...Birgit Blanck: "Da, wo ein Brunnen steht, können Kinder zur Schule gehen"
25.000 Euro für frisches Wasser in Äthiopien. Das ist das Ziel von Birgit Blanck. Sie ist BVB-Fan und arbeitet ehrenamtlich für die Neven Subotic Stiftung. Für ihr ganz persönliches WASH Projekt, das einer Schule im Norden des Landes unter anderem mit einem Trinkwasserbrunnen und einer Sanitäranlage helfen soll, sammelt sie derzeit Spenden. Wir haben mit Birgit gesprochen, und sie hat uns von der Stiftungsarbeit, ihrem Projekt und ihrer ganz persönlichen Motivation erzählt.
Um die 25.000 voll zu bekommen, steigt am 15.02.2019 ein Benefizkonzert im Musiktheater Piano in Lütgendortmund. Für den Abend mit den Dortmunder Bands Finn&Jonas, Bunga Bunga Club und The Schangels&Schanglettes sind noch Karten erhältlich und können hier bestellt werden.
Die Spendenaktion läuft darüber hinaus noch bis zum 28.02.2019, und wer sie über das Konzert hinaus unterstützen möchte, findet auf der Projektseite alle wichtigen Infos.
schwatzgelb.de: Hallo Birgit, Neven Subotic, seine Stiftung und euer Einsatz für sauberes Trinkwasser sind vielen BVB-Fans schon lange ein Begriff. Wie hast du denn zur Stiftung gefunden?
Birgit Blanck: Begonnen hat alles beim ersten StillLeben im Kreuzviertel im September 2014, wo wir als BVB-Fanclub Sonnenkönige'93 entschieden haben, eine Aktion für die Stiftung zu starten. In diesem Zusammenhang hatte ich die Gelegenheit, Neven persönlich kennenzulernen, da er mir Flyer der Stiftung persönlich überreicht hat, das war für ihn eine Selbstverständlichkeit. Es folgten viele Einsätze für die Stiftung als Volunteer und zum ersten Mal im Stadion im November 2015 beim Derby. Nach und nach vertiefte ich mich in das Thema, lernte unglaublich viele engagierte Menschen kennen und es entstand so langsam das Gefühl einer Stiftungsfamilie.
schwatzgelb.de: Vor etwas mehr als einem Jahr hast du dann, ehrenamtlich, eine eigene Spendenaktion im Namen der Stiftung ins Leben gerufen. Erzähl doch mal davon!
Birgit: Ja, sehr gerne. Aus meiner Motivation und aus meiner sozialen Verantwortung entstand die Idee, dass ich gerne das Geld für einen Trinkwasserbrunnen, das sind 10.000 Euro, zusammen bekommen möchte.
So habe ich anlässlich meines Geburtstags im Januar 2017 den ersten großen Schritt unternommen und um Spenden statt Geschenke gebeten. Ich glaube, ganz tief in meinem Inneren war da auch der Gedanke: Ich möchte etwas Nachhaltiges auf dieser Welt hinterlassen. Meine eigene Spendenaktion, die ich dann mit David aus dem Stiftungsbüro im Sommer 2017 kreiert habe, fußte auf der Idee, dass ich Musik mag, tolle ambitionierte Musiker kenne, gerne Veranstaltungen organisiere und im Musiktheater Piano einen wundervollen Ort gefunden habe.
schwatzgelb.de: Wie viele Spenden benötigt ihr für den Trinkwasserbrunnen und wie viel habt ihr bereits gesammelt?
Birgit: Da mich irgendwann kurz vor Weihnachten im Jahr 2017 ein alter Kumpel anschrieb, dass er gerne 10.000 Euro in meine Aktion einfließen lassen möchte, was mich natürlich komplett umgehauen hat, habe ich direkt mein persönliches Ziel verändert: Nun soll es ein sogenanntes WASH Projekt werden. Sprich: Trinkwasserbrunnen, Sanitäranlage und Hygiene an einer Schule im Norden Äthiopiens. Hierfür werden ca. 25.000 Euro benötigt. Der aktuelle Spendenstand beläuft sich auf 22.071 Euro (Stand 24.01.2019, Redaktion).
Kein Mensch der auf die Welt kommt, kann beeinflussen, wo er geboren wird, und wenn er dann in einem reichen Land wie Deutschland geboren wird, dann ist das einfach nur Glück.
schwatzgelb.de: Was war und ist denn deine ganz persönliche Motivation?
