Es ist vorbei, wenns vorbei ist
Am Samstag schlägt Borussia Dortmund den Aufsteiger Fortuna Düsseldorf mit 3:2 (1:0). Der BVB wahrt durch den Erfolg seine Chance auf den großen Wurf, weil der Rekordmeister aus München in Leipzig nur unentschieden spielte.
Jahrelang haben wir auf diesen Moment gehofft. Nicht nur wir als Schwarz-Gelbe, sondern auch ein Großteil von Fußballdeutschland. Der Moment, an dem die Meisterschaft erst wieder am letzten Spieltag einer Saison entschieden sein wird - und nicht schon Ende März oder Anfang April. Versprach in den letzten Jahren eigentlich nur der Abstiegskampf oder das Rangeln um die Europapokalplätze Spannung bis zuletzt, ist nun auch die Meisterfrage bis zum 18. Mai ungeklärt.
Dass wir bis zum letzten Spieltag noch von der Schale träumen dürfen ist aus zweierlei Gründen möglich. Zum einen, weil der FC Bayern sein Auswärtsspiel in Leipzig torlos beendete und nur einen Punkt einfuhr. Zum anderen, weil der BVB sein Heimspiel gegen den kecken Aufsteiger aus Düsseldorf mit 3:2 für sich entschied. Und das letzte Heimspiel der Saison hielt viele Geschichten bereit.
Pulisics Abschiedsgeschenk
Da wäre die des Christian Pulisic zu nennen. Der US-Amerikaner wechselt im Sommer zum Europa League-Finalsten FC Chelsea und lief gegen Düsseldorf zum letzten mal im Schwarz-Gelben Dress im Westfalenstadion auf. Der Abschied wurde, vor allem für den Spieler, emotionaler, als ich es gedacht hätte.
Fußball ist ein Geschäft, ein schnelllebiges dazu, welches wenig Platz bei Spielern für Gefühle und Verbundenheit zu seinem Arbeitgeber zulässt. Pulisic hingegen war anzumerken, dass ihn der Abschied auch emotional bewegt. Das ist für uns als Fans schön anzusehen, ist es in der heutigen Zeit doch eher selten, dass Fußballer bei ihrem Abschied die eine oder andere Träne verdrücken.
Und, wie sollte es natürlich anders sein, hat der Fußball wieder seine ganz persönliche Kitsch-Romantik-Geschichte geschrieben. In der 41. Minute durfte der US-Amerikaner sich mit seinem Treffer zum 1:0 auf dem Spielberichtsbogen verewigen und hinterließ uns somit sein persönliches Abschiedsgeschenk.
Wie so oft in der Rückrunde sollte die Führung aber nicht lange Bestand halten. Kurz nach Wiederanpfiff traf Oliver Fink (47.) für den Aufsteiger, bei dem der BVB in der Hinrunde seine erste Saisonniederlage hinnehmen musste. Thomas Delaney gab allerdings unmittelbar die Antwort (53.) und brachte den BVB zurück auf die Siegerstraße. Dachten zumindest alle, bis das Schiedsrichtergespann auf Foulelfmeter entschied.
Allerdings hatten in dieser Situation nicht die Gäste aus der Landeshauptstadt, sondern der BVB das nötige Quäntchen Fortüne auf seiner Seite. Dodi Lukebakio setzte das Leder neben das Tor (59.). In der Folge griffen die Düsseldorfer wieder früher an, standen höher und sorgten somit dafür, dass das Spiel wilder - und offener wurde.
Erlösung gab es erst in der 92. Minute, als Mario Götze anspruchsvoll den Treffer zum 3:1 erzielte. Dachten auch hier zumindest wieder alle. Dawid Kownacki traf nochmal für die Düsseldorfer (90. +5.). Mit Ach und Krach rettete der BVB die drei Punkte irgendwie über die Zeit und machte es - wie so oft - spannender, als es für alle Beteiligten hätte sein müssen.
Schmelzers 250
Neben dem Pulisic-Roman und der gewahrten Meisterschaftschance ereigntete sich die wohl emotionalste Szene des ganzen Tages ebenfalls in der Nachspielzeit. Marcel Schmelzer kam zu seinem 250. Pflichtspieleinsatz in Deutschlands Eliteliga.
Fast vier Monate hat der ehemalige Nationalspieler darauf warten müssen. Zuletzt durfte der Verteidiger Ende Januar aktiv ins Spielgeschehen eingreifen. Beim 5:1-Sieg über Hannover wurde Schmelzer 20 Minuten vor Schluss eingewechselt. Seitdem warteten alle Borussinnen und Borussen gespannt darauf, Schmelzer 250. Pflichtspiel bejubeln zu dürfen. Gegen Düsseldorf war es dann endlich so weit.
Durch den Kurzeinsatz schob Schmelzer sich auch in die Top 10 der Spieler vor, die am häufigsten das BVB-Trikot getragen haben. Nur neun andere Borussen absolvierten mehr Bundesliga-Spiele für den BVB. Darunter Schmelzers Vorgänger und BVB-Legende Dede (Dritter Platz mit 322 Spielen) und der heutige Sportdirektor Michael Zorc (463 Spiele, Spitzenreiter).