Sanchos Treffer weckt den BVB - Meistertraum am Niederrhein dennoch zerplatzt
Borussia Dortmund ist Vizemeister 2019. Was vor einem Dreivierteljahr vermutlich jeder rund um die Strobelallee sofort unterschrieben hätte, fühlt sich heute Abend, nach dieser Saison, doch wie ein Scheitern an. Neun Punkte betrug der Vorsprung zwischenzeitlich - doch die Schwächephase in der Rückrunde kostete letztlich den rund um Weihnachten noch hochverdient und nah erscheinenden Titel. Am Niederrhein fuhr der BVB einen am Ende verdienten Auswärtserfolg ein, doch die ganz große Party blieb dem schwarzgelben Anhang verwehrt.
Die Spannung im Meisterschaftskampf an diesem letzten Spieltag schien schon frühzeitig verloren zu sein. Die schnelle Führung der Bayern wurde von den VfL-Fans frenetisch bejubelt wie ein eigener Treffer, auch weil sie den eigenen Champions-League-Ambitionen in die Karten spielte. Es folgte das vermeintliche 2:0, das endgültig alle schwarzgelben Meisterhoffnungen zunichte gemacht hätte. Doch die Stadionregie war hier viel zu vorschnell, wartete die Videoüberprüfung in München nicht ab und ruderte erst Minuten später kleinlaut zurück und gab die Rücknahme des Treffers bekannt.
Gladbach dominierte Anfangsphase
Der BVB begann im Spiel wiederum zwar bemüht, doch die Hausherren drückten dem Spiel zunächst ihren Stempel auf. Ibrahima Traore traf mit seinem Schuss von der rechten Strafraumkante nur das Lattenkreuz (12.). Ein Schuss von Jonas Hofmann aus über 20 Metern strich links unten am Tor vorbei (14.). Nach rund 20 Minuten fand der BVB besser in die Partie. Lukas Piszczek bekam nicht genug Wucht hinter seinen Kopfball nach einer Ecke von Christian Pulisic von der rechten Seite (24.).
Doch diese Phase sollte nur ein zaghafter Versuch bleiben, die Spielkontrolle zu übernehmen. In der Folgezeit agierte der BVB wieder viel zu zurückhaltend und überließ den Fohlen das Kommando. Fast aus dem Nichts ergab sich eine gute Situation für die Schwarzgelben, doch der Freistoß von Marco Reus nach einem Foul an Mario Götze flog nur ans Außennetz (37.). Gegenüber verpasste Nico Elvedi mit seinem Kopfball nach einer Flanke von Traore das 1:0 (40.).
0:1 weckt die Meisterlaune
Aus dem Nichts ging der BVB jedoch unmittelbar vor der Halbzeit in Führung: Marco Reus setzte an der Grundlinie nach, flankte den Ball zu Jadon Sancho, der zum 0:1 einschoss (45.). Der Treffer schien die Meisterlaune beim BVB geweckt zu haben. Agierte die Favre-Elf bis dahin viel zu verhalten und hielt nur mit einigem Glück das 0:0, schien der Ehrgeiz nun geweckt zu sein.
Die zweite Hälfte startete spiegelverkehrt zum ersten Durchgang. Der BVB kontrollierte mit der Führung im Rücken das Geschehen auf dem Rasen – und auf den Rängen brandete diesmal im Gästeblock schnell nahezu ekstatischer Jubel auf, als sich die Kunde des Frankfurter Ausgleichs ausbreitete. Der peinlichen Stadionregie war dies natürlich keine Erwähnung wert, diese meldete sich erst wieder nach der erneuten Bayern-Führung mit dem umgehenden Zwischenstand auf den Stadion-Leinwänden.
Reus im dritten Versuch erfolgreich
Reus vergab derweil freistehend eine gute Schusschance (51.) und scheiterte kurz danach mit seinem Schuss an Gladbachs Torwart Yann Sommer (52.). Im dritten Versuch war Reus schließlich erfolgreich, verwertete die Vorarbeit von Christian Pulisic zum 0:2 (54.). Pech hatte der BVB, als ein von Elvedi entscheidend umgelenkter Schuss von Sancho nur an den Pfosten des Gladbacher Tores klatschte (58.).
Während den Gladbachern auf dem Rasen in der zweiten Hälfte gar nichts mehr gelang, zog man beim Eventteam offenbar Honig aus den umgehenden Einblendungen der weiteren Bayern-Tore, doch angesichts des ideenlosen Vorgehens der eigenen Mannschaft war auch den Heimfans nicht mehr großartig nach Jubeln zumute. Emotionen zeigte die Nordkurve noch einmal bei der Auswechslung von Thorgan Hazard, die mit einem gellenden Pfeifkonzert bedacht wurde.
Die Entscheidung im Titelrennen angesichts des sich abzeichnenden Kantersieges der Bayern bedachte der Gästeblock gesanglich mit der trotzig-aufmunternden Klarstellung, dass eins trotzdem immer bestehen bleibt: Der BVB wird niemals untergehen. Und am Ende blieb zumindest der kleine Trost, dass man mit dem Auswärtssieg zumindest den Einzug der Ponys in die Champions League verhindert hat.
Statistiken
Mönchengladbach: Sommer – Wendt, Elvedi, Ginter, Beyer – Hofmann, Kramer (62. Strobl), Zakaria – Hazard (75. Herrmann), Drmic, Traore (66. Plea).
Dortmund: Bürki – Guerreiro, Akanji, Weigl, Piszczek – Delaney, Witsel – Sancho (87. Dahoud), Reus (83. Schmelzer), Pulisic – Götze (74. Alcacer).
Tore: 0:1 Sancho (45.), 0:2 Reus (54.). Schiedsrichter: Manuel Gräfe. Zuschauer: 54.022 (ausverkauft).