BVB durchbricht Negativtrend und stoppt Höhenflug von Peter Bosz
Borussia Dortmund hat den Negativtrend der letzten Spiele durchbrochen: Gegen die von Peter Bosz trainierte Werkself aus Leverkusen, zugleich die bisher beste Rückrundenmannschaft der Bundesliga, setzte sich der BVB mit 3:2 (2:1) durch und verteidigte damit den Drei-Punkte-Vorsprung auf Bayern München an der Tabellenspitze.
Vor dem Spiel schickten die Supporters Lennetal auf der Südtribüne Genesungswünsche an ihren Freund Kamil von den Rising Sunz. Während ansonsten auf den Rängen die Fans der Werkself zum Spielbeginn ein Feuerwerk abbrannten, zündeten auf dem Rasen zunächst nur die Gäste. Leverkusen dominierte das Geschehen und ließ den BVB nicht ins Spiel kommen. Die Zwischenbilanz nach 21 Minuten wies einen Ballbesitz für die Rheinländer von 69 Prozent aus.
Sancho-Schuss als Wachmacher
Die ersten Nadelstiche kamen folgerichtig von den Gästen. Sven Benders Schuss wurde noch zur Ecke abgefälscht (20.), Kai Havertz verfehlte das Tor aus der zweiten Reihe ebenfalls (23.). Jadon Sancho besaß die erste Chance für den BVB, sein Flachschuss war jedoch kein Problem für Lukas Hradecky (28.). Diese Möglichkeit wirkte jedoch wie ein Wachmacher – nicht nur für die Schwarzgelben auf dem Rasen, sondern auch für jene auf den Rängen. Für einen Meisterschaftsanwärter und angesichts der Bedeutung der Partie kam bis hierher deutlich zu wenig an Unterstützung von den Tribünen.
Ereignisreiche acht Minuten
Die Stimmungsexplosion erfolgte wenige Momente später. Nach einer Ecke von Sancho konnte Dan-Axel Zagadou in der Mitte ungehindert von seinen Gegenspielern zum 1:0 einschieben (30.). Der bisherige Spielverlauf war damit komplett auf den Kopf gestellt. Paco Alcacer vergab nach Sancho-Querpass die Möglichkeit zum 2:0 (33.). Stattdessen schlug die Werkself jedoch zurück: Kevin Volland traf aus 18 Metern flach in die Ecke (37.). Doch die Freude für Bayer währte nur kurz: Eine Flanke von Abdou Diallo nahm Jadon Sancho volley und traf zur erneuten Dortmunder Führung (38.).
Das Westfalenstadion verwandelte sich in der Folge komplett in das schwarzgelbe Tollhaus: Der Gegner wurde bei dessen Ballbesitz ausgepfiffen, eigene Ballgewinne frenetisch bejubelt. Doch genauso schnell ebbte diese Euphoriewelle auch wieder ab und pendelte sich auf Normalniveau ein.
BVB zittert Vorsprung über die Zeit
Zu Beginn der zweiten Hälfte richtete THE UNITY Grüße per Spruchband an die Innenminister von Hessen und Nordrhein-Westfalen: „Beuth und Reul, Law-and-Order-Politik vernebelt euren Verstand!“ Auf dem Rasen verflachte das Spiel im Vergleich zur ersten Hälfte deutlich. Mario Götze sorgte mit seinem 3:1 für das erste Glanzlicht, nachdem die doppelt abgefälschte Hereingabe von Achraf Hakimi von der rechten Seite bei ihm am Sechzehner landete und der Angreifer trocken abzog (60.).
Dem vermeintlichen 4:1 durch Paco Alcacer blieb die Anerkennung wegen einer Abseitsstellung – auch nach Videoentscheid – jedoch verwehrt (63.). Roman Bürki verhinderte auf der Gegenseite den Anschlusstreffer mit einer starken Parade (65.) und entschärfte auch einen Kopfball des eingewechselten Lucas Alario (72.). Beim Kopfball des unbedrängten Jonathan Tah zum 3:2 nach einem Freistoß von Julian Brandt war der Keeper jedoch machtlos (75.).
Eine Wiederholung des Hoffenheim-Traumas aus dem vorherigen Heimspiel blieb dem schwarzgelben Anhang jedoch erspart. Das 3:2 konnte erfolgreich über die Zeit gezittert werden – auch durch die fünfminütige Nachspielzeit.
Aufstellungen und Statistiken
BVB: Bürki – Diallo, Zagadou, Akanji, Hakimi – Witsel, Weigl – Guerreiro (75. Bruun Larsen), Götze (83. Dahoud), Sancho – Alcacer (90. Wolf).
Leverkusen: Hradecky – Jedvaj, S. Bender, Tah, Weiser – Brandt, Baumgartlinger, Aranguiz – Bailey (70. Alario), Volland, Havertz.
Tore: 1:0 Zagadou (30.), 1:1 Volland (37.), 2:1 Sancho (38.), 3:1 Götze (60.), 3:2 Tah (75.). Schiedsrichter: Christian Dingert. Zuschauer: 81.029. Gelbe Karten: Guerreiro – Jedvaj, Tah. Zweikämpfe: 99:99. Zweikämpfe gewonnen: 54:45. Zweikampfquote in Prozent: 54,55:45,45. Ballkontakte: 561:930. Ballbesitz in Prozent: 33,4:66,6. Gespielte Pässe: 360:727. Passquote in Prozent: 74,72:88,03. Torschüsse: 9:13. Abseits: 1:2. Ecken: 3:8. Flanken: 16:24. Foul gespielt: 10:9. Die meisten Torschüsse: Alcacer, Sancho (je 2) – Havertz (4). Die meisten Torschussvorlagen: Götze, Sancho (je 2) – Brandt, Havertz (je 2). Die meisten Ballkontakte: Hakimi (81) – Tah (138). Die Zweikampfstärksten: Diallo (76,47) – Brandt (55,56).
Stimmen zum Spiel
Peter Bosz (Leverkusen): „Wir haben gut angefangen, Torchancen herausgespielt, leider kein Tor erzielt. Wir haben ein ordentliches Spiel gemacht. Wir haben nicht abgewartet, sondern Druck gemacht und nach vorne gespielt. Leider war das heute nicht genug. Heute hat vielleicht nicht die beste, sondern die glücklichere Mannschaft gewonnen.“
Lucien Favre (BVB): „Am Anfang war Leverkusen besser als wir. In den ersten 20, 25 Minuten war es sehr schwer für uns, wir konnten den Ball nicht erobern. Wir hätten da tiefer stehen müssen. Leverkusen kam zu einfach in unsere Hälfte. Zum Glück erzielen wir das 1:0 nach einer Ecke. Das 1:1 war unnötig. Das 2:1 war ein Supertor, das hat uns auch mehr Moral gegeben. Am Ende haben wir gelitten, denn wir bekommen unnötig das 3:2. Danach haben wir aber gut verteidigt.“