Fragen über Fragen
Ein 0:0 bei den Busenfreunden der Blauen. Eigentlich schon trostlos genug, aber richtig blöd, wenn wir als Tabellenführer dort beim Tabellenletzten auflaufen und diese Punkte eigentlich fest eingeplant hatten, um die Bayern auf Distanz zu halten. Spätestens jetzt kommt man nicht mehr umhin einzugestehen, dass momentan der Wurm drin ist. Gegen Werder ausgeschieden, gegen Hoffenheim einen komfortablen Vorsprung verdaddelt, in Tottenham eingebrochen und jetzt gegen Nürnberg auch gefühlt verloren. Das lässt einen alles irgendwie ratlos zurück.
Woran liegt es?
Gestern eindeutig an der Spielweise. Dass Nürnberg rund 80 % des Spiels darauf bedacht sein würde, erstmal das eigene Tor abzusichern, kam jetzt nicht ganz überraschend. Trotzdem spielten unsere Jungs erst einmal auf Sicherheit bedacht und mit wenig Risiko. Daraus resultierend leider auch ein viel zu geringes Tempo. Auffällig war vor allem das schwache Passspiel von den zentralen Positionen raus auf die Außenbahnen. Statt die Bälle mit Tempo in den Lauf zu spielen, damit der Gegner ebenfalls schnell reagieren muss und dadurch eventuell Lücken öffnet, wurden sie gemächlich in den Stand gespielt. Damit macht man es dann sogar den Glubberern relativ leicht, unsere Schwatzgelben zu verteidigen. In der zweiten Halbzeit war mit Händen greifbar, wie sehr wir uns selber mit diesem langsamen Ballgeschiebe in die Ratlosigkeit getrieben haben und verblüffenderweise fingen die Außenspieler an, hohe Flanken an den Fünfer zu schlagen. Dass das ein hoffnungsloses Unterfangen war, braucht man nicht extra ausführen. Dabei verwundert es schon, dass Lucien Favre erst zehn Minuten vor Ende mit der Einwechselung von Bruun Larsen für Delaney die Doppelbesetzung des Mittelfeldes mit zwei robusten, körperbetonten Spielern aufgab. Die Franken kamen in der gesamten zweiten Halbzeit genau ein Mal gefährlich vors Tor, so dass diese Art der Absicherung eigentlich wie die berühmten Kanonen auf die Spatzen wirkten.
Wer fehlt?
Reus, Reus, Reus. Und noch einmal Reus. Momentan fehlen seine Tore, sein enormer Aktionsradius und seine Qualitäten als Leader. Er bringt vorne noch einmal eine ganz andere Präsenz rein und nötigt dem Gegner mit Sicherheit deutlich mehr Respekt ein als ein Maximilian Philipp. Für den wäre es vermutlich gut, wenn jetzt Saisonende wäre und er mal den Resetknopf drücken könnte. So schlecht kann er nicht in Wirklichkeit sein, wie er sich aktuell auf dem Rasen präsentiert. Zudem fehlt Alcacér momentan so ein wenig der Torriecher. Natürlich bekommt er aktuell auch wenig brauchbare Zuspiele, aber so ein wenig geht ihm momentan auch das Näschen ab, im richtigen Moment in die richtige Position zu kommen. Man wagt sich nicht all zu weit aus dem Fenster, wenn man postuliert, dass Alcacér aus den Positionen, aus denen Götze gestern in Halbzeit 1 drei, vier mittelprächtige bis aussichtsreiche Chancen nicht gut genug aufs Tor brachte, seine Bude gemacht hätte.
Und dann fehlte gestern natürlich auch noch die aktive Fan-, bzw. die Ultraszene im Gästeblock. Da mag jetzt manch einer einwenden, dass die Montagsspiele für die nächste Runde der TV-Rechte zwar abgeschafft sind, aber das ist natürlich nur konsequent. Wenn man vorher erklärt, dass dieser Spieltermin für alle einfach absolut ungünstig liegt, dann muss man das auch durchziehen. Zudem weiß ja noch keiner, wie die Spielansetzungen in Zukunft festgelegt werden. Da kann es durchaus hilfreich sein, den Druck aufrecht zu erhalten und die Vereinsvertreter dran zu erinnern, worauf sie Rücksicht nehmen sollen. Man kann sich ja nicht allein auf Rummenigges neu erwachte Sorge um Faninteressen verlassen.
Was war zuviel?
Schwarze Tennisbälle auf jeden Fall. Die regnete es drei Mal als Protestform aus der Nürnberger Kurve bei Eckbällen unserer Borussen. An sich eine Form, die ich sehr sympathisch finde, deren Glaubwürdigkeit aber massiv darunter leidet, wenn sie ausschließlich nur dazu genutzt wird, eine Halbzeit lang den Gegner zu stören. Für Schiedsrichter Harm Osmers und sein nur rudimentär ausgeprägtes Spielverständnis war das alles definitiv zuviel und er sorgte für eine Szene, die so wohl noch niemand erlebt hat. Ließ er wegen der vorangegangenen Unterbrechungen zwar vier Minuten vor dem Pausentee nachspielen, schickte er bei einer erneuten Tennisballattacke, die für den weinerlichen Eurosportknecht auf der Kommentatorenbank in einer Reihe mit Pearl Harbour und Little Big Horn stand, beide Mannschaften in die Kabine. Obwohl der BVB noch einen Eckball zugesprochen bekommen hatte.
Wie geht’s weiter?
Sonntag zuhause gegen Leverkusen. Klingt abgedroschen, aber da hilft momentan einfach nur ein Sieg, um sich aus dieser Abwärtsspirale selber wieder rauszuziehen.
Wer wird deutscher Meister?
Trotzdem und trotz allem: Nur der BVB.