Barca-Deals immer willkommen
Nach dem die Medien gerade über die feste Verpflichtung von Paco Alcacer sprechen, haben wir uns mal die Zeit genommen, die Transfer-Geschichte zwischen der Borussia und dem FC Barcelona unter der Lupe zu nehmen. Was dabei raus kam: finanziell sind diese Deals immer gut für den BVB.
Der erste Deal war bereits 1981, als der BVB einen Trainer für eine Ablöse von 400.000 DM ziehen ließ. Ablöse für einen Trainer? Dies ist heute noch unüblich, damals war es das erst recht.Finanziell war dieser Wechsel also ein Erfolg. Emotional und sportlich eher nicht so. Was war passiert? Unter Trainer Udo Lattek zeigte sich der BVB sportlich wieder erstarkt. Doch sein 15-jähriger Sohn erkrankte schwer, so dass er das Training an seinen Co-Trainer Rolf Bock abgab, um an seinem Krankenbett zu sein. Bereits kurz nach dem Tod seines Sohnes saß er am 21.03.1981 bei der 1:3-Niederlage gegen den VfB Stuttgart wieder auf der Trainerbank. BVB-Präsident Rauball meinte dazu, dass dies für das Pflichtbewusstsein von Herrn Lattek spricht. Fünf Tage später übernahm Lattek auch wieder das Traineramt. Doch der Verlust seines Sohnes war für Lattek eine Zäsur im Leben und verstärkte seinen Wunsch, Deutschland zu verlassen. So wurde eben der Deal mit Barcelona eingetütet und der BVB entließ Lattek vorzeitig aus seinem Vertrag. Finanziell lohnenswert für den BVB, sportlich ein Erfolg für Lattek und Barcelona. Ein Jahr später gewannen die Spanier den Europapokal der Pokalsieger. Für den BVB hingegen ging es danach sportlich bergab, was fünf Jahre später im berühmt-berüchtigten Relegationsduell mit Fortuna Köln endete. Allerdings wäre der 65-jährige Lattek im Seuchenjahr 2000 ohne den Deal 1981 wohl nicht zurückgekommen, da er seine „Schuld“ von damals begleichen wollte.
Der zweite Deal mit dem spanischen Giganten fand erst 2016 statt. Dabei profitierte der BVB von den in Spanien obligatorischen Ablösesummen im Vertrag. Da Luis Enrique, seines Zeichens Barca-Trainer, Marc Bartra nur noch sporadisch einsetzte, fasste der spanische Verteidiger im November 2015 den Entschluss, seinen Ausbildungsverein zu entlassen. Da er aber eben wenig Spiele absolviert hatte, sank seine Ablösesumme auf „nur“ acht Mio. Euro. So unterschrieb er einen Vertrag ohne Rückkehrklausel bei Borussia Dortmund bis ins Jahr 2020. Der damals 25-jährige sollte auf Dauer eine feste Größe in der Dortmunder Innenverteidigung werden. Doch auch hier gab es emotional einen Knackpunkt. Am 11. April 2017 fand vor dem Teamhotel des BVB ein Bombenanschlag auf den Mannschaftsbus statt. Die Mannschaft war unterwegs zum Viertelfinalhinspiel in der Champions League gegen AS Monaco. Dabei wurde Marc Bartra als einziger Spieler schwerer verletzt. Er erlitt eine Fremdkörpereinsprengung am Arm sowie einen Speichenbruch durch herumfliegende Teile. Er wurde noch am gleichen Abend operiert und fiel für rund vier Wochen aus. Am letzten Spieltag kehrte Marc Bartra aufgrund einer Verletzung von Kapitän Marcel Schmelzer in den Kader zurück. In einer emotionalen Berg- und Talfahrt gewannen die Borussen an diesem 20. Mai mit 4-3 gegen Werder Bremen und sicherten sich damit Platz drei in der Bundesliga. Bartra löste seine Aufgaben ordentlich, aber für den Spanier hatte das Ganze noch eine andere Bedeutung: "Nach allem, was passiert ist, war es ein sehr emotionales Spiel für mich." Nach dem Spiel wurde Bartra sowohl von den BVB-Fans als auch von der gesamten Mannschaft vor der Südtribüne gefeiert. Er ließ seine Emotion aus sich heraus und zeigte das mittlerweile berühmte Bild, wo er seinen Gipsarm trotzig in die Höhe reckt. In der neuen Saison lief es nicht mehr so gut bei dem Spanier, was zum einen an der großen Verunsicherung in der gesamten Mannschaft lag, aber auch an den Spätfolgen des Bombenattentats. So wechselte Bartra im Winter 2018 wieder zurück nach Spanien. Obwohl sein Marktwert zu diesem Zeitpunkt höher lag, einigten sich die Dortmunder mit Betis Sevilla auf eine Ablösesumme von rund 11,5 Mio. Euro. In Spanien gehört er bei Betis aktuell zu den Stammspielern.
