Herzlich Willkommen, Marwin Hitz!
Ohne großes Echo ging in der vergangenen Woche ein erster Transfer für die kommende Saison über die Bühne. Marwin Hitz verlässt nach fünf Jahren ablösefrei den FC Augsburg und nimmt beim Ballspielverein den Platz von Roman Weidenfeller ein.
Das fehlende Echo lag nicht alleine daran, dass quasi zeitgleich Lucien Favre als neuer Trainer bestätigt wurde, sondern auch daran, dass der Transfer schon seit drei Wochen mehr oder weniger bekannt war, lediglich die offizielle Bestätigung fehlte noch.
Hitz ist seit 2008 in der Bundesliga. Vom VfL Wolfsburg einst als dritter Torwart verpflichtet, war er ab 2010 erster Vertreter der unumstrittenen Nummer 1 Diego Benaglio. Bis 2013 bestritt er 13 Spiele für die Wolfsburger ehe er zum FC Augsburg wechselte. In den folgenden Spielzeiten bestritt er 141 Erstligaspiele für den FCA.
So richtig im Rampenlicht stand Hitz in der Bundesliga allerdings nie. Nur zweimal kochten die Emotionen um ihn hoch: Im Februar 2015 rückte er in der Nachspielzeit mit nach vorne und erzielte den Ausgleich gegen Bayer Leverkusen. Im Dezember 2015 verwechselte er in Köln kurzzeitig den Beruf und bereitete nach einer Elfmeterentscheidung gegen den FCA den Elfmeterpunkt in bester landwirtschaftlicher Tradition für die Kartoffelernte vor. Die Aktion hatte den gewünschten Erfolg, Anthony Modeste legte beim Elfmeter eine Rutschpartie ein, Hitz konnte den Elfmeter parieren, war jedoch gegen die Medienberichte in den nächsten Tagen machtlos und entschuldigte sich schließlich öffentlich. Damit war dann aber auch dieses Thema abgefrühstückt und Hitz ging im beschaulichen Augsburg weiter seiner Torwarttätigkeit nach.
Hitz besticht vor allem durch starke Reflexe auf der Linie. Zudem gilt der Schweizer als sehr ruhiger und gelassener Vertreter seiner Zunft. Eine Eigenschaft, die bei den wilden Slapstick-Einlagen der Defensive in dieser Saison durchaus förderlich sein kann. Mit 1,93 m Körpergröße sollte auch bei der Strafraumbeherrschung nicht viel anbrennen. Die Schwächen liegen hingegen im fußballerischen Bereich. Da Torhüter mit Ball am Fuß aber seit Jahren in Dortmund für erhöhten Puls sorgen, muss sich hier zumindest kein Fan umstellen.
An der Rangfolge im Tor wird sich, zumindest zunächst, nichts ändern. Bürki wird als Nummer 1 in die Vorbereitung gehen, Hitz wird die Rolle des Herausforderers annehmen. Ein völlig offener Zweikampf ist nicht zu erwarten, die Hoffnungen der Verantwortlichen scheinen darauf zu liegen, dass sich Bürkis Leistungen zusammen mit der Mannschaft wieder stabilisieren. Eine Hoffnung, die übrigens nicht völlig von der Hand zu weisen ist. Auch Weidenfeller ließ sich besonders in der Chaoshinrunde 2007/08 immer wieder von der Nervosität seiner Vorderleute anstecken und war mehr mit Motzen als mit Halten beschäftigt. Erst mit der Stabilisierung der Defensive unter Klopp wurde Weidenfeller wieder zum sicheren Rückhalt.
Dass Hitz jedoch nicht nach Dortmund wechselt, um die Karriere in Ruhe auf der Bank ausklingen zu lassen, zeigt sein Verzicht auf die Teilnahme an der WM. Hitz war als dritter Torwart hinter Yann Sommer und Bürki vorgesehen. Eine explizite Begründung nannte er zwar nicht, doch die Teilnahme an der kompletten Vorbereitung dürfte durchaus eine Rolle gespielt haben.
Aus Vereinssicht ist der Transfer durchaus sinnvoll, auch wenn einige Anhänger die „große Lösung“ mit einem neuen Stammtorwart favorisierten. Alle genannten Namen (Horn, Leno, Hradecky, Trapp…) wären dabei allerdings zum einen teuer geworden und zum andern auch kein klares
Upgrade gegenüber Bürki gewesen. Zudem birgt ein offener Zweikampf auf der Torwartposition ein enormes Unruhepotenzial über die gesamte Spielzeit. Mit Hitz kommt nun ein erfahrener, zudem ablösefreier, Bundesligatorwart, der nicht für Störfeuer bekannt ist. Auch bei einem eventuellen längerfristigen Ausfall Bürkis muss einem mit Hitz nicht angst und bange werden.
In diesem Sinne: Herzlich Willkommen beim BVB, Marwin!
PS: Klarer Favorit für die Einlaufmusik ist Hitz The Lights von Metallica.