Die zweite Chance – Die Rückholaktionen des BVB: Teil 2 (Trainer und Präsidenten)
Nachdem nun die Rückkehr von Mats Hummels feststeht, gucken wir weiterhin die Rückholaktionen des BVB an. Das betrifft nicht nur Spieler, sondern auch der Trainerposten oder die Präsidenten.Nicht immer verständlich, nicht immer erfolgreich, aber seht selbst: Im ersten Teil ging es um die Spieler, im zweiten Teil geht es nun um die Trainer und die Präsidenten.
Beginnen wir mal mit dem Meistertrainer von 1956 und 1957, Helmut
Schneider. Der Trainer kam 1955 nach diversen Trainerstationen
vom FK Pirmasens zum BVB. Nach der enttäuschenden Saison 1954/55
brachte Schneider die Dortmunder nicht nur in die Endrunde, sondern
sorgte dafür, dass erstmals die Deutsche Meisterschaft nach Dortmund
kam. Ein Jahr später schaffte er Einmaliges. Er spielte im Finale
1957 mit der gleichen Mannschaft, die ein Jahr zuvor Meister wurde.
Leidtragender war Aki Schmidt, der eigentlich gesetzt war. Nach der
Meisterschaft 1957 wechselte Schneider wieder zurück nach Pirmasens.
1968 kam der Meistertrainer, ebenfalls wieder aus Pirmasens, zum BVB
zurück, doch nach acht Spielen war sein Gastspiel wegen
Erfolglosigkeit vorbei. Diese Rückkehr war nicht wirklich
erfolgreich.
Der nächste in der Auflistung ist Uli Maslo. Der Wattenscheider Trainer wechselte im April 1979 von unseren blauen Nachbarn aus Gelsenkirchen zum BVB. Eigentlich wurde sein Vertrag 1978 nicht verlängert und er kam als Retter nach Dortmund. Doch nach nur zwei Monaten endete seine erste Station in Dortmund. Im Oktober des gleichen Jahres übernahm Maslo die Eintracht aus Braunschweig. Von dort kam er auch 1983 bei seiner zweiten Anstellung. Wiederum nach drei Monaten war sein Gastspiel hier beendet. Seine Rückkehr war weniger erfolgreich (eher ein Flop).
Eine ganz besondere Rückkehr war Friedhelm „Timo“ Konietzka.
Er war zwar nur einmal Trainer beim BVB, aber vorher halt auch
Spieler. Im Jahr 1960 kam der Lüner Spieler zum BVB und brachte es
dort auf insgesamt 160 Spielen mit 175 Toren. Er wurde nicht nur mit
dem BVB Meister und Europapokalsieger, er war auch der erste
Torschütze der 1. Bundesliga. Lustigerweise gibt es davon keine
Bildaufzeichnung. Nach fünf Jahren wechselte er nach München zu
1860. Nachdem er Trainer wurde, wechselte er von Bayer Uerdingen im
Jahr 1984 zum BVB, auf Betreiben des damaligen Managers Tippenhauer.
Seine Karriere als Trainer in Dortmund war kurz und endete mit der
Anfeuerung „Vorstand, Trainer, Tippenhauer raus“. Auch diese
Rückkehr kann man als verfehlt ansehen.
Zwar war Reinhard Saftig nur einmal Trainer beim BVB, aber trotzdem kehrte er zum BVB zurück. Beim BVB begann er 1984 als Co-Trainer beim BVB. Zunächst unter Timo Konietzka. Danach wurde er Co-Trainer von Erich Ribbeck und Pal Csernai. Im Oktober 1984 war er außerdem noch für ein Spiel Interimstrainer. Am 20. April 1986 übernahm er den Cheftrainerposten in Dortmund und sicherte in der berühmten Relegation den Klassenerhalt. 1988 verließ er nach Streitigkeiten um den Mannschaftskapitän den Verein und heuerte bei Hannover 96 an. Nach seiner Tätigkeit als Trainer in Mainz kehrte er 1997 als Chefscout zum BVB zurück. Nach dieser Tätigkeit ging er 2005 als Sport-Geschäftsführer zu Arminia Bielefeld. Seine Rückkehr zum BVB kann man schlecht bewerten. Das Scouting beim BVB war zu diesem Zeitpunkt eher stiefmütterlich behandelt worden.
