10 Jahre BVB-Transfers – Kauft der BVB die Liga leer?
Jahrelang warf man den Bayern vor, sie kaufen die Liga leer. Mittlerweile wirft man das auch den Dortmundern vor. Und die Verpflichtungen in diesem Sommer (Hazard, Schulz, Brandt, Hummels) scheinen den Vorwurf zu bestätigen. Aber ist das auch so? Wir machen da eine Analyse (es zählen nur Transfers, keine Leihgeschäfte und die Zahlen stammen von tm.de / Stand 05.07.2019).
Bislang hat der BVB acht neue Spieler unter Vertrag genommen, davon vier von direkten Gegner um den Europapokalplatz bzw. Meisterschaft. Doch war das wirklich immer so? Woher kamen unsere Neuzugänge aus den vergangenen 10 Jahre?
Vielleicht ist es nicht überraschend, aber die meisten Spieler hat
der BVB aus der eigenen Jugend oder von den Amateuren
geholt. Insgesamt 28 Spieler kamen von dort. Die bekanntesten Namen
sind Bruun Larsen, Pulisic, Götze, Schmelzer und Hofmann. Fünf
Spieler wechselten aber auch zurück in den Jugend- bzw.
Amateurbereich (Park, Sarr, Ducksch, Hornschuh und Kullmann). Hier
gibt es natürlich keine Transferbilanz, weil ja kein Geld geflossen
ist.
Es folgen dann drei Vereine, wo man zwei Spieler mehr geholt, als man abgegeben hat: 1899 Hoffenheim, Werder Bremen und SC Freiburg. Ganz oben steht die Mannschaft aus Sinsheim. Mit Toljan und Schulz holte man zwei Spieler, gab aber keinen dorthin ab. Dabei flossen wohl 32,5 Mio € Ablösesumme. Bei Freiburg holte man drei Spieler (Philipp, Bürki, Ginter) für 33,5 Mio. €, gab aber Stenzel für 4 Mio. € ab. Der dritte im Bunde war Werder Bremen. Auch hier kamen drei Spieler (Delaney, Oelschlägel und Sokratis). Und auch gab man mit Sahin einen Spieler ab. Somit gibt es ein Transferminus von 28,90 Mio. €
Die meisten Transfers innerhalb der Liga gab es übrigens
überraschend mit Bayern München. Viermal holte man
Spieler aus München (Rode, Götze und zweimal Hummels), aber auch
dreimal gab man Spieler in die Landeshauptstadt Bayerns ab (Hummels,
Lewandowski und Götze). Trotzdem holte man dort ein Transferplus von
3,3 Mio. €.
Insgesamt sechs Vereine brachten es auf fünf Transferduelle. Aus NRW stammen da Gladbach und Leverkusen. Aus Gladbach kamen Hazard, Dahoud und Reus für insgesamt 54,6 Mio. €. Dafür gab man auch zwei Spieler für 25 Mio. € ab: Ginter und Jonas Hofmann. Das gleiche Verhältnis gab mit Bayer Leverkusen. Für 48 Mio. € kamen Brandt, Toprak und Castro. Aber auch hier gab man zwei Spieler für 23,5 Mio. € ab: Bender und Kampl. Außerhalb von NRW kommt man weit herum. Ein beliebtes Ziel war Mainz. Für 31 Mio. € kamen Diallo, Feulner und Park. Zwei Spieler gingen für nur eine Mio. € zu den Mainzern (Koch und Zidan). Ein beliebtes Abgabeziel ist Stuttgart, für insgesamt 9,8 Mio. € gab man Spieler wie Castro, Langerak, Hajnal und Ziegler ab. Geholt hat man nur Schieber für 5,5 Mio. €. Der nächste Fünfer folgte aus München. Vom TSV 1860 kamen Weigl, Leitner und Bender, abgegeben hat man Bonmann und Rukavina. Die Transferbilanz beider Mannschaften liegt aus Dortmunder Sicht bei minus 2,5 Mio. €. Der sechste im Bunde ist aus dem Osten. Von Energie Cottbus holte man für 3,7 Mio. € Bittencourt und Rangelov, gab aber für 0,7 Mio. Euro Stiepermann, Hünemeier und Brzenska ab.
Den höchsten Transfergewinn innerhalb der Liga hat man mit 4,3 Mio.
€ beim VfB Stuttgart erzielt. Dahinter folgen Bayern und Köln
(mit Jojic mit 3 Mio. €). Das höchste Minus gab es bei Hoffenheim
(-32,5 Mio. €). Dahinter folgt Mainz (-30 Mio. €), Gladbach
(-29,6 Mio. €), Freiburg (-29,5 Mio. €), Bremen (-28,9 Mio. €)
und Leverkusen (-24,5 Mio. €).
