Unsa Senf

10 Jahre BVB-Transfers – Kauft der BVB die Liga leer?

06.07.2019, 12:00 Uhr von:  CHS
10 Jahre BVB-Transfers – Kauft der BVB die Liga leer?
Hat gut lachen - Michael Zorc, seit 21 Jahren Sportmanager beim BVB

Jahrelang warf man den Bayern vor, sie kaufen die Liga leer. Mittlerweile wirft man das auch den Dortmundern vor. Und die Verpflichtungen in diesem Sommer (Hazard, Schulz, Brandt, Hummels) scheinen den Vorwurf zu bestätigen. Aber ist das auch so? Wir machen da eine Analyse (es zählen nur Transfers, keine Leihgeschäfte und die Zahlen stammen von tm.de / Stand 05.07.2019).

Bislang hat der BVB acht neue Spieler unter Vertrag genommen, davon vier von direkten Gegner um den Europapokalplatz bzw. Meisterschaft. Doch war das wirklich immer so? Woher kamen unsere Neuzugänge aus den vergangenen 10 Jahre?

Zwei von den 28 Neuzugängen aus den eigenen Bereich: Marcel Schmelzer und Jakob Bruun Larsen

Vielleicht ist es nicht überraschend, aber die meisten Spieler hat der BVB aus der eigenen Jugend oder von den Amateuren geholt. Insgesamt 28 Spieler kamen von dort. Die bekanntesten Namen sind Bruun Larsen, Pulisic, Götze, Schmelzer und Hofmann. Fünf Spieler wechselten aber auch zurück in den Jugend- bzw. Amateurbereich (Park, Sarr, Ducksch, Hornschuh und Kullmann). Hier gibt es natürlich keine Transferbilanz, weil ja kein Geld geflossen ist.

Es folgen dann drei Vereine, wo man zwei Spieler mehr geholt, als man abgegeben hat: 1899 Hoffenheim, Werder Bremen und SC Freiburg. Ganz oben steht die Mannschaft aus Sinsheim. Mit Toljan und Schulz holte man zwei Spieler, gab aber keinen dorthin ab. Dabei flossen wohl 32,5 Mio € Ablösesumme. Bei Freiburg holte man drei Spieler (Philipp, Bürki, Ginter) für 33,5 Mio. €, gab aber Stenzel für 4 Mio. € ab. Der dritte im Bunde war Werder Bremen. Auch hier kamen drei Spieler (Delaney, Oelschlägel und Sokratis). Und auch gab man mit Sahin einen Spieler ab. Somit gibt es ein Transferminus von 28,90 Mio. €

Ein Sinnbild der Transfers mit Bayern: Mats Hummels - Hin und zurück und noch mal Hin

Die meisten Transfers innerhalb der Liga gab es übrigens überraschend mit Bayern München. Viermal holte man Spieler aus München (Rode, Götze und zweimal Hummels), aber auch dreimal gab man Spieler in die Landeshauptstadt Bayerns ab (Hummels, Lewandowski und Götze). Trotzdem holte man dort ein Transferplus von 3,3 Mio. €.

Insgesamt sechs Vereine brachten es auf fünf Transferduelle. Aus NRW stammen da Gladbach und Leverkusen. Aus Gladbach kamen Hazard, Dahoud und Reus für insgesamt 54,6 Mio. €. Dafür gab man auch zwei Spieler für 25 Mio. € ab: Ginter und Jonas Hofmann. Das gleiche Verhältnis gab mit Bayer Leverkusen. Für 48 Mio. € kamen Brandt, Toprak und Castro. Aber auch hier gab man zwei Spieler für 23,5 Mio. € ab: Bender und Kampl. Außerhalb von NRW kommt man weit herum. Ein beliebtes Ziel war Mainz. Für 31 Mio. € kamen Diallo, Feulner und Park. Zwei Spieler gingen für nur eine Mio. € zu den Mainzern (Koch und Zidan). Ein beliebtes Abgabeziel ist Stuttgart, für insgesamt 9,8 Mio. € gab man Spieler wie Castro, Langerak, Hajnal und Ziegler ab. Geholt hat man nur Schieber für 5,5 Mio. €. Der nächste Fünfer folgte aus München. Vom TSV 1860 kamen Weigl, Leitner und Bender, abgegeben hat man Bonmann und Rukavina. Die Transferbilanz beider Mannschaften liegt aus Dortmunder Sicht bei minus 2,5 Mio. €. Der sechste im Bunde ist aus dem Osten. Von Energie Cottbus holte man für 3,7 Mio. € Bittencourt und Rangelov, gab aber für 0,7 Mio. Euro Stiepermann, Hünemeier und Brzenska ab.

Er sorgte für ein positives Transfer-Ergebnis mit Stuttgart: Gonzalo Catro (verfolgt gerade Marco Reus)

Den höchsten Transfergewinn innerhalb der Liga hat man mit 4,3 Mio. € beim VfB Stuttgart erzielt. Dahinter folgen Bayern und Köln (mit Jojic mit 3 Mio. €). Das höchste Minus gab es bei Hoffenheim (-32,5 Mio. €). Dahinter folgt Mainz (-30 Mio. €), Gladbach (-29,6 Mio. €), Freiburg (-29,5 Mio. €), Bremen (-28,9 Mio. €) und Leverkusen (-24,5 Mio. €).

