Die Borussia-WG beim "Frauentausch"
Es ist früh am Morgen. Schmelle steht an der Bushaltestelle vor der WG, den Koffer gepackt, und studiert den Busfahrplan. Fast zehn Stunden später steigt er in einem Münchner Nobelviertel aus einem anderen Bus, nach einer langen und anstrengenden Fahrt, mehrmaligem Umsteigen und diversen Verspätungen. Dennoch ist er guter Laune und neugierig. In der Hand hält er den Schlüssel zur Tür der riesigen Villa, vor der er steht. Langsam geht er durch das Tor in den Garten und sieht sich um.
Den
ersten Zettel entdeckt er an der Eingangstür „Hier reingehen“. Schmelle
betritt die Villa. Gleich neben dem Eingang führt eine Tür in das erste
Zimmer. Sie ist riesengross und der Rahmen ist aus purem Gold, doch der
Zettel auf der Tür ist eindeutig: „Nicht betreten – Uli“. Etwas
eingeschüchtert geht Schmelle weiter, dabei hat er wohl einen Sensor
berührt, denn im Zimmer mit dem Goldrahmen klingt hinter der schweren
Eichentür eine digitale Stimme „Spieler verlässt unautorisiert Wohnung!
Spieler verlässt unautorisiert Wohnung!“. Er schüttelt sehr verwundert
den Kopf, sieht sich dann aber weiter um. Nach einer Weile und einigen
falschen Fährten entdeckt er dann auch die eine etwas bescheidenere Tür
mit dem Zettel „dein Terro… Terrir… Terrar…
Ach Scheisse! Deins!“ Vorsichtig öffnet Schmelle die Tür. Das Zimmer
ist bequem eingerichtet, aber nichts gegen das riesige Wohnzimmer mit
den drei Fernsehern und diversen Spielkonsolen, Soundsystemen und
eingebautem Whirlpool durch das er gerade gekommen ist. Er setzt sich
aufs Bett vor den Fernseher und schaut sich die DVD an. Zu sehen ist
Thomas Müller, mit dem er für die Sendung „Frauentausch“ für die
nächsten Tage den Platz in der WG getauscht hat. Wie erwartet bekommt
Schmelle nicht allzu viele Informationen vom wortkargen Bayern: „Hi
Schmelle, hier Thomas. Bei uns in München ist alles geil. Pass einfach
auf, dass du Uli nicht verärgerst, ansonsten kannst du hier machen, was
du willst. Grüße!“
Noch etwas verwirrt sitzt Schmelle auf dem Bett, da kommen auch schon die restlichen WG-Bewohner. Schmelle hofft, dass er von ihnen etwas mehr Informationen bekommt. Kovac ist der erste, der ihn willkommen heißt: „Hallo Schmelle, schön, dass du da bist. Lass uns gleich mal den Bock umstoßen. Weißt du, hier ist nicht alles so schwarz, wie es gemalt wird. Und es ist nicht alles Gold, was glänzt. Außer natürlich die Sachen von Uli. Um einander kennenzulernen, müssen wir die Chancen nutzen, die wir haben. Es gibt Phasen, da läuft es richtig gut und man weiß nicht warum. Und in manchen Phasen läuft es einfach nicht und man weiß auch nicht warum. Ich muss jetzt los.“ Und er verlässt den Raum. Schmelle ist jetzt richtig verstört, doch zum Glück sieht er ein bekanntes Gesicht. „Hey Mats, schön dich wieder zu sehen!“ Der Angesprochene strahlt zurück: „Schmelle, altes Haus, schön, dass du da bist!“ Schmelle möchte sich vorsichtig erkundigen, wie es hier denn so läuft und Mats gibt bereitwillig Auskunft: „Also, als Erstes musst du aufpassen, dass Uli dich mag. Ansonsten haben wir hier nicht allzu viele Regeln. Wenn du zum Interview gebeten wirst, dann musst du hingehen. Aber du musst nicht zwingend auch was sagen. Kleiner Trick von mir.“ Er zwinkert und dreht sich dann zu einer Frau um, die gerade dazu gestoßen ist. „Kennst du meine Frau schon?“ Schmelle schaut ihn etwas verwundert an: „Ihr habt eure Frauen auch in der WG?“ – „Natürlich, ihr etwa nicht?“ Schmelle erklärt, dass dazu keine Zeit ist. „Außerdem muss meine Frau ja auch arbeiten.“ Mats schaut ihn etwas verwirrt an, sagt aber weiter nichts. Seine Frau sieht währenddessen etwas gelangweilt oder verärgert aus, vielleicht auch beides. Mats ist dies aufgefallen, er fragt nach: „Was ist denn los, Schatz?“ – mürrisch kommt die Antwort „Du weißt doch, die Lisa stiehlt mir im Moment immer die Show. Sie hat 2569 Likes mehr bei Instagram als ich, die dumme Kuh.“ Mats verdreht die Augen, entschuldigt sich aber bei Schmelle und geht mit seiner Frau in sein Zimmer. Die meisten anderen sind auch in ihren Zimmern verschwunden, nur eine Frau steht noch bei ihm. „Hi, ich bin Lisa, die Frau von Thomas. Darf ich mal?“ Ehe Schmelle antworten kann oder überhaupt verstanden hat, worauf sich die Frage bezog, hatte sie auch schon ein Foto von ihm gemacht und kümmert sich dann um ihr Handy. Schmelle denkt sich, dass es wohl besser ist in der nächsten Zeit nicht auf Instagram zu schauen und schließt leise die Tür hinter sich.
