Geht doch!
Endlich mal den Schwung aus einem Erfolgserlebnis mitnehmen - das war die große Hoffnung der BVB-Fangemeinde nach dem Pokalspiel gegen Gladbach. Wie das so funktioniert hat, lest ihr in unserem Spielbericht zum Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg.
Die einzige Konstante der Borussia in den letzten Wochen war ihre Unbeständigkeit. Auf eine beeindruckende Leistung gegen den FC Barcelona folgten zwei Spiele, in denen man eine Führung herschenkte und nicht über ein Unentschieden hinauskam. Auf den anschließenden Arbeitssieg in Prag folgte ein weiteres last-minute 2-2 in Freiburg. Und auf das erste Auftreffen gegen Mönchengladbach und einen nicht unverdienten Sieg folgten eine umso verdientere Niederlage beim FC Internazionale und ein erschreckend blutleerer Auftritt in Gelsenkirchen.
Folglich war die Stimmungslage – auch beispielhaft in unserem Vorbericht nachlesbar – im Vorfeld der Partie gegen den VfL Wolfsburg durchaus durchwachsen. Das Pokalspiel gegen Gladbach schien zwar diverse Verbesserungen hervorgebracht zu haben, allerdings ging man schon zu oft in dieser Saison davon aus, dass ein Knoten (wie auch immer der konkret aussehen mag) geplatzt sein könnte, um wirklich optimistisch in die Begegnung zu gehen.
Ohne Zagadou, aber mit Hitz
Überraschungspotenzial bot auch einmal mehr die Dortmunder Aufstellung, die im Vergleich zum Pokalspiel mit fünf Änderungen daherkam: Mats Hummels kehrte nach seiner Magen-Darm-Erkrankung wieder neben Akanji in die Innenverteidigung zurück, was doch für einige enttäuschte Stimmen sorgte. Viele hätten nach der ordentlichen Leistung von Dan-Axel Zagadou im Pokal sicherlich nichts dagegen gehabt, dem jungen Franzosen ein wenig mehr Spielzeit zu gewähren. Darüber hinaus bekamen Nico Schulz und Axel Witsel eine Pause, für die beiden rückten Raphaël Guerreiro und Mo Dahoud in die Startelf.
Schließlich stand auch Marco Reus am Samstag wieder auf dem Platz, nur um in der 28. Spielminute mit einer Sprunggelenksverletzung ausgewechselt zu werden. Eine konkrete Diagnose gab es Sonntagmittag nach wie vor noch nicht, ein Einsatz im wichtigen Champions League-Rückspiel gegen Inter Mailand scheint aber zumindest nicht ausgeschlossen. Gute Besserung an dieser Stelle!
Abschließend sei noch eine nicht uninteressante Personalie angesprochen, denn: Marvin Hitz stand erneut im Tor, obwohl sich Roman Bürki fit auf der BVB-Bank einfand. Ob es sich hierbei lediglich um eine Maßnahme der Belastungssteuerung in diesem vollgepackten Spielplan handelte, vermag ich nicht zu beurteilen. Fakt ist allerdings, dass wir uns sehr glücklich schätzen können, dass wir mit Hitz einen solch verlässlichen und sich auch abseits des Platzes tadellos verhaltenden Ersatztorwart haben.
Doppelwechsel Reus / Welz (wer?)
Es war zunächst ein zaghaftes Abtasten zwischen dem BVB und den Gästen aus Wolfsburg, die unter der Woche gegen den Getränkehersteller aus Leipzig ziemlich unter die Räder kamen und sich ihre erste Saisonniederlage einhandelten. Der BVB verstand es, die in unfassbar hässlichen „mintblauen“ Trikots auftretenden Gäste weitgehend aus den gefährlichen Bereichen fernzuhalten und kam durch einen Abschluss von Julian Weigl zentral vor dem Strafraum nach einer Viertelstunde auch zum ersten Mal zu einem nennenswerten Torabschluss. Nur kurze Zeit später hieß es jedoch „Luft anhalten“, als Nmecha nach einem Ballverlust von Julian Brandt Mats Hummels links liegen ließ, per Lupfer Marvin Hitz überwand und zum Glück nur die Latte traf. Pessimisten hätten an dieser Stelle vermutlich einwenden können, dass dies eine dieser unkonzentrierten Treffer aus dem Nichts war, für die die Borussia zuletzt immer wieder gut war.