Insgesamt 115 Transfers gab es innerhalb Deutschlands. Insgesamt 67 Spieler kamen aus Deutschland für 362,18 Mio. €. Abgegeben hat man 50 Spieler (zwei haben ihre Karriere beendet – Weidenfeller und Kehl). Dafür hat der BVB gerade einmal 166,88 Mio. € bekommen. Es gab also ein Transferminus von 195,3 Mio. €. Anders sieht das im Ausland aus. In den vergangenen 10 Jahren holte man 27 Spieler für 274,44 Mio. € aus dem Ausland und gab aber für 466 Mio. € insgesamt 31 Spieler ab. Macht also ein Transferplus von 191,56 Mio. €.

Einer der Spanier beim BVB: Paco Alcacer

Ganz oben stehen die Spanier. Man holte für 42,75 Mio. € sechs Spieler (Morey, Alcacer, Gomez, Bartra, Merino und Sahin), gab aber für 179,5 Mio. € sieben Spieler ab (Isak, Dembele, Mor, Bartra, Immobile, Sahin und Valdez). Noch besser waren die Geschäfte mit den Engländern. Für 15,84 Mio. € holte man Sancho und Kagawa. Dem gegenüber stehen 9 Abgänge für 255,75 Mio. €. Die 09 Spieler waren Pulisic, Yarmolenko, Sokratis, Merino, Durm, Aubameyang, Mkhitaryan, Gündogan und Kagawa. Mit zwei weiteren Ländern gab es auch noch eine positive Transferbilanz: Türkei (+ 4 Mio. €) und China (+ 0,5 Mio. €).

Das größte Minus bei Transfers gab es bei der Ukraine mit Mkhitaryan und Yarmolenko. Gefolgt von Frankreich mit 40 Mio. € mit fünf Zugängen (Zagadou, Dembele, Guerreiro, Aubameyang und Le Tallec) und zwei Abgängen (Subotic und Le Tallec). Bei vier Länder gab es ein zweistelligen Minusbereich: Italien (-17 Mio. €), Schweiz (- 16,75 Mio. €), Argentinien (- 15,5 Mio. €) und Österreich (- 12 Mio. €).

Seit 21 Jahren beim BVB für Transfers zuständig (anfangs als Gehilfe von Michael Meier): Michael Zorc (Bild von 2006)

Insgesamt hat man 95 Transfers für 636,62 Mio. € geholt, dem gegenüber stehen 79 Abgänge für 632,88 Mio. €. Das macht aktuell ein Minus von 3,74 Mio. € (Stand 5.7.2019). Hierbei muss natürlich beachtet werden, dass das die reinen Transferkosten sind. Zahlungen wie Handgeld oder Beratergebühren (das waren 2018 ja immerhin über 40 Mio. €) sind dort nicht enthalten. Kleiner Funfact am Rande: Der Transfer von Mateu Morey war der 350. Transfer (in 21 Jahren) von Michael Zorc. 180 Spieler (davon einer vereinslos) wurden geholt, abgegeben seit seiner Einstellung wurden 170 Spieler (davon 13 mit Karriereende und fünf vereinslose). Daraus ergibt sich ein Minus von 72,53 Mio. €.

Wie jeder Bundesligist holt man lieber Spieler, die die Liga schon kennen. Somit gibt es häufiger Spielerverpflichtungen innerhalb der Liga. Einen bevorzugten Verein, wie man bei dieser Aufstellung sehen kann, gab es nicht. Doch in der Regel will man sich stärken und zahlt dementsprechend Ablösesummen. In seltensten Fällen greift man auf festgeschriebene Ablösesummen (z.B. Reus, Toprak – nach dem Bayer ein Jahr vorher zuviel Geld haben wollte, Brandt) oder holt ablösefreie Spieler (wie Piszczek, Hitz, Oelschlägel). Dem gegenüber stehen aber auch häufige Verkäufe. Hierbei kommt es drauf an, um was für Spieler es handelt. Bei verdienten Spielern drückt man auch gerne die Ablösesummen (Sahin, Großkreutz, Subotic).

Ein Talent aus Frankreich: Dan-Axel Zagadou

Ein Jagdgebiet im Ausland ist aktuell Frankreich, da dort viele Talente sind (5 Spieler in zehn Jahren, davon die meisten in den letzten Jahren). Ein weiteres Gebiet ist Spanien (ebenfalls 5 Spieler). Der Vorteil da sind die festgeschriebenen Ablösesummen in den Verträgen. Aber auch hier gibt es kein wirklich bevorzugtes Land. In den vergangenen zehn Jahren holte man aus 17 Ländern Spieler. Überraschend für BVB-Fans ist es sicherlich, dass wir seit 10 Jahren keinen Spieler aus Brasilien geholt haben, dafür aus China, Chile, Australien oder Argentinien. Aber nur in 11 Länder hat man Spieler abgegeben. Neben den großen Posten Spanien (8) und England (09) dürfte die Türkei mit vier Spielern den größten Posten haben. Aber auch hier gibt es „Exoten“ wie Saudi-Arabien, Indien und China.

Für den BVB bleibt aber weiterhin die eigene Jugend (und in seltenen Fällen auch das Amateurteam) der erste Anlaufpunkt. Durchschnittlich 2,8 Spieler kommen jährlich von dort. Natürlich sind die wirklichen Stars von dort selten (wie Götze, Hofmann, Pulisic), aber auch viele Ergänzungsspieler aus den vergangenen zehn Jahren findet man in der Bundesliga wieder (z.B. Bakalorz, Ducksch, Ginczek, Hofmann). Mal gucken, was der Sommer noch bringt.

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