„Ich werde das nie vergessen.“
Patrick Mainka wird den BVB nach zweieinhalb Jahren Richtung Heidenheim verlassen. Wir sagen "auf Wiedersehen!".
Eins der, wenn nicht das größte Problem von Borussia Dortmund war in dieser Saison die Beständigkeit. Verlassen konnte man sich eigentlich auf rein gar nichts. Mal quälte man sich gegen dröges Tabellenmittelfeld zum Unentschieden, mal reichte es nicht einmal beim Abstiegskandidaten für einen Punkt und mal nagelte man eben auch den direkten Konkurrenten förmlich an die Wand.
Eine Etage tiefer bot sich – zumindest was die Konstanz betraf – oft ein ganz ähnliches Bild. Ob Tabellenkeller oder Aufstiegsaspirant – sicher sein konnte man sich nie. Und auch wenn die Zweite durchaus ein paar valide Gründe für einige Ausrutscher vorweisen kann, so lässt sich unterm Strich doch bescheinigen: Es fehlte an Beständigkeit.
Doch Borussia Dortmund als Gesamtes kann aufatmen, für die Zukunft besteht immerhin in dieser Hinsicht etwas Hoffnung: Der Mann, der scheinbar jede Beständigkeit förmlich in sich aufgesogen hat und offensichtlich nicht bereit war, für den Rest etwas übrig zu lassen, wird Dortmund in diesem Sommer verlassen.
Die Rede ist natürlich von Patrick Mainka. Und die Zahlen belegen meine These: Seitdem der gebürtige Gütersloher von Bremen II zu unseren Amas kam, seit dem 06.02.2016, dem 22. Spieltag der Regionalligasaison 2016/17 verpasste der Innenverteidiger nicht eine einzige Minute. 86 mal lief Mainka für die Amateure auf, 7.740 Minuten absolvierte er am Stück. Für einen Feldspieler eine unfassbar starke Quote. Dabei musste kurz vor Schluss tatsächlich noch einmal gezittert werden, ob die 100 % wirklich erreicht werden. Ausfälle bei den Profis sorgten dafür, dass sich Mainka plötzlich im Flieger Richtung Sinsheim befand, ein Bundesligaeinsatz stand im Raum. Schlussendlich reichte es nicht für den Kaderplatz und Mainka durfte Sonntag um 14:00 Uhr ein letztes Mal seine Mannschaft auf den heiligen Acker der Roten Erde führen. Selbstverständlich über die kompletten 90 Minuten.
Ebenfalls beständig war dabei auch seine Leistung. Zunächst als Teil der legendären 3,88 Meter – Innenverteidigung mit dem damaligen Kapitän Christoph Zimmermann. Als Jan Siewert dann 2017 die U23 übernahm und ein komplett neues Team aufbauen musste, war Mainka als einziger Stammspieler und neuer Kapitän der Stützpfeiler, um den Siewert seine Mannschaft formte. Und Mainka lieferte. Solide bis sehr gut, ein Totalausfall war nicht zu verzeichnen.
Verletzungspausen gab es keine. Überhaupt besitzt der 23-Jährige eine Krankenakte, von der beispielsweise ein Marco Reus nur träumen kann. Bis in die Saison 14/15 muss man zurückgehen, um einen Eintrag zu finden. Damals fiel Mainka aufgrund einer Fußverletzung für rund drei Monate aus, verpasste in Bremen fünf Spiele. So etwas Profanes wie Muskelfaserrisse oder schlicht und ergreifend Überlastung scheint Mainka nicht zu kennen. Und wir sprechen von einem Mann, der regelmäßig in der Roten Erde auflaufen darf. Ein Stadion, dessen Untergrund selbst für einen Kartoffelacker noch eine Beleidigung wäre. Was auch immer Mama Mainka an Hausmitteln in ihrer Apotheke hat – es scheinen die Richtigen zu sein
Gelbsperren, gar rote Karten? Also bitte. In seinen zweieinhalb Jahren bei Borussia Dortmund kam Mainka mit ganzen zwei gelben Karten aus. Und das als Innenverteidiger! Fazit: Gut, fair, Führungsspieler. Reicht doch eigentlich, oder? Nicht jedoch für Mainka. Denn ebenfalls konstant war seine Trefferquote. Verteidiger zu sein bedeutet ja im Umkehrschluss nicht, in der Liste der Torschützen nicht ganz oben stehen zu können. (Was zugegeben ebenso gegen unsere Offensive wie für Mainka spricht…) Insgesamt sechs (laut Kicker sogar sieben) Treffer konnte der 23-jährige vergangene Saison für sich verbuchen. Bestwert – gemeinsam mit Herbert Bockhorn.
