Träume werden zu Zielen
Das schwer deprimierende und enttäuschende Derby war gerade mal 24 Stunde vorüber, da erschuf diese wilde Spielzeit eine Situation, die eine komplette Schubumkehr der Emotionen hervorrief. Der 1.FC Nürnberg trat zu einem Strafstoß an, welcher dem FC Bayern eine Niederlage und dem BVB eine unbeschädigte Meisterschaftschance ermöglicht hätte. Doch der „Klub“ scheiterte und hätte wenige Sekunden später das Spiel gar fast verloren, als ein Bayernspieler allein aufs Nürnberger Tor zulief, aber ein Torwart namens Mathenia mit einer unglaublichen Parade deren Siegtreffer verhinderte. Und damit die Entscheidung im Meisterschaftskampf. So blieb es beim 1:1 und der klaren Situation:
Der BVB kann weiter deutscher Meister 2018/2019 werden!
Auch wenn der Trainer, Lucien Favre, diese Chance kurz nach dem Derby bereits für beendet erklärte, und der Verlust eines weiteren Punktes auf den FC Bayern München nicht sehr hilfreich ist, lebt drei Spieltage vor Abschluss dieser Spielzeit dieses Chance noch sehr veritabel.
Denn so kurz vor dem Ende einer Saison, bei einer derart engen und spannenden Konstellation ist, wie ich zuletzt schon in meiner Nacherzählung der Spielzeit 1994/95 darlegte, immer alles möglich. Die Dinge nehmen dann eigene Wendungen und es entsteht eine Dynamik, die vieles ermöglicht, welches auf dem Papier so gar nicht wirklich denkbar ist.
„Es ist erst vorbei, wenn es vorbei ist“
Hierfür ist es aber erforderlich, dass ein Spirit entsteht, den man durchaus mit der „Kunst der Kriegsführung“ umschreiben kann. Der Verein, und zuvorderst jene, die auf dem Rasen stehen (und jene, die dafür da sind, diese Spieler zu betreuen, anzuleiten und einzustellen), müssen bei klarem und kühlem Verstand in Flammen stehen für ihren Traum. Und diesen Traum in ein klares Ziel umwandeln, welches man „in einem Tunnel befindlich“ verfolgen muss. Und dies auch gegen Widerstände seitens der körperlichen Gesundheit (Verletzungen) von Spielern, Sperren, persönlichen Eitelkeiten innerhalb eines Kaders, Unstimmigkeiten und auch der Einflussnahme von Schiedsrichtern oder sonstigen spielbegleitenden Faktoren.
Ziele können dabei Berge versetzen. Und wenn man dieses kämpferisch (im Sport immer hilfreich) angeht, ohnehin. In der Kriegsführung spricht man dann von der Notwendigkeit des Einsatzes aller zur Verfügung stehender Mittel und der nötigen Flexibilität, zur Erreichung der Ziele.
Und dazu gehört auch, dass man dem gesamten Umfeld aufzeigt, das man eben Feuer gefangen hat. Wozu dann nicht gehört, dass nach besagtem Derby dann der durchaus einflussnehmende und völlig überforderte Schiedsrichter Felix Zwayer nach dem Spiel „minutenlang“ unbehelligt auf dem Platz steht, ohne das auch nur ein Spieler oder Funktionär des BVB wutentbrannt zu ihm gehen würde. Der erste BVB Akteur, der mit ihm sprach, war meine ich Christian Pulisic. Er ging zu ihm hin und gab ihm freundlichst die Hand. Lucien Favre, Michael Zorc und Sebastian Kehl waren da längst in den Katakomben verschwunden. Einzig der Co-Trainer Terzic sprach den Schiedsrichter dann kurz vor Verlassen des Platzes noch an. So versetzt man eine Mannschaft und ein Umfeld jedenfalls nicht in einen emotionalen Ausnahmezustand, der aber nötig wäre, um diese historische Chance noch zu ergreifen.
Denn genau das ist sie für unseren BVB. Die Chance, deutscher Meister zu werden, kommt bei uns - und in den heutzutage sehr zementierten Wettbewerbsbedingungen zumal – wirklich eher nur alle 10 Jahre einmal vor. Wenn diese Mannschaft also, mit diesem Verein, einmal diesen Titel gewinnen will, dann jetzt!
Man sollte Ihnen einmal die Bilder der Feierlichkeiten von 1989, 1995
oder auch 1997 vorführen. Oder, um es aktueller zu gestalten, der
Titel von 2011 und 2012. Welche unglaublichen Feierlichkeiten ihnen
entgehen würden, wenn Sie diese Chance nicht beim Schopf packen und
darum kämpfen. Mit Kampf ist dabei per Definition gemeint, dass man
große Anstrengungen unternimmt, mit dem Ziel, sich selbst zu
beherrschen, Widrigkeiten zu überwinden oder eben in einer Situation
zu bestehen. Und genau darum geht es nun. Es muss das Ziel sein,
deutscher Meister zu werden und dafür muss die innere Überzeugung
da sein, dass man darum auch kämpfen will. Und zwar nicht im Sinne
von „Einsatzwille“ (welchen ich der Mannschaft in dieser
Spielzeit niemals absprechen würde), sondern im Sinne von „dafür
zu brennen“.
Schaut euch, liebe Mannschaft und Funktionäre, jede zur Verfügung stehende Sekunde Filmmaterial an, wo ihr seht, welch enorm großes Ziel man da verfolgt. Wie man für das Erreichen dessen belohnt wird. Sprecht mit jenen, die dies schon mehrfach miterleben durften und mit dem BVB Titel gewannen. Geht ins Borusseum, lasst euch von der Geschichte dieses Klubs inspirieren und vom Glanz der Pokale motivieren.
Und schenkt um Himmels Willen diese nur alle Jubeljahre vorkommende Gelegenheit nicht vorauseilend ab. Natürlich stehen die Chancen eher 75:25 für den inzwischen „ewigen Meister“ aus Bayern. Natürlich ist man eher in einer Außenseiterposition. Und natürlich war die Schlappe im Derby mehr als ernüchternd, man meinte sogar im Stadion zu erleben, schockierend. Nach dem sehr seltsamen Strafstoß zum 1:1 hatte man geradezu das Gefühl, dass ein ganzes Stadion in sich zusammenfiel. Und damit einhergehend auch die Mannschaft auf dem Platz. Weil die „Kampfeslust“ und das brennen für ein Ziel nicht zu spüren war.
Es muss nun egal sein, welche Spieler fehlen, wie Schiedsrichter pfeifen und wie der FC Bayern agiert. Setzt euch zusammen, verbringt Zeit miteinander, schwört euch ein und vergegenwärtigt euch, dass ihr mit Borussia Dortmund deutscher Meister werden könnt und in wenigen Wochen in die Geschichtsbücher dieses Vereins eingehen könnt:
Als deutscher Meister 2018/2019. Auf einem Lastwagen stehend, mit der Meisterschale in der Hand von hunderttausenden gefeiert und fortan für immer im Gedächtnis bleibend.