Ein Finale in Berlin
Eigentlich sind Endspiele in Berlin etwas Wünschenswertes. Doch wenn das Endspiel ein gewöhnliches Bundesligaspiel am 13. Spieltag ist, sollte es einem zu denken geben. Der Auftrag ist mehr als deutlich formuliert: Drei Punkte in Berlin, oder der „BV Bollywood aus Dortmund“ darf bald neue Protagonisten für die nächste Staffel auf der Trainerbank präsentieren.
Immerhin gibt sich die BVB-Führungsebene optimistisch, mit dieser „Trainer-Konstellation“ den „Turnaround“ zu schaffen. Anders sah man es hingegen beim Gastgeber aus Berlin. Nach zuletzt vier Niederlagen und davor auch nur einem Unentschieden, zog man die Reißleine, trennte man sich von Ante Covic und träumt von nun an von einem Wintermärchen unter Jürgen Klinsmann. Zu einem „Big City Club“ will man die alte Dame Hertha langfristig machen und das schon, seit dem sie in der ersten Liga spielt. Dankend nahm man dafür das Geld eines Investors (125 Millionen) im Sommer an, welcher dafür knapp 37% der Anteile des Fußball Clubs erhielt. Die anschließende Einkaufstour viel für „Berliner-Verhältnisse“ recht üppig aus. Knapp 33 Millionen investierte man in den Kader.
„Die Hertha kann wie andere Klubs in London oder Madrid zu einem echten 'Big City Club' werden“
Die prominentesten Neuzugänge sind dabei sicherlich der Ex-Düsseldorfer Lukebakio (20 Millionen €), Andreas Wolf (ausgeliehen für 2 Millionen €) und Eduard Löwen (7 Millionen €). Für Aufmerksamkeit hat hingegen ein anderer Neuzugang gesorgt. Marco Grujic (ausgeliehen vom FC Liverpool für 2 Millionen €) stand bislang bei fast jedem Spiel auf dem Platz und war einer der Lichtblicke in einer eher desolat auftretenden Berliner Mannschaft.
Der einzige Lichtblick in Dortmund ist aktuell groß, grün und hell beleuchtet und steht als Weihnachtsbaum auf dem Dortmunder Weihnachtsmarkt. Trotz einer ordentlichen Leistung gegen Barcelona ist die Vorfreude auf die zu erwartende „Magerkost“ Bundesliga vergleichbar mit der Freude auf einen abgestandenen Glühwein bei frühlingshaften Temperaturen auf dem Weihnachtsmarkt. Müde der ständigen Durchhalte-Parolen, der abgedroschenen Phrasen vor und nach dem Spiel, der Ausreden schreibt man mit einem fetten Filzstift den Namen Jürgen Klopp auf den Wunschzettel für das Christkind. Doch dieser wird unabhängig davon, ob es das Christkind gibt oder nicht, ob Amazon auch Fußballtrainer liefert, in naher Zukunft nicht wieder auf der wackeligen Dortmunder Trainerbank Platz nehmen. Sich damit abzufinden, ist schwer. Erst recht, wenn eine Erwartungshaltung bei Spielern und Fans geschürt wird, die als Last so schwer ist, dass selbst der schnellste und stärkste Rentierschlitten im Schnee zu versinken droht. Doch den Kopf jetzt in den nicht vorhandenen Schnee zu stecken, bringt niemanden weiter. Schuldzuweisungen haben bislang jedem konstruktivem Prozess geschadet. Ein Trainerwechsel kann, muss aber nicht das Allheilmittel sein. Herr Stöger lässt grüßen.
Der Glaube daran, es in der aktuellen Konstellation wieder hinzukriegen, ist noch vorhanden. Vielleicht es auch hinkriegen zu müssen, da es an echten Trainer-Alternativen mangelt. Die Hoffnung, auch aus einer schweren Zeit gestärkt wieder hervorzugehen, lodert noch ganz zart. Ein Sieg in Berlin wäre ein erster wichtiger Schritt zurück in die Erfolgsspur. Es bedarf keines großen Fußballfachwissens, dass der Weg zu den drei Punkten in Berlin ein sehr steiniger sein wird. Ein volles Stadion, ein neuer Trainer, eine Mannschaft die bislang hinter ihren Möglichkeiten blieb, machen die Mission drei Punkte nicht einfacher.
„Wir glauben, dass wir das in dieser Konstellation hinkriegen“
"Am Ende wird Fußball und die Arbeit eines Trainers über Ergebnisse definniert", sagte Watzke auf der Mitgliedeversammlung vor einer Woche. So wird das Spiel in Berlin für Favre zu seinem persönlichen Finale.
So könnten sie spielen
Hertha BSC: Kraft - Klünter, Stark, Boyata, Mittelstädt - Maier, Grujic - M. Wolf, Darida, Kalou - Selke
Dortmund: Bürki - Hakimi, Akanji, Hummels, N. Schulz - Witsel, Dahoud - Sancho, Reus, T. Hazard - Brandt