Ein weiterer Kandidat in dieser Rubrik ist Horst Köppel. Im
Jahr 1988 ersetzte er Reinhard Saftig, der seinen Vertrag aufgelöst
hatte. Vorher war er Trainer bei Bayer Uerdingen. In seiner
dreijährigen Trainerzeit in Dortmund gewann er 1989 den
DFB-Pokalsieg. 1992 ging er dann zu Fortuna Düsseldorf. Nach seiner
Zeit bei den Urawa Red Diamonds unterschrieb Köppel einen Vertrag
als Scout beim BVB. Im Jahr 2001 übernahm er dann wieder einen
Trainerposten, allerdings bei der zweiten Mannschaft. Nach drei
Jahren wechselte er zur zweiten Mannschaft von Gladbach. Seine zweite
Amtszeit in Dortmund war trotz aller Auf und Abs bei den Amateuren
ein Erfolg. Nicht so wirklich erfolgreich war seine Arbeit zusammen
mit Saftig als Scout. Das war aber weniger seine Schuld sondern eher
die fehlende Unterstützung der Arbeit im Verein.
Es folgte ein weiterer Spieler, der als Trainer zurück kam. Bernd Krauss spielte in der Saison 1976 bis 1977 für den BVB, kam aber nur auf ein Spiel. Vorher war er beim SV Schüren und ging danach zu Rapid Wien. Seine Rückkehr fand 2000 statt, wo er als Retter nach dem 18. Spieltag verpfichtet wurde. Da er keinen Sieg feiern konnte, musste er schon nach acht Wochen gehen. Seine Rückkehr kann man getrost als Fehler bewerten.
Kommen wir zum erfolgreichsten Rückkehrer der Vereinsgeschichte, Udo
Lattek. 1979 kam der
Meisterschaftstrainer überraschend aus Gladbach zum BVB. In seinen
beiden Jahren sorgte er für ein Zwischenhoch in einer schwierigen
Zeit. Doch nicht nur der BVB hatte eine schwierige Zeit, auch Udo
Lattek. Sein Sohn erkrankte an Leukämie und verstarb 1981 daran.
Dies nahm er dann zum Anlass, Präsident Rauball um seine Freigabe zu
bitten. Schweren Herzens stimmt Rauball zu und Lattek ging schließlich zum FC
Barcelona. Seine Rückkehr zum BVB fand im Jahr 2000 statt. Zu diesem
Zeitpunkt war Lattek schon Rentner und TV-Experte. Der Grund waren die
Probleme beim BVB und die akute Abstiegsgefahr. Zusammen mit seinem
Co-Trainer Matthias Sammer rettete er den Verein, aber eine weitere
Verpflichtung lehnte Lattek ab. Sowohl seine erste als seine zweite
Anstellung waren ein voller Erfolg.
Theo Schneider kam als Spieler 1978 von Grün-Weiß Selm. In seinen vier Spielzeiten kam er über den Status Ergänzungsspieler nicht hinaus und wechselte 1982 zum 1. FC Nürnberg. Seine erste Rückkehr fand in der Saison 1998/99 statt, als er für eine Saison die Zweitvertretung des BVB übernahm. Ab der Saison 2003 bis 2005 betreute er in seiner zweiten Rückkehr die U19, danach betreute er er bis zur Saison 2010/11 die Zweitvertretung. Seine Rückkehr kann man als Erfolg bewerten, allerdings kann man bei den Amateuren im Vergleich zu den Profis nicht unglaublich viel reißen.
