Eine Lanze für Marcel Schmelzer
Heute feiert Marcel Schmelzer seinen 31. Geburtstag. Grund genug, um einmal auf seine Karriere und den aktuellen, doch recht schwierigen, Stand zu blicken.
Der gebürtige Magdeburger wechselte im Juli 2005 von der U17 seines Heimatvereins, dem 1. FC Magdeburg, in die U19 von Borussia Dortmund. Im Sommer 2019 wird er somit seit 14 Jahren das schwarzgelbe Trikot tragen. 2008 rückte er unter Jürgen Klopp in die 1. Mannschaft des BVB und gewann als Stammspieler zwei deutsche Meisterschaften, zwei Mal den DFB-Pokal und zog – ebenfalls als Stammspieler – mit dem BVB in das Champions-League-Finale 2013 ein – ein Finale, das Borussia erstmals nach seinem größten Vereinserfolg 1997 bestritt. Für die erste Mannschaft des BVB lief Marcel Schmelzer bislang 355 Mal in Pflichtspielen auf (248x Bundesliga, 42x Champions League, 35x DFB-Pokal, 26x Europa League inkl. Quali, 4x Supercup), erzielte dabei 6 Tore und legte 33 Treffer auf.
Zahlen und Fakten, die für einen Legendenstatus im Verein sprechen sollten. Stattdessen äußern manche den Namen Schmelzer wenn überhaupt mit einer Häme, die sonst zuletzt höchstens André Schürrle erfuhr. Ich möchte kein Fass über den teuersten Transfer der Vereinsgeschichte aufmachen und ob die Abneigung ihm gegenüber gerechtfertigt ist oder nicht, aber einem Schmelzer mit ähnlicher Häme zu begegnen wie Schürrle erschließt sich mir in 100 Jahren nicht, da die Spieler und ihre jeweilige Geschichte nicht ansatzweise vergleichbar sind.
Es geht dabei weniger darum, Marcel Schmelzer von jeglicher Kritik freizusprechen. Während die Kapitänsbinde Marco Reus zu beflügeln scheint und in eine Führungsrolle hineinwachsen lässt, die ihm vor wenigen Jahren noch kaum einer zugetraut hätte, wurde sie für Marcel Schmelzer eher zu einer Bürde, die er nicht tragen konnte. In der Außendarstellung wirkte er insbesondere unter Thomas Tuchel nicht immer souverän. Folgerichtig wanderte die Kapitänsbinde nun an den gebürtigen Dortmunder Reus, der diesem Amt erstaunlich gerecht wird. Auch sportlich ist Marcel Schmelzer nicht mehr die beste Version seiner selbst, es hat aber auch nie jemand behauptet, er sei der Messi unter den Außenverteidigern. Dass Borussia Dortmund all die oben angeführten Titel und Erfolge mit ihm als Stammspieler feierte, spricht sehr wohl für ihn. Er ist kein Goalgetter, aber wer den 2:1-Siegtreffer gegen Real Madrid in der Champions League erzielt, sollte seinen Platz in den Geschichtsbüchern eigentlich sicher haben.
Einmal Borusse, immer Borusse
Seit wann bekommen bodenständige, stets ackernde, treue, den Verein liebende und sich immer in den Dienst der Mannschaft stellende Spieler nicht mehr den Applaus, den sie verdienen? Beim Bundesliga-Auftakt in der Hinrunde waren sogar vereinzelt Pfiffe zu hören, als Norbert Dickel die Startelf verkündete und mit der Nummer 29 „Marcel…“ über die Lautsprecher erklang. Ernsthaft? Selbst ein Mario Götze, der einst in Zeiten des Dortmunder Höhenflugs unter Jürgen Klopp in München das Weite suchte, um wenige Jahre später zurückzukehren, wird heute (zurecht) nicht mehr ausgepfiffen. Aber Hauptsache ein Marcel Schmelzer, der sich nichts zu Schulden hat kommen lassen, wird in seinem Wohnzimmer so begrüßt. Na danke auch.
Aufrichtiger Dank gilt hingegen Marcel Schmelzer. Danke für alles, was du bislang für diesen Verein geleistet hast. Sportlich sticht zwar mittlerweile Hakimi zurecht hervor, doch deinen Wert für Verein und Mannschaft möchte ich nicht unterschätzen. Einmal Borusse, immer Borusse. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!