Der kleine Mainz
Es ist mächtig was los im Sandkasten Bundesliga. Die wöchentlichen Duelle um Förmchen und Schaufeln reißen nicht ab. Jeder will sich einen guten Platz in der Mitte sichern und verhindern, zum Ende des Sandkastenjahres aus dem Kasten mit dem feinen Sand in den hässlichen Nachbarsandkasten geschubst zu werden. Auch wenn das eine trotzige Kind dort seine Burg immer noch „Sandhausen“ nennt, besteht der Inhalt doch mehr aus grobem Holstein-Kies als aus feinem Sand-Pauli. Zudem ist das Ding uneben wie ein frisch gepflügtes Bielefeld und dank fehlender Überdachung sitzen alle häufig im Regensburg.
Doch zurück in den Elite-Sandkasten. Hier ist die Ordnung ziemlich durcheinander geraten. Jahrelang thronte ein feistes Kind mit hochrotem Kopf und schlimmen Dialekt auf seiner Sandburg in der Mitte und klaute den anderen Kindern mühelos alle Förmchen. Doch in diesem Jahr wurde das dicke Kind vorerst von seiner Burg vertrieben. Und das, obwohl es letztens in einem Wutanfall sogar mit der gebundenen Ausgabe des Grundgesetzes (Gerüchten zufolge hat sein rotgesichtiger Onkel ihm die zum Spielplatz mitgebracht) nach den anderen Kindern schmiss. Den Platz in der Mitte hat sich nun ein wahres Wunschkind gesichert. Vor zwei Wochen trafen sich die beiden zum direkten Förmchenduell. Nach der Niederlage ist das dicke Kind noch weiter vom Platz an der Sonne entfernt. Zwischen den beiden sitzen ein vorlautes, pferdegesichtiges Kind mit holländischem Akzent, ein Kind der Kategorie „Betriebsunfall“, dass von seinem österreichischen Opa in den Sandkasten geschmissen wurde und selbst nicht so recht weiß, was es da soll und ein genauso lautes, wie doofes Kind, das glaubt, das Schnee schwarz-weiß ist.
Jedoch befindet sich noch ein Kind im Sandkasten, das gerne übersehen wird. Es ist etwas kleiner als die meisten anderen Kinder und auch etwas leiser. Und doch ist es mittlerweile seit 09 Jahren im obersten Sandkasten dabei und klaut sich mit List und Tücke die benötigten Förmchen zusammen. Dabei zeigt das Kind wenig Achtung vor großen Namen. Im letzten Jahr stieß es kalt lächelnd das älteste Kind aus dem Sandkasten. Gut, dieses Kind saß schon seit 55 Jahren in diesem Sandkasten und hatte die Förmchen zuletzt häufig freiwillig abgegeben, aber es war ungewohnt, dass Kind mit seinem großen Stoffdino im Arm von dannen ziehen zu sehen.
Der kleine Mainz wird das Kind übrigens genannt. Gerüchte zufolge heißt es so, seit es einen gewonnenen Förmchenstreit mit einem glücklichen „Meins“ kommentierte. Der Rest war Schreiben nach Gehör.
Auch in dieser Saison hält sich der kleine Mainz wieder weit weg von der gefährlichen Kante. Dabei zeichnet er sich besonders durch eine starke Verteidigung der eigenen Spielsachen aus. Nur 12mal musste er ein Förmchen abgeben, konnte allerdings auch nur 10 gegnerische Förmchen erobern. Das Wunschkind hingegen konnte diese Saison schon 33 fremde Förmchen ergattern. Die Favoritenrolle ist also klar verteilt. Trotzdem ist Vorsicht geboten. Ist die Sandburg des kleinen Mainz erstmal zur Betonburg ausgebaut, wird es schwierig an die begehrten Förmchen zu kommen. Also Attacke und anschließend sich weiter am Platz in der Mitte erfreuen…und daran, dass das hässliche Kind aus der Nachbarschaft dieses Jahr mal ganz kleine Sandkuchen backen muss.
Die Förmchen-Rambos aus Mainz: Zentner - Brosinski, Bell, Niakhaté, Aaron - Kunde - Gbamin, Latza - Boetius - Mateta, Quaison
Die Wunschkinder aus Dortmund: Bürki – Piszczek, Zagadou, Akanji, Hakimi, – Delaney, Witsel, - Sancho, Reus, Bruun Larsen – Paco Alcacer
Die Spielplatzpolizei, aka der Meckerrentner auf dem Balkon: Deniz „Nach Einbruch der Dunkelheit ist Ballspielen verboten“ Aytekin
Die Frau vom Meckerrentner am Fernseher: Günter „Mensch, jetzt lass die Jungens doch noch spielen und pfeif die nicht immer zusammen“ Perl