeit, auf viele Fragen eine Antwort zu geben.
Das Lazarett lichtet sich
Eine Antwort auf die Frage, ob Axel Witsel und Thorgan Hazard gegen Leverkusen mitwirken können, gibt es wenige Stunden vor Anpfiff nun endlich eine Antwort: Ja. Beide Belgier können ihr Comeback geben. Witsel (Faserriss) und Hazard (Rippenverletzung) stehen also im Kader. Ob es für die Startelf reicht bleibt indes abzuwarten. Auch Manuel Akanji (Sprunggelenksverletzung) könnte noch rechtzeitig fit werden. Nico Schulz hingegen hat bisher kein Mannschaftstraining absolviert. Ein Einsatz gegen Leverkusen käme somit wohl zu früh.