Kufenflitzer treffen Ballakrobaten
Es sind exakt 36 Kilometer, die die Waldstadt Iserlohn von der Fußballhauptstadt Dortmund trennen. Eine halbe Stunde Fahrzeit zwischen dem Westfalenstadion und der Hölle am Seilersee. Zwei Städte, die unterschiedlich nicht sein könnten. Es gibt allerdings etwas, das sie verbindet und das ist die sportliche Zugehörigkeit zu einer 1.Liga. Während unsere Borussen die Fußball-Bundesliga aufmischen, flitzen die Iserlohn Roosters über das Eis der DEL.
Sportliche Höchstleistung verbindet. So sah man früher häufiger Roman Weidenfeller als Gast bei den Hähnen und auch der Direktor für Kommunikation, Sascha Fligge, ist gelegentlich auf den Tribünen am Seilersee zu sehen. Thomas Delaney und Jacob Bruun Larsen folgten der Einladung des dänischen Roosters-Keepers Sebastian Dahm und erlebten in dieser Spielzeit die 3:4 Penalty Niederlage gegen die Kölner Haie. Ganz witzig in diesem Zusammenhang ist die Verbindung von den beiden dänischen Nationalspielern Sebastian Dahm und Thomas Delaney. Michelle Lindemann Jensen, Freundin von Thomas Delaney, und Sebastian Dahms Freundin Emilie spielten in ihrer Jugendzeit an der Schule ihres kleinen Heimatortes in der Nähe von Kopenhagen zusammen in einer Fußballmannschaft im Mittelfeld.
Tradition ist es aber auch, dass Roosters Spieler zum BVB fahren, um ihn im schönsten Stadion der Welt zu unterstützen. Keaton Ellerby und Anthony Camara besuchten die Schwarzgelben beim Heimspiel gegen Hoffenheim und wurden mit einem Eishockey-Ergebnis belohnt. Aber auch der Verteidiger Christopher Fischer, inzwischen in den Diensten der Schwenninger Wild Wings, war oft im Westfalenstadion zu sehen.
Sehr unterschiedlich waren die Saisonverläufe 2018/2019 beider Mannschaften. Während unsere Borussen bis zum letzten Spieltag um die Schale spielten, musste man im Laufe der Spielzeit die Tabelle der DEL schon drehen, um die beiden Teams als Spitzenreiter zu sehen. Der angepeilte Platz 6-8 in der Tabelle der DEL und damit der sichere Platz in den Playoffs wurden für die Roosters zum Rohrkrepierer. Man entwickelte sich nach anfänglichem Spitzenplatz zu einem Team mit den meisten geschossenen Toren, aber auch mit der schlechtesten Abwehrbilanz der Liga, sicher ein Novum der DEL. Am Schluss stand man mit leeren Händen da. Nur nebenbei sei bemerkt, dass im Laufe der Saison zur Weihnachtszeit schließlich auch noch die Ultras der Meinung waren, man müsste zum Boykott aufrufen und den Support einstellen. Es geht doch nichts über echte Eishockey-Liebe.
Der Jahreswechsel wurde geprägt durch den Schlaganfall des Managers Karsten Mende, der Fans und Verantwortliche schockierte. Und auch der Trainer Rob Daum wurde freigestellt. Alles begann irgendwie mit der Posse um die Torhüterfrage. Der durchaus heimatverbundene österreichische Keeper Matthias Lange wurde kaltgestellt und Sebastian Dahm erhielt plötzlich den finnischen Weltenbummler Niko Hovinen an seine Seite gestellt. Eine Maßnahme, die aber auch kein Tribünen-Trainer verstand.
Schließlich übernahm in Zeiten des Schlittschuhchaos Co-Trainer Jamie Bartman das Amt des Cheftrainers, um zeitnah mitzuteilen, dass nach der Saison für ihn Schluss sei. Nur der designierte Mende- Nachfolger Christian Hommel rettete sich nicht unumstritten in die neue Saison.
Diese Saison beginnt wie alle vorherigen. Von den genannten Eishockey-Protagonisten haben inzwischen viele neue Ziele gesucht. Inzwischen hat man auch neue Torhüter. Während man beim BVB auf Schulz und Hazard fokussiert ist, wechselt man in der Waldstadt mal kurz über lang wie in den Jahren zuvor drei Viertel der Mannschaft aus. Das schmale Budget lässt leider keine Kontinuität zu. Keine leichte Aufgabe für den neuen Head-Coach Jason O`Leary.
Für beide Teams geht es nach entsprechender Vorbereitung im August bzw. September in die neue Saison. Wünschen wir beiden Teams viel Glück und eine erfolgreiche Spielzeit 2019/2020 mit gegenseitigem Erfahrungsaustausch und freundschaftlichen Treffen. Vielleicht gelingt es den Hähnen ja mal wieder, die DEL aufzumischen und die Playoffs zu erreichen, während wir in Dortmund von dem Double träumen und uns eine erfolgreiche Champions-League-Saison wünschen.
Die Leidenschaft der Zuschauer für beide Teams ist einzigartig. Eine Sache haben die Roosters den Borussen übrigens voraus. Es gibt noch Dauerkarten und der Vorverkauf hat hier bereits begonnen.