Er versucht sich etwas zu beruhigen und denkt an seine Jungs. Bei allem Ärger, den sie ihm immer wieder machen, ist er doch froh, dass es zu Hause beschaulich und ruhig zugeht im Vergleich zu dem Irrenhaus hier. Er überlegt sich, vielleicht kurz mit Marco zu checken, ob alles in Ordnung ist, doch es bleibt keine Zeit.
Es klopft heftig an der Tür und ehe Schmelle sich überlegen kann, ob er überhaupt noch mehr Leute treffen will, geht die Tür auch schon auf. Vor ihm steht Kalle. „Hallo Schmelle, willkommen bei uns in München. Du musst wissen, dass hier bei uns die Würde des FC Bayern unantastbar ist. Das gilt für alle, auch für dich. Uli kommt gleich noch vorbei und erklärt dir alles im Detail. Du weißt, wann morgen Training ist? Versuch nicht zu spät zu kommen, ja? Wenn du keine Uhr hast einfach sagen, ich hab noch ein paar bei mir. Nicht die neusten Modelle, dafür zollfrei.“ Grinsend verlässt Kalle den Raum, doch für Schmelle bleibt keine Zeit sich auszuruhen, denn jetzt steht Uli vor ihm. „Schmelle, gut, dass du da bist. Ich nehme an der Thomas hat dir erklärt, worauf du hier achten musst? Also, wir respektieren hier alle Leute, außer die Presse und alle anderen die uns kritisieren. Im Fußball geht es um Anstand und Moral, daher beschützen wir hier alle Fußballspieler. Außer natürlich, du spielst einen Dreck. Oder einen Scheissdreck. Oder auch nur Mist. Und wenn du alleine dafür verantwortlich bist, dass wir aus der Championsleague ausscheiden, dann auch nicht. Ob du verantwortlich bist oder nicht, das entscheide ich. Ist das klar?“ Schmelle erinnert sich an die Worte von Thomas und Mats und nickt daher heftig. Es nützt, denn Uli verlässt sein Zimmer. Endlich ist er alleine und hat seine Ruhe.
Er ruft Marco an – obwohl das gegen die Regeln der Fernsehsendung verstößt. Es geht einfach nicht anders. „Marco, zum Glück bist du da! Wie geht es bei euch? Ich sag dir, das hier ist die Hölle! Ihr müsst mich hier wieder rausholen, ich halte das nicht aus!“ Marco lacht, doch er tröstet Schmelle: „Ach, Junge, ist doch nur für ein paar Tage. Stell dir vor, der Mario musste drei Jahre da wohnen. Aber ich hab was zur Aufmunterung. Der Thomas ist heute Mittag mit dem Privattaxi aus München gekommen. Hat der gar nicht geschnallt, dass das so teuer werden würde und hat erst mal Stress gemacht. Wir haben dann alle zusammengelegt, um den Taxifahrer zu bezahlen. Dann kommt er hier rein und das erste was er macht, ist sich beschweren, dass er kein Einzelzimmer hat. Und jetzt sitzt er schmollend in der Küche, weil es keine Weißwürste gibt. Er sagt, er isst nur Weißwürste zum Abendessen. Hahahahahaha. An dem werden wir hier echt alle Hände voll zu tun haben.“ Ein Lächeln kommt über Schmelles Gesicht. Er freut sich jetzt schon, Marco bald wieder zu sehen und dann will er nur noch eins: einen riesigen Abstand zu den Bayern!
Mögliche Aufstellungen
Die Borussia-WG: Bürki – Piszczek, Akanji, Zagadou, Hakimi – Witsel, Delaney – Sancho, Reus, Bruun Larsen – Alcácer
Die Bayern-WG: Neuer – Kimmich, Süle, Hummels, Alaba – Martinez – Müller, James – Gnabry, Lewandowski, Ribery
Schiedsrichter: Gräfe (Berlin)