Empfang der Derbysieger
Derbysieger werden standesgemäß empfangen. Unsere Fieldreporterin Michi erzählt.
Was ein Tag. Nach einer kurzen aber intensiven Siegesfeier, bei der die blaue Fahne der Nachbarn dran glauben musste, falle ich schnaufend auf die Couch. Erst einmal durchatmen. Ich scrolle durch meine Facebook-timeline und entdecke plötzlich Beiträge mehrerer Fanclubs, die alle dazu aufrufen, die DERBYSIEGER am Trainingsgelände in Empfang zu nehmen. Ich rechne kurz durch - es ist 18:45, wann wird die Mannschaft wohl da sein? Oder ist sie es vielleicht schon? Ich blicke kurz an mir herunter – Jogginghose, Shirt, passt. Abflug. Zum Nachdenken bleibt keine Zeit und das werde ich kurze Zeit später nasskalt zu spüren bekommen.
Wir sprinten zum Auto, wenden und rasen die regennasse Fahrbahn entlang - im Hinterkopf die Frage, ob der ganze Aufstand nicht bereits umsonst ist. Zehn Minuten später endet unser Ausflug vor einer Ordner- und Polizeiabsperrung. Keine Mannschaft in Sicht, ein Haufen Northface-Kapuzenmänner füllt den Weg in Richtung Trainingsgelände. Wir stoßen hinzu, quatschen ein wenig. Eine kurze Aufruhr, als ein großes Gefährt anrollt – ach, die Müllabfuhr.
Doch dann plötzlich nähert sich ein schwarzes Ungetüm, es wird laut. Feuerwerkskörper schießen in die Luft, Pyrotechnik wird gezündet. Für einen kurzen Augenblick weiß ich nicht, wo vorne und hinten ist, sehe gelb, sehe rot, schreie es laut heraus:“DERBYSIEGER DERBYSIEGER HEY HEY!“ Ich recke die Arme in die Luft, schließe die Augen. Ein geiles Gefühl. Weiter hinten wird die Mannschaft bereits aus dem Bus gelockt. Aufgrund meiner nicht vorhandenen Größe sehe ich nichts, höre etwas von „Ich glaube, Witsels Haare brennen gleich“ und sehe einen verschmitzten Pumuckl-Kopf in der Menge untertauchen. Der Rest der Meute bildet eilig eine Gasse und ermuntert die Mannschaft, es Axel Witsel gleich zu tun. Und so folgen ihm einige, die sich durch das Gemenge schieben. (Ich hoffe, alle Spieler haben Umarmungen und Schulterklopfer heil überstanden und Roman Bürki seine Jacke wieder an.) Was ein Abschluss eines herausragenden Tages! Auch wenn leider nicht alle Businsassen den Weg nach draußen gefunden haben. Ich hoffe, ihr hattet einen triftigen Grund.
Und so singen wir noch eine Weile vor den Toren weiter. Immer wieder schiebe ich meine triefenden Haare aus dem Gesicht, erwartungsvoll damit rechnend, dass die Jungs noch einmal hinauskommen. Vielleicht als kleines Dankeschön. Als klitzekleine Form der Anerkennung. Und dann höre ich das Röhren der Protzkarren, die sich durch die Hinterausfahrt aus dem Staub machen. Schade.
Dennoch ein gelungener Motivationsschub auf dem Weg in Richtung Meisterschaft. Denn: Derbysieg ist wie die Meisterschaft! Weitermachen, immer nach vorn, das Ziel im Blick!