Thank you, Captain America!
„Pulisic ersetzt Hazard – Hazard ersetzt Pulisic.“ Vor sechs Monaten wäre dieser Satz noch ferne Utopie gewesen, Ende Mai 2019 sind dies jedoch Tatsachen. Nach fünf Jahren verlässt Christian Pulisic den BVB und erfüllt sich seinen Traum vom Fußball auf der Insel. Der FC Chelsea darf sich dabei auf einen Jungen freuen, der nicht nur das wohl größte US-amerikanische Talent aller Zeiten und schon jetzt die fußballerische Hoffnung einer ganzen Nation ist. Borussia Dortmund verliert einen charakterlich einwandfreien, fleißigen, loyalen und mutigen Typen, der mit nur 15 den weiten Sprung nach Deutschland wagte und unter Thomas Tuchel zum achtjüngsten Bundesliga-Debütanten avancierte.
Ich könnte heulen wenn ich sehe, was für Jungs hier in der Jugend rumlaufen, die ich aber nicht mehr trainieren werde.
Schon Jürgen Klopp wusste zu Zeiten seiner Vertragsauflösung, dass der damalige Verbund aus Pulisic, Burnic, Passlack, Bruun Larsen und Co. ein ganz besonderer Haufen talentierter Jungspunde war. Vier Jahre später ist der US-Nationalspieler, der theoretisch auch für die kroatische Nationalmannschaft spielen könnte, im englischsprachigen Raum zu einer Weltmarke geworden. LeBron James trägt seine Trikots, dank ihm hat auch der US-Fußball wieder einen Sinn. Er ist der Beweis dafür: Hershey, Pennsylvania kann nicht nur überragende Schokolade, sondern auch unglaublich wendige, schnelle, agile und willensstarke Flügelspieler hervorbringen. Zumindest den einen, dessen Verlust den Ballspielverein am Ende doch schmerzen wird.
Menschlich vielleicht am Ende doch mehr als sportlich. Das letzte Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf war dabei ein letzter Beleg dafür, wie sehr sich Christian mit seiner Aufgabe, seinem Umfeld und seiner sportlichen Heimat von Tag eins an identifizierte. In lupenreinem Deutsch richtete er abschließende Worte der Dankbarkeit in Richtung Südtribüne. Das Thema Heimweh war für Pulisic immer präsent, nie machte er einen Hehl daraus wie sehr ihm seine Familie bei seinem Abenteuer Borussia Dortmund fehle. Umso mehr nahm man ihm jedes seiner letzten Worte vor 81.000 Menschen ab bei denen deutlich wurde, dass Dortmund für ihn zum neuen Wohlfühlnest inmitten des Ruhrgebiets geworden ist. Dieses jetzt mit 20 Jahren zu verlassen und sich dem unerbittlichen Konkurrenzkampf bei einem der Top-Klubs der Premier League zu stellen zeugt von eben jenem Mut und der sportlichen Qualität, den dieser junge Mann zweifelsohne nachgewiesen hat und von der er und viele andere überzeugt sind.
Danke, Captain America. Für deinen unermüdlichen Einsatz in über 120 Partien in Schwatzgelb. Für die Leichtigkeit und Spielfreude, die du in unser Spiel gebracht hast. Für spektakuläre Tore a la Benfica. Für deinen einwandfreien Charakter, der sich vor allem in für dich sportlich schwierigen Situationen immer wieder gezeigt hat. Für die vielen schönen Erinnerungen und Momente in den Jugendmannschaften. Für deine Professionalität, deinen Ehrgeiz und den Willen, immer alles für Borussia Dortmund zu geben.
Danke für alles und viel Glück in England, Christian!