Ein Ausflug in die Vergangenheit
Vor ziemlich genau einem Jahr spielte Borussia am 5. Spieltag der CL-Saison ebenfalls im Westfalenstadion. Die Vorzeichen vor der Partie gegen Tottenham Hotspur waren jedoch gänzlich verschieden...
Wie schnell sich die Zeiten doch ändern. Vor ziemlich genau einem Jahr, am 21.11.2017 empfing Borussia Dortmund in der Champions League Tottenham Hotspur. Es war der fünfte Spieltag der Gruppenphase, genau wie er es am morgigen Mittwoch sein wird. Der Unterschied: 2017 kämpfte der BVB – am Ende vergebens – um den Erhalt seiner Restchancen zum Verbleib in der Königsklasse. Wenn er am Mittwoch den Club Brügge begrüßt, wird es um den vorzeitigen Einzug in das Achtelfinale gehen. Mit einem Heimsieg gegen den belgischen Vertreter kann die Mannschaft von Lucien Favre bereits die Überwinterung im Europapokal planen und hätte weiterhin gute Chancen, Atletico Madrid als Gruppensieger hinter sich zu lassen.
Dabei erscheint die Erinnerung ein Jahr zurück fast schon wie ein blasses Gemälde aus einer Zeit, die deutlich länger zurückliegt. Die Gründe dafür sind bekannt wie vielfältig, denn nicht nur an der Seitenlinie wurde Peter Bosz gegen Lucien Favre getauscht. Aktuell scheint sogar ein Blick auf die damalige Startaufstellung interessant zu sein:
Roman Bürki: Er stand damals bereits schon im Kasten, auch wenn er nach 92 Minuten noch einmal von Roman Weidenfeller ersetzt wurde. Auch wenn er im besagten Spiel gegen Tottenham durchaus überzeugte, hat der Schweizer in dieser Saison noch einmal eine deutliche Leistungssteigerung vorzuweisen.
Jeremy Toljan: Damals nur eine Notlösung, spielt heute keine Rolle mehr und nimmt nur selten einen Kaderplatz ein.
Marc Bartra: verabschiedete sich bekanntermaßen nach Spanien.
Dan-Axel Zagadou: spielt wieder eine Rolle, hat aber seinen guten Zwilling gefunden und ist nun ein absoluter Leistungsträger. Ohne ihn geht jeder Ball oft rein, ohne ihn fahr’n wir null Punkte ein, ohne ihn hat Bürki keine Ruh, Dan-Axel Zagadoouuuuuuu!
Marcel Schmelzer: aktuell nach einer längeren Verletzungspause wieder auf dem Weg zurück in den Kader.
Julian Weigl: ward nach seinem schwachen Auftritt gegen den FC Bayern nicht mehr wieder gesehen.
Mario Götze: spielt heute nicht mehr auf der Sechs bzw. acht, sondern macht nach 60 Minuten Platz für Tor-Wunder Paco Alcacer, damit dessen Tor-Quote weiterhin fantastisch bleibt.
Shinji Kagawa: spielt im System von Lucien Favre keine große Rolle mehr und ist einer der Kandidaten auf einen Winter-Wechsel.
Andrij Yarmolenko: kickt inzwischen bei West Ham United.
Raphael Guerreiro: hat sich unter Favre ein Stück weit wieder gefunden, ist aber noch (?) kein Kandidat für einen Platz in der Startelf.
Pierre-Emerick Aubameyang: kam gegen Tottenham 2017 direkt von einer Suspendierung, konnte nicht mehr erzogen werden und kickt mittlerweile mit dem Arsenal FC in der Europa League.
Eingewechselt wurden neben dem bereits erwähnten Weidenfeller noch Castro, der mit dem VfB Stuttgart nun gegen den Abstieg spielt und Ömer Toprak, der auch keine so prominente Rolle mehr einnimmt wie noch vor einem Jahr.
Was diese Aufzählung soll? Einfach noch einmal verdeutlichen, was sich alles getan hat. Meine Fresse, was ist das für eine andere Mannschaft, mit einer ganz anderen Einstellung, einer ganz anderen Beziehung zu den Fans und natürlich einem ganz anderen Erfolg. Und dennoch lohnt sich der Blick zurück vielleicht auch noch einmal, um den Augenblick ein bisschen mehr zu genießen und ein wenig Demut zu haben. Nichtsdestotrotz muss man ein Jahr nach dem Ausscheiden aus der Champions League wirklich allen Verantwortlichen ein großes Kompliment machen. Es waren mehr als nur Stellschrauben, die identifiziert und an denen gedreht werden musste. Sie alle hat man ausgemacht, an ihnen gearbeitet und den BVB wieder zurück in die Erfolgsspur gebracht. Mittlerweile grüßt man von der Tabellenspitze und lacht gen Süden der Republik, überwintert im DFB-Pokal und hat wie bereits erwähnt sehr gute Chancen, nun auch im Jahr 2019 noch in der Königsklasse vertreten zu sein.
Ein bisschen Vorsicht wird gegen Brügge dennoch geboten sein, vor allem, wenn man sich noch an das glückliche 1:0 in Belgien erinnert: klar, das war auch noch ein BVB, der nicht so eingespielt war wie er aktuell erscheint, aber Warnung genug sollte die Erinnerung an einen der schwächsten Auftritte der aktuellen Saison (auch das sagt wohl einiges aus, wenn man diesen letztlich doch gewinnen konnte) dann aber schon sein. Und dennoch ist Brügge letztendlich eine Hürde, die man nehmen muss und – so viel Selbstsicherheit sei mir gestattet – auch nehmen wird. Zumindest, wenn das Westfalenstadion erneut hinter der Mannschaft stehen wird, ihr die Zeit und Unterstützung gibt, die sie benötigt und vielleicht noch ein bisschen Demut mit der Erinnerung an die letzte Spielzeit im Hinterkopf hat.
Vorraussichtliche Aufstellungen
Borussia Dortmund: Bürki - Piszczek, Akanji, Zagadou, Hakimi - Delaney, Witsel - C. Pulisic, Reus, Sancho - Paco Alcacer
Club Brügge: Horvath - Poulain, Mitrovic, Mechele - Nakamba, Vormer - Clinton, Vanaken, Rits - Rezaei, Wesley
Schiedsrichter: Mazeika (Litauen)
Ort: Westfalenstadion