Insgesamt 115 Transfers gab es innerhalb Deutschlands. Insgesamt 67 Spieler kamen aus Deutschland für 362,18 Mio. €. Abgegeben hat man 50 Spieler (zwei haben ihre Karriere beendet – Weidenfeller und Kehl). Dafür hat der BVB gerade einmal 166,88 Mio. € bekommen. Es gab also ein Transferminus von 195,3 Mio. €. Anders sieht das im Ausland aus. In den vergangenen 10 Jahren holte man 27 Spieler für 274,44 Mio. € aus dem Ausland und gab aber für 466 Mio. € insgesamt 31 Spieler ab. Macht also ein Transferplus von 191,56 Mio. €.
Ganz oben stehen die Spanier. Man holte für 42,75 Mio. €
sechs Spieler (Morey, Alcacer, Gomez, Bartra, Merino und Sahin), gab
aber für 179,5 Mio. € sieben Spieler ab (Isak, Dembele, Mor,
Bartra, Immobile, Sahin und Valdez). Noch besser waren die Geschäfte
mit den Engländern. Für 15,84 Mio. € holte man Sancho und
Kagawa. Dem gegenüber stehen 9 Abgänge für 255,75 Mio. €. Die 09
Spieler waren Pulisic, Yarmolenko, Sokratis, Merino, Durm,
Aubameyang, Mkhitaryan, Gündogan und Kagawa. Mit zwei weiteren
Ländern gab es auch noch eine positive Transferbilanz: Türkei
(+ 4 Mio. €) und China (+ 0,5 Mio. €).
Das größte Minus bei Transfers gab es bei der Ukraine mit Mkhitaryan und Yarmolenko. Gefolgt von Frankreich mit 40 Mio. € mit fünf Zugängen (Zagadou, Dembele, Guerreiro, Aubameyang und Le Tallec) und zwei Abgängen (Subotic und Le Tallec). Bei vier Länder gab es ein zweistelligen Minusbereich: Italien (-17 Mio. €), Schweiz (- 16,75 Mio. €), Argentinien (- 15,5 Mio. €) und Österreich (- 12 Mio. €).
Insgesamt hat man 95 Transfers für 636,62 Mio. € geholt, dem
gegenüber stehen 79 Abgänge für 632,88 Mio. €. Das macht
aktuell ein Minus von 3,74 Mio. € (Stand 5.7.2019).
Hierbei muss natürlich beachtet werden, dass das die reinen
Transferkosten sind. Zahlungen wie Handgeld oder Beratergebühren
(das waren 2018 ja immerhin über 40 Mio. €) sind dort nicht
enthalten. Kleiner Funfact am Rande: Der Transfer von Mateu Morey
war der 350. Transfer (in 21 Jahren) von Michael Zorc. 180 Spieler (davon einer vereinslos) wurden geholt, abgegeben seit
seiner Einstellung wurden 170 Spieler (davon 13 mit Karriereende und
fünf vereinslose). Daraus ergibt sich ein Minus von 72,53 Mio. €.
Wie jeder Bundesligist holt man lieber Spieler, die die Liga schon kennen. Somit gibt es häufiger Spielerverpflichtungen innerhalb der Liga. Einen bevorzugten Verein, wie man bei dieser Aufstellung sehen kann, gab es nicht. Doch in der Regel will man sich stärken und zahlt dementsprechend Ablösesummen. In seltensten Fällen greift man auf festgeschriebene Ablösesummen (z.B. Reus, Toprak – nach dem Bayer ein Jahr vorher zuviel Geld haben wollte, Brandt) oder holt ablösefreie Spieler (wie Piszczek, Hitz, Oelschlägel). Dem gegenüber stehen aber auch häufige Verkäufe. Hierbei kommt es drauf an, um was für Spieler es handelt. Bei verdienten Spielern drückt man auch gerne die Ablösesummen (Sahin, Großkreutz, Subotic).
Ein Jagdgebiet im Ausland ist aktuell Frankreich, da dort viele
Talente sind (5 Spieler in zehn Jahren, davon die meisten in den
letzten Jahren). Ein weiteres Gebiet ist Spanien (ebenfalls 5
Spieler). Der Vorteil da sind die festgeschriebenen Ablösesummen in
den Verträgen. Aber auch hier gibt es kein wirklich bevorzugtes
Land. In den vergangenen zehn Jahren holte man aus 17 Ländern
Spieler. Überraschend für BVB-Fans ist es sicherlich, dass wir seit
10 Jahren keinen Spieler aus Brasilien geholt haben, dafür aus
China, Chile, Australien oder Argentinien. Aber nur in 11 Länder hat man Spieler abgegeben. Neben den großen Posten Spanien (8) und
England (09) dürfte die Türkei mit vier Spielern den größten
Posten haben. Aber auch hier gibt es „Exoten“ wie Saudi-Arabien,
Indien und China.
Für den BVB bleibt aber weiterhin die eigene Jugend (und in seltenen Fällen auch das Amateurteam) der erste Anlaufpunkt. Durchschnittlich 2,8 Spieler kommen jährlich von dort. Natürlich sind die wirklichen Stars von dort selten (wie Götze, Hofmann, Pulisic), aber auch viele Ergänzungsspieler aus den vergangenen zehn Jahren findet man in der Bundesliga wieder (z.B. Bakalorz, Ducksch, Ginczek, Hofmann). Mal gucken, was der Sommer noch bringt.