Ich habe mich schon immer gerne engagiert, das ist vielleicht bei meinem Beruf als Pädagogin auch naheliegend. Was mir nach und nach immer mehr bewusst wurde, warum ich jetzt mein Engagement, meine Zeit gerne in der Stiftung einsetzen wollte, war: Ohne Wasser kann kein Leben, kein Lebewesen entstehen, gedeihen, ja letztendlich überleben. Mein eigener Reichtum, mein privilegiertes Leben – schließlich kann ich zum Beispiel jeden Tag so viel Wasser verbrauchen, wie ich möchte – wurde mir immer mehr bewusst.
Dann die Begegnungen, zuerst mit Neven und auch mit vielen, vielen weiteren Menschen, die alle das gleiche Ziel verfolgen. Und zu guter Letzt, oder auch zuerst, das 100-Prozent-Versprechen, für welches Neven mit seinem Namen steht. Sprich, jeder Cent fließt ohne Abzüge in die Projekte. Hier werde ich Nevens Aussage nie vergessen, die ich zu Beginn meines Engagements von ihm gehört habe, und da war der Gute gerade mal 25 Jahre alt. Sie lautete ungefähr so: "Kein Mensch der auf die Welt kommt, kann beeinflussen, wo er geboren wird, und wenn er dann in einem reichen Land wie Deutschland geboren wird, dann ist das einfach nur Glück." Das hat geprägt.
Wasser holen kostet enorm viel Zeit, häufig den ganzen Tag. Weil oftmals auch die Kinder hierfür zuständig sind, können viele nicht zur Schule gehen.
schwatzgelb.de: Ihr engagiert euch in der Tigray-Region in Äthiopien. Wie sieht es dort aus und wie leben die Leute in dieser Region?
Birgit: Hierzu kann ich nicht so viel sagen, ich war bis dato noch nicht da, das wird aber eines Tages passieren. Aber ich schaue mir immer die Videos an, welche auf der Stiftungsseite zu sehen und sehr beeindruckend sind. Das Land ist wunderschön, die Menschen extrem herzlich und gastfreundlich. Sie leben hauptsächlich von Ackerbau und Viehzucht und durch den Brunnenbau. Durch den Zugang zu sauberem Trinkwasser hat sich schon vieles verändert.
schwatzgelb.de: Was bedeutet ein neuer Brunnen, mit Ausnahme des frischen Trinkwassers, ganz konkret für die Menschen vor Ort?
Birgit: Wie schon erwähnt, da die Männer hauptsächlich mit Ackerbau und Viehzucht den ganzen Tag eingespannt sind und viele Menschen noch keinen Trinkwasserbrunnen in der Gemeinde haben, sind oftmals die Frauen und auch die schulpflichtigen Kinder für die Versorgung mit Wasser in der Familie zuständig. Dies kostet enorm viel Zeit, häufig den ganzen Tag. Das führt dazu, dass viele Kinder nicht zur Schule gehen können. Da, wo ein Brunnen in der Gemeinde oder an der Schule steht, können die Kinder zur Schule gehen.
Aktuell reden wir von 116 abgeschlossenen Projekten und 121 in Bearbeitung. Das bedeutet einen ersten Schritt, eine Grundvoraussetzung für ein selbstbestimmtes Leben, für die Verwirklichung von Träumen. In manchen Gebieten gibt es nunmehr einen Schülerzuwachs von bis zu 40 Prozent. Für die Menschen insgesamt bedeutet natürlich der Zugang zu sauberem Trinkwasser weniger Erkrankungen und Todesfälle, die auf verunreinigtes Wasser zurückzuführen sind.
Ska, Pop, 70er und 80er im Musiktheater Piano in Dortmund – und dazwischen Stiftungsarbeit
schwatzgelb.de: Und wenn der Brunnen und die Sanitäranlagen erstmal stehen: Wie begleitet ihr Schülerinnen, Schüler und eure Projekte im Nachgang weiter?
Birgit: Neven fährt jedes Jahr mit einem Team in der spielfreien Zeit nach Äthiopien, um die Entwicklung der Projekte zu begleiten und mit dem Kooperationspartner REST, Relief Society of Tigray, auch eine NGO, zu sprechen und die Projekte weiterzuentwickeln.
Ohne das Vertrauen und das Wissen, einen kompetenten Partner vor Ort
zu haben, würde so ein Projekt nicht funktionieren. REST ist auch die
Organisation, die mit Schüler*innen und Lehrer*innen und den Gemeinden
immer im Dialog steht. Das kann Neven nur partiell schaffen, schließlich
hat er einen Beruf, dem er nachgeht und der ihm große Freude bereitet,
wie wir alle wissen.
schwatzgelb.de: Um Dein Spendenziel zu erreichen, veranstaltest Du am
15.02. ein Benefizkonzert im Musiktheater Piano in Lütgendortmund. Was
erwartet die Leute da?
