Die Rückkehr von Mats Hummels ist einfach nur falsch
Beim BVB steht man bekanntermaßen auf Rückholaktionen. Ein Umstand, der vom Kollegen CHS ausführlich erörtert wurde. Manche davon waren mehr, manche weniger erfolgreich. Und manche braucht man, wie ein Spiel in Sandhausen, unter der Woche, im Regen.
Vor nicht allzu langer Zeit spaltete die Heimkehr eins gewissen M. Götzes die Meinungen der Fans – und spaltet sie immer noch. Ich persönlich finde sie immer noch scheiße und werde sie auch in Zukunft noch scheiße finden. Und zum Glück stehen die Chancen gut, dass mir der Stoff zum Mosern nicht ausgeht, denn wie jeder nicht unter einem Stein lebende Leser mitbekommen haben sollte, steht Mats Hummels angeblich vor den Toren. Da fragt man sich ja schon so – warum?
Sportlich dürfte der selbsternannte Student im Geiste durchaus verzichtbar sein. Mit 30 Jahren ist er zwar noch nicht ganz im fußballerischen Greisenalter angekommen, ein dritter oder vierter Frühling ist aber auch eher unwahrscheinlich. Sollte Hummels nicht der entscheidende Faktor zum Meisterschaftsgewinn werden, ist es rausgeworfenes Geld – denn Zweiter oder Dritter werden wir auch ohne ihn. Warum müssen wir unbedingt nochmal den roten Teppich ausrollen? Sicher, ein erfahrener Anker in der Abwehr, der unseren jungen bis sehr jungen Defensivspielern je nach Verlangen Sicherheit oder auch den nötigen Arschtritt gibt, ist keine schlechte Idee. Aber kann man da nicht auch irgendeinen abgewichsten Italiener oder so auftreiben? Warum muss es ausgerechnet dieser Schwätzer sein?
Letzten Sommer noch gab es die Meldung, dass man künftig mehr Wert auf Charakter legen wolle. Nun, entweder handelte es sich dabei schlicht um eine Ente oder man hat dieses Vorhaben nun endgültig wieder in die Tonne gekloppt. Hummels ist, wie viele seiner Kollegen, ein selbstgerechter Dampfplauderer. Gerne stellt er sich als besonders reflektiert und intellektuell dar. Wie viel wirklich dahinter steckt, bleibt zu hinterfragen. Während seiner Zeit in Dortmund setzte er sich durch eine Vielzahl von Aussagen Maßstäbe, die er nicht erfüllen konnte, war immer gerne Führungsspieler. Wie sehr seine eigene Wahrnehmung und die Realität mitunter auseinanderklafften, zeigte auch die Saison 2014/15.
Endlich hatte er die begehrte Kapitänsbinde bekommen – und doch schien sie ihm zu groß. Unter seiner Führung stürzte die Mannschaft ab. Das war selbstverständlich nicht seine alleinige Schuld, doch viel schlimmer war sein Umgang mit diesem Debakel, gekrönt von einem haarsträubendem Interview mit dem kicker.
Mit dem Wechsel nach München nahm er seinen Aussagen jede Glaubwürdigkeit. Obwohl er Kollegen Götze für dessen damalige Entscheidung noch scharf kritisierte und sich während seiner BVB-Zeit selbst zu einer Art Heldenfigur im Kampf gegen das so übermächtige München stilisierte, waren sechs Titel plötzlich doch besser als einer. Der Wechsel zum direkten Konkurrenten sollte ihn an und für sich schon für eine Rückkehr disqualifizieren. Garniert wurde das Ganze zudem noch durch sein peinliches Rumgeeiere und das unmögliche Verhalten im Nachgang. Und im Gegensatz zu Götze war Hummels zu diesem Zeitpunkt nicht 18, sondern 27 und hatte mit seinen Aussagen Erwartungen geschaffen, die den Abgang verschlagener wirken ließen und eine Rückkehr noch viel unangenehmer machen würden.
Und was für ein Zeichen senden wir damit bitte an unsere aktuellen Spieler, die vielleicht mit einem lukrativen Wechsel liebäugeln? „Macht doch was ihr wollt, selbst wenn ihr euch aufführt wie die letzten Schalker, ihr werdet hier immer ein gemachtes Nest vorfinden“? Es muss ein schönes Gefühl sein, diese Sicherheit zu wissen, während man der nächsten Millionen hinterherjagt.
Die Götze-Rückkehr bekam man damals recht schadlos über die Bühne. In unserer schönen, recht homogenen Blase vergisst man ganz gerne, dass es den meisten Fans doch ziemlich egal ist, was so im Kopf eines Spielers vorgeht (oder eben nicht vorgeht), solange die Leistung auf dem Rasen halbwegs stimmt.
Schwer zu sagen, ob die Rückkehr von Hummels ähnlich laufen würde. Fakt ist, dass in diesem Fall vermutlich noch mehr Erde verbrannt ist. Ob sich Hummels selbst dessen bewusst ist? Oder ist es dann eben wieder nur eine kleine Gruppe, die böse Pfiffe und Beleidigungen verteilt und den Wechsel eher so semigut findet? Ist ihm klar, was wirklich alles schiefgelaufen ist? Ich wage es zu bezweifeln.
Aber ich werde ja nicht gefragt. Und wenn der CEO den Matsi so gerne hat, kann ich daran nichts ändern. Man hat sich als gemeiner Fußballfan mittlerweile daran gewöhnt, dass ein Gros der Spieler mit dem Vereinswappen auf der Brust neben der sportlichen Relevanz absolut austauschbar und belanglos ist. Die Zahl derjenigen, die wirklich verdientermaßen einen Stein im Brett haben, schrumpft zusehends. Bitter, dass man auf dem besten Weg ist, mehr Arschlöcher (nicht die gute Sorte) als wirkliche gute Typen auf dem Rasen zu haben.