Auf eine weitere Sache konnte man sich fast immer verlassen: Patrick Mainka ging als letzter vom Platz. Besonders wenn es keine Parallelansetzung gab, stand der Kapitän oft lange bei den Fans, trat wenn nötig auch dem ein oder anderen Kollegen in den Hintern, um sich angemessen für die Unterstützung zu bedanken. Denn der Kapitän hatte sein Herz am rechten Fleck. Mit ihm verlässt uns ein Spieler, der nicht nur auf dem Platz überzeugte, sondern auch das gesamte drumherum zu schätzen wusste. Und auch wenn der Abgang aufgrund seines Alters nur logisch ist und Mainka auch das Potential für eine höhere Liga mitbringt – eine gewisse Wehmütigkeit bleibt doch – auf beiden Seiten. Nach seinem letzten Spiel für die Amateure sprach Mainka in der Mixed Zone über die gewisse Traurigkeit ob seines Abschieds und seine Wertschätzung für diesen Verein.
Patrick Mainka ist ohne Zweifel der bitterste Abschied dieser Saison. Trotzdem – oder gerade deswegen – wünschen wir ihm für seine Zukunft alles Gute und drücken die Daumen, dass er auch in Heidenheim seine Wertigkeit unter Beweis stellen kann. Und hoffen außerdem, dass nun endlich die Konstanz zurückkehrt. Damit sein Abgang wenigstens ein Gutes hat.
Patrick Mainka nach dem Spiel gegen Bonn gegenüber schwatzgelb.de in der Mixed Zone:
Über seiner Zeit in Dortmund:
„Ich bin hier zweieinhalb Jahre gewesen, die wirklich Wahnsinn waren. Es waren fantastische Jahre. Für mich war es eine Ehre, mit den Jungs, auch mit allem Drum und Dran, den ganzen Leuten, die dahinterstehen. Ich habe gemerkt, mit was für einer Leidenschaft hier gearbeitet wird und ich habe alles reingesteckt was mir möglich war. Der Abschied tut weh, weil mir der Verein wirklich ans Herz gewachsen ist. Ich auf der Süd, hab das alles miterlebt. Dieser ganze Verein, diese Strahlkraft ist einfach wahnsinn. Das werde ich auf jeden Fall vermissen und ja… es ist schon irgendwie traurig. Muss ich wirklich sagen.“
Über seine damalige Entscheidung für die Amas:
„Ich kann einfach nichts Negatives sagen. Außer, dass wir es nie geschafft haben, Erster zu werden. Alles was ich mir gewünscht habe, ist eingetroffen. Ich wurde super aufgenommen, die Leute sind so herzlich. Eine bessere Entscheidung hätte ich nicht treffen können.“
Darüber, jede Minute auf dem Platz gestanden zu haben:
„Da bin ich schon stolz drauf. Ich glaube nicht, dass das so viele Leute geschafft haben. Zweieinhalb Jahre hier und in dieser Zeit gab es nicht mehr an Spielzeit – alles was ich mir erhofft habe ist eingetreten. Es war mir jede Minute eine Ehre dieses Trikot zu tragen und die Leute auf den Platz zu führen. Ich werde das nie vergessen.“