Borussia Dortmund führt die No-Show-Rate ein
Borussia Dortmund führt bei Dauerkarten die No-Show-Rate ein und verlangt die Nutzung in mindestens zehn der siebzehn Heimspiele.
In diesen Tagen ist es für rund 55.000 Fans wieder so weit. Der BVB bucht einen nicht unerheblichen Betrag vom Konto ab und in wenigen Wochen erhält man per Einschreiben seine Dauerkarte für die Saison 2018/2019. Borussia gewährt dem Inhaber damit Zugang zu den 17 Bundesligaheimspielen und, zumindest in den allermeisten Fällen, zu den Champions-League- und DFB-Pokalspielen in unserem Westfalenstadion. Ab diesem Jahr gibt es allerdings eine kleine Änderung: Der BVB gibt nämlich nicht nur etwas, nämlich das Zutrittsrecht, er verlangt auch. Nämlich die Nutzung in mindestens zehn der siebzehn Heimspiele.
Wichtig hierbei ist, dass nicht der Dauerkarteninhaber persönlich bei dieser Mindestzahl anwesend sein muss, die Karte kann wie gehabt im Familien- oder Freundeskreis weitergereicht werden, oder auf dem offiziellen Ticketzweitmarkt zum freien Verkauf angeboten werden. Dabei reicht das Einstellen auf der Zweitmarktplattform, die Karte muss nicht auch tatsächlich verkauft werden. Diese Ausnahme gilt nicht für Tickets in den Blöcken 12 und 13, sowie dem VIP-Bereich, da diese Karten nicht für den Zweitmarkt freigegeben sind. Ist das bei mehr als sieben Heimspielen nicht der Fall, wird die Dauerkarte in der Folgesaison nicht verlängert. Das ist möglich, weil der „Kaufvertrag“ zwischen dem BVB und dem Fan nur die definierten Spiele für eine Spielzeit umfasst und zu jeder neuen Saison neu abgeschlossen wird. Für beide Seiten gilt dabei die Vertragsfreiheit. Der Fan muss keine neue Dauerkarte beantragen, der BVB diese Karte aber auch nicht immer wieder der gleichen Person verkaufen. Auf dieser rechtlichen Basis wurde diese sogenannte „No-Show-Rate“ in Abstimmung mit der Fanabteilung und dem Fanrat eingeführt.
Borussia Dortmund ist dabei nicht der erste Verein, der so verfährt. Der FC Bayern München beispielsweise entzieht schon seit 2014 Fans die Dauerkarte, wenn sie nur selten genutzt wird. Auch in Wolfsburg und Hamburg gibt es mittlerweile ähnliche Regelungen und es ist zu vermuten, dass weitere Vereine nachziehen werden, weil sich die Bedeutung einer Dauerkarte für einen nicht unerheblichen Anteil der Stadiongänger im Laufe der Zeit offenbar geändert hat. Es ist nicht mehr in jedem Fall Versprechen an seinen Herzensverein, ihn permanent und möglichst bei jedem Heimspiel zu unterstützen und zum Sieg zu schreien, sondern eine Art teure Ticketreservierung für Derbys, Topspiele und große Europapokalauftritte. Das ist sogar nachvollziehbar, wenn man sich die wahnwitzigen Beträge anschaut, die bei besonderen Partien für Einzelkarten auf Plattformen wie Ebay oder den einschlägigen Ticketportalen aufgerufen werden. Es rechnet sich teilweise schon bei drei oder vier Spielen pro Saison, wenn man sich gleich eine Dauerkarte gönnt, statt sich auf diesem Wege jeweils Einzeltickets zu besorgen.
So nachvollziehbar das aber auch sein mag, es ist nicht Sinn und Zweck einer Dauerkarte. Eine Dauerkarte soll, wie der Name schon sagt, auch dauerhaft genutzt werden und ist an die Fans gerichtet, die (fast) immer dabei sind. Und in Dortmund ist die Zahl derer, die das gerne wollen, bedeutend größer als die der tatsächlich verfügbaren Dauerkarten. Das bezeugt die legendäre „Warteliste“, die der BVB jetzt nach vielen Jahren bereinigt und öffentlich gemacht hat. Dort stehen tausende Bewerber, die bei der aktuellen Rate von Fans, die ihre DK nicht verlängern, auch noch viele Jahre auf ihre Chance werden warten müssen. Diesen Leuten gegenüber gebietet es schon allein die Fairness, Jahreskarten auch nur denjenigen zu geben, die sie auch wirklich dauerhaft nutzen wollen.
Mit der aktuellen Lösung wurde ein guter Mittelweg gefunden, diejenigen heraus zu filtern, die ihre Karte nicht im ursprünglichen Sinne verwenden und gleichzeitig notwendige Freiräume in der Nutzung zu lassen. Es ja auch völlig verständlich, wenn die Karte nicht permanent bei jedem Spiel genutzt werden kann. Beruflich erstreckt sich für immer mehr Menschen die Arbeitszeit auch auf das Wochenende und vor Krankheit ist eh niemand gefeit. Auch die zunehmende Ausweitung der Bundesligaspiele auf Tage „unter der Woche“ ist zu berücksichtigen. Der BVB hat ein deutschlandweites Einzugsgebiet und gerade für die Fans von weiter weg ist es nicht möglich, permanent Urlaub zu nehmen, um auch Heimspiele am Montag oder Mittwoch im Stadion zu verfolgen.
Trotzdem besteht die Notwendigkeit, diese einmal getroffenen Regelungen permanent zu überprüfen und den Betroffenen in Einzelfällen auch die Möglichkeit zur Anhörung zu geben. Längere Ausfälle aus gesundheitlichen oder beruflichen Gründen sind manchmal unvermeid- und oft nicht frühzeitig planbar. Die Weitergabemöglichkeiten hängen aber auch stark vom sportlichen Verlauf einer Saison ab. Schon in der vorangegangenen Spielzeit hat man gemerkt, dass es immer schwieriger wurde, Familie, Freunde oder Bekannte zur Übernahme einer nicht genutzten Karte zu motivieren, weil der gezeigte Fußball die Menschen nicht gerade in Scharen ins Stadion gelockt hat. Auch die Möglichkeit, diese Karten über den Zweitmarkt anzubieten, ist vom generellen Interesse abhängig. Er öffnet nämlich nur, wenn ein Großteil der verfügbaren Tageskarten bereits vom BVB veräußert wurde. Mit sinkender sportlicher Attraktivität sinkt somit also auch die Chance, den per Dauerkarte reservierten Platz durch eine andere Person nutzen zu lassen. Diese Abhängigkeit darf man nicht komplett unberücksichtigt lassen.
Ansonsten eine gute und notwendige Änderung im Bereich Ticketing im Interesse der Fans.