Birgit: Ja, ganz genau, das zweite seiner Art. Wieder einmal mit drei Bands, welche ohne Gage spielen. Das ist ganz großes Kino, wie wir im Pott so schön sagen. Beginnen werden wir allerdings den Abend, pünktlich um 20.00 Uhr, mit einem kurzen, durch Gregor Schnittker moderierten Gespräch über die Stiftungsarbeit, mit einer Mitarbeiter*in der Stiftung, mir und Bodo Melenk, mit welchem ich das ganze organisiere. Dann gibt es ein kleines Video aus Äthiopien, das immer sehr nachhaltig beeindruckt. Im Anschluss kommt bestimmt noch ein kleiner Gruß von Neven reingeflattert und dann beginnt der musikalische Teil des Abends.
Und zwar mit Bunga Bunga Club, wunderbare Skamusik, die einfach nur Spaß macht und zum Dancen animiert. Weiter geht's mit Finn&Jonas, Zwillinge aus Dortmund, die sich zwischen SingerSongWriter und deutscher Popmusik bewegen, und dann die Schangels & Schanglettes, welche ihr 25-jähriges Bühnenjubiläum begehen und alles, was ihnen gefällt an Musik der 70 und 80er, auf ihre eigene herrliche Art auf die Bühne bringen. Und nach Mitternacht wird DJ Uwe Meyer wird den Schwung und die gute Stimmung der Gäste in tanzbare Musik überleiten.
Es ist doch ein tolles Gefühl, einen genussvollen Abend zu haben und dabei noch zu wissen, dass man mit seinem Eintrittsgeld Lebensnotwendiges unterstützt.
schwatzgelb.de: Fast genau vor einem Jahr hast Du schon ein Benefizkonzert durchgeführt ...
Birgit: Richtig, es war der 17.02.2018. Da sind abzüglich der Kosten für Technik und GEMA-Gebühren sage und schreibe 6.100 Euro zusammengekommen.
Ich glaube, es war ein heiterer Abend für die Gäste. Es gab viele,
die sich lange nicht gesehen hatten und sich dort wieder getroffen
haben. Ich meine, es ist doch auch ein tolles Gefühl, einen heiteren und
genussvollen Abend zu haben und dabei noch zu wissen, dass man mit
seinem Eintrittsgeld helfen kann, etwas Großes und dermaßen
Lebensnotwendiges zu unterstützen.
schwatzgelb.de: Wie kommt man an Eintrittskarten für das Konzert?
Birgit: Das ist ganz simpel: Am besten direkt online über die Seite des Musiktheaters Piano. Oder dort, im Cafe Vital der Städtischen Kliniken in der Beurhausstraße oder am Fredenbaumpark vor Ort kaufen. Die Besitzer sind zwei unserer großartigen Sponsoren.
Am bemerkenswertesten sind immer die Begegnungen mit Kindern.
schwatzgelb.de: Für alle die, die nicht zum Konzert können oder dich darüber hinaus noch unterstützen möchten: Wie ist das möglich?
Birgit: Online kommt man zu meiner persönlichen Spendenaktion. Da kann man direkt online spenden und bekommt, wenn man möchte, auch gerne eine Spendenquittung von der Stiftung zugesandt.
schwatzgelb.de: Du engagierst dich seit vielen Jahren für die Neven
Subotic Stiftung. Welcher war bisher dein bemerkenswertester
persönlicher Moment?
Birgit: Oh, da gab es sehr viele, doch am
bemerkenswertesten sind immer die Begegnungen mit Kindern. Wie sie ihren
Eltern erklären, warum es eine Notwendigkeit ist, ihr Taschengeld
herzugeben, oder die Eltern eindringlich davon überzeugen, dass sie
jetzt ihr Portemonnaie öffnen müssen.
schwatzgelb.de: Und zum Abschluss als BVB-Fan gefragt: Was wünschst Du Dir für die Rückrunde?
Birgit: Ja, das ist ganz einfach: Dass wir beim letzten Heimspiel die Meisterschaft feiern können. Man sagt ja, alle sieben Jahre verändert sich was im Leben. Also ganz klar: Wir sind einfach dran.
schwatzgelb.de: Wir bedanken uns für das Gespräch.