Ein weiterer Rückkehrer ist eigentlich ein unspektakulärer Trainer. Seit 1993 war Edwin Boekamp in verschiedenen Posten (Trainer U19, Amateure und Nachwuchskoordinator) im Einsatz, bevor er 2008 als Co-Trainer von Michael Skibbe zu Galatasaray Instanbul wechselte. Nach seiner Co-Trainertätigkeit (wieder unter Skibbe) bei Hertha BSC kam er in der Saison 13/14 wieder zum BVB und übernahm wieder den Posten des Nachwuchskoordinators. Seine Rückkehr muss man, vor allem wenn man sich die Erfolge der letzten Jahre in der Jugend anguckt, als Erfolg bezeichnen.
Als Vorletzter in dieser Rubrik kommt nun Michael Skibbe. Bereits
1994 übernahm er die U19 des BVB, nachdem er vorher die U17 der
Blauen betreut hatte. 1997 übernahm er für ein Jahr die Amateure,
bevor er dann 1998 die Profis übernahm. Zwar schaffte er in seiner
ersten Saison gleich den Europapokal, doch nach der Winterpause 2000
musste er seinen Posten räumen. Unüblich war, dass er wieder in den
Jugendbereich wechselte. Danach ging er als Co-Trainer zur
Nationalmannschaft. Seine Rückkehr 2019 kann man leider noch nicht
bewerten, da diese noch gar nicht vollzogen wurde. Er war vorher
Nationaltrainer von Griechenland und wird nun wieder die U19
übernehmen.
Nun kommen wir zu unserem Abschluss bei den Trainern. Otto Addo kam als Spieler 1999 von Hannover 96 in das Ruhrgebiet und wurde hier einmal Deutscher Meister und Finalist im Uefa-Cup. Aufgrund seiner Verletzungen kam er aber in den sechs Jahren auf nur 75 Ligaspiele. Bei seinen 16 Pflichtspiel-Toren für den BVB bleibt ein Treffer aus dem Jahr 2003 in Erinnerung. Trotz eines gerissenen Kreuzbandes erzielte er gegen Austria Wien nach einem Sololauf sein Tor. Dies wurde dann auch zum Tor des Monats September (2003) gewählt. 2005 wechselte er nach Mainz. Zur neuen Saison 2019/20 übernimmt der Hamburger beim BVB die Betreuung der Nachwuchstalente im Übergangsbereich. Der Posten des "Talente-Trainer" wurde neu geschaffen. Auch hier können wir natürlich noch keine Bewertung abgeben.
Abschließend noch zwei besondere Rückkehrer. Denn auch bei den Präsidenten gab es solche Leute. Der erste war August Busse. Seine erste Amtszeit ging von 1928 bis 1933. Danach übernahm Egon Pentrup den Präsidentenjob, dankte aber nach nur einem Jahr wieder ab, weil er sich weigerte, der NSDAP beizutreten. So übernahm wieder Busse den Präsidentenjob.
Noch prägender war der zweite Wiederholungstäter, der sogar gleich zweimal wiederkam. Dr. Reinhard Rauball ist der personifizierte Retter. In seiner ersten Amtszeit von 1972 bis 1982 war er mit seinen 32 Jahren sogar der jüngste Präsident der Bundesligageschichte und rettete zum ersten Mal den Verein vor einem drohenden Konkurs. Wegen der Überlastung gab er den Präsidentenposten auf. Doch schon 1984 musste er wieder den Verein retten. Auch hier ging seine Amtszeit nur zwei Jahre. Seine zweite Rückkehr fand 2005 statt, als sich der BVB in existenzbedrohender Lage befand. Zusammen mit der neuen Geschäftsführung Aki Watzke und Thomas Treß konnte diese abgewendet werden und läutete die dritte goldene Zeit des BVB ein. Bei beiden Amtszeiten stellt sich die Frage nicht, ob die Rückkehr erfolgreich war: Sie waren es!
Wie auch bei den Spielern, es gab gute Rückkehrer, aber auch Flops. Die einzige Ausnahme waren unsere Präsidenten-Rückkehr. Alle beide haben bei ihrer Rückkehr gezeigt, wo ihr Herz hängt.