Nach dem angesprochenen Wechsel von Marco Reus (keine Sorge, die Binde ging an Lukasz Piszczek…) dachte sich auch Schiedsrichter Tobias Welz: „In einer Welt, in der Marco Reus nicht auf dem Platz steht, möchte ich nicht pfeifen“ und ließ sich auch verletzungsbedingt auswechseln. So ging es also mit einem frischen Stürmer und einem frischen Schiri Martin Thomsen weiter. Wirkliche Akzente konnte dann aber keine der Mannschaften in der 1. Halbzeit setzen, Bruma tauchte lediglich noch einmal kurz vor dem Halbzeitpfiff gefährlich nach einem Eckball vor dem Dortmunder Tor auf, jedoch hielt unsere Kein-Eckballtor-Serie weiter an.
Das offensive Engagement wird belohnt - doppelt
In der zweiten Halbzeit kamen wiederum eher die Optimisten auf ihre Kosten. Der BVB schien nun doch deutlich bemühter im Offensivspiel und setzte damit einen der Hauptkritikpunkte der letzten Wochen wesentlich besser um. Was im Falle von Raphaël Guerreiro in der 48. Minute halblinks noch ein gutes Stück am Tor vorbeiging, sollte nur wenige Minuten später zum 1:0 führen: Nach einem scharf gespielten diagonalen Pass von Ashraf Hakimi erhielt Thorgan Hazard die Kugel in ähnlicher Position wie zuvor Guerreiro, zog einfach ab und schoss den Ball platziert in die Kiste. Geht doch!
Und siehe da: der BVB stellte seine offensiven Bemühungen nicht ein, sondern kam zu weiteren Torchancen. Gekrönt wurde diese Phase durch das 2:0 von Guerreiro in der 58. Minute, der von Hazard bedient wurde und den Ball von der linken Strafraumkante aus ins lange Eck knallte.
Freilich boten die Wolfsburger in der Schlussphase nun mehr Räume an, sodass der BVB weitere Gelegenheiten hatte, mit durchaus spürbarer Spielfreude und viel Tempo noch das ein oder andere Tor obendrauf zu setzen. Dieses sollte jedoch schließlich durch einen Handelfmeter fallen, der zumindest nach heutiger Regelauslegung sicherlich seine Berechtigung hat – wie man diese nun finden mag, sei jedem selbst überlassen. Netterweise wurde Mario Götze die Pille in die Hand gedrückt. Ich selbst befürchtete noch einen Fehlschuss, der sicherlich nicht förderlich für die Nummer 10 gewesen wäre, der momentan bestimmt nicht die Einsatzzeiten erhält, die er sich erhofft. Er sollte uns aber eines Besseren belehren und knallte den Ball in der 88. Minute unhaltbar in die linke Ecke. Abpfiff!
Wenn man in den letzten Spielen eine Tendenz der „kleinen Schritte“ erkennen mag, die etwa bei Dingen wie dem Verteidigen von Standardsituationen anfing und sich nun in einer etwas offensivlastigeren Einstellung nach einer Führung äußert, kann man mit dem Spiel sicherlich sehr zufrieden sein. Zudem ist Lucien Favre – bis auf die Verletzung von Marco Reus – nun in den kommenden Spielen gegen Mailand und München in der komfortablen Situation, auf den kompletten Kader zurückgreifen zu können, denn auch Paco Alcácer gab kurz vor Schluss noch sein Comeback.
Anders gesagt: ich persönlich könnte mir einen vorsichtigen Wechsel vom Lager der Pessimisten in das Lager der Optimisten vorstellen. Dazu aber bitte gegen Inter einfach mal so weitermachen. Es wird (hoffe ich).
Borussia Dortmund
Hitz – Piszczek, Akanji, Hummels, Gueirerro – Weigl, Dahoud (70. Witsel) – Hakimi, Reus (28. Götze), Hazard – Brandt (89. Paco Alcacér)
VfL Wolfsburg
Pervan – Tisserand (79. Brekalo), Bruma, Brooks – William, Guilavogui, Arnold, Roussillon (89. Steffen) – Joao Victor, Weghorst, Nmecha (66. Klaus)