Den bislang besten Deal mit Barca war natürlich der Verkauf von Dembélé, aber auch dieser verlief alles andere als ruhig ab. Den Franzosen holten die Borussen am 01.07.2016 für rund 15 Millionen Euro (plus weitere Optionen) von Stade Rennes. Ousmane Dembélé zeigte in einer Saison, wo es Auf und Ab ging, hervorragende Leistungen. In 49 Partien spielte er 3.387 Minuten für die Dortmunder und brachte es auf 10 Tore bzw. 21 Torvorlagen. Die Krönung waren seine Tore im DFB-Pokal-Halbfinale in München sowie im Finale in Berlin gegen Eintracht Frankfurt. Aufgrund des Abgangs von Neymar bei Barcelona hatten die Spanier zwei Probleme: Zum einen brauchten sie Ersatz für den Brasilianer und zum anderen hatten sie verdammt viel Geld. Einer der Spieler, die sie holen wollten, war Dembélé, der bereits vor seinem Wechsel zum BVB auf dem Zettel der Katalanen stand. Was folgte, war ein wochenlanger Transferstreit zwischen Dortmund, Barcelona und Dembélé. Der Spieler bestreikte während dieser Zeit das Training, um seinen Wechsel zu erzwingen. Am Ende stand eine Ablösesumme in Höhe von 105 Millionen Euro, zu diesem Zeitpunkt die zweithöchste Ablöse aller Zeiten. Zusätzlich wurden einige Bonuszahlungen vereinbart. Allerdings ging ein Teil der Einnahmen direkt an Stade Rennes, da dies bei dem Wechsel so vereinbart war. Laut übereinstimmenden Medienberichten erhält der BVB zu den fixen Ablösesumme weitere 5 Millionen Euro, wenn Dembélé den 25., 50., 75. und 100. Pflichtspieleinsatz für die Spanier macht. Maximal zweimal werden zudem weitere 5 Millionen Euro für das Erreichen der Champions League fällig. Auch bei einem Gewinn der Champions League von Barcelona bis 2019 sind weitere 5 Millionen Euro fällig. Finanziell war das für Dortmund und auch für Dembélé ein Erfolg. Sportlich lief es für den Franzosen in der ersten Saison aufgrund vieler Verletzungen nicht optimal. Aktuell sieht es nun aber besser aus, die ersten Sonderzahlungen haben die Dortmunder bereits erhalten.
Nun kommen wir zum aktuellen Deal zwischen dem BVB und FC Barcelona. Im Transfersommer 2018 hatte der BVB mehrere Baustellen zu klären. Eine der größten davon tat sich im Sturmzentrum auf. Dortmunds einziger Stürmer war Alexander Isak, allerdings war schnell abzusehen, dass auch Lucien Favre nicht restlos von dessen Leistungen überzeugt schien.Nach einem fröhlichen Namensroulette der üblichen Medien, präsentierte Sportdirektor Michael Zorc Paco Alcacer, in den letzten Jahren hauptberuflich Bankdrücker beim FC Barcelona. Beide Parteien einigten sich kurz vorm Ende des Transferfensters auf einen Leihvertrag mit anschließender Kaufoption. Die Leihgebühr betrug rund 2 Millionen Euro, das geschätzte Gehalt rund 4 Millionen Euro. Sollte nach Ablauf des Leihzeitraumes der BVB die Kaufoption ziehen, würden weitere 23 Millionen Euro, in die die Leihgebühr mit einfließen soll, fällig. Der Vertrag mit dem Spieler würde dann über vier Jahre laufen. Weitere Bonuszahlungen bis zu 5 Millionen Euro könnten danach erfolgsabhängig fällig sein. Die Katalanen haben sich darüber hinaus ein Vorkaufsrecht einbauen lassen. Das heißt, wenn ein Verein eine bestimmte Summe bietet, kann Barcelona dieses Gebot ebenfalls abgeben. Sollte Alcacer weiter verkauft werden, würden die Spanier 5% des Verkaufserlöses erhalten. Obwohl die Saison noch sehr jung ist, zeichnet sich ab, dass dies wieder ein hervorragender Deal der Dortmunder Führung ist. Bislang hat Alcacer nur 81 Minuten in der Bundesliga gespielt, aber schon sechs Tore erzielt. Auch folgte nun seine Berufung in die spanische Nationalmannschaft, wo er im Spiel gegen Wales auch gleich zwei Treffer erzielte (übrigens auch der ehemalige BVB-Spieler Bartra traf in diesem Spiel). In den letzten Tagen gab es nun das Gerücht, der BVB würde vorzeitig die Kaufoption ziehen. Hier stellt sich aber der Sinn und Zweck dieser Tat. Warum sollte man jetzt die Option ziehen? Eigentlich kann es sich dabei höchstens um finanzielle Gründe handeln. Zieht man die Kaufoption jetzt, würde der Wechsel in das Geschäftsjahr 2018/19 fallen. Nach Ablauf des Leihvertrages würde der Kauf zum 01.07.2019 stattfinden. Er würde also in das Geschäftsjahr 2019/20 fallen. Da der Vertrag mit Alcacer bereits im Sommer ausgehandelt wurde, kann es also wohl nicht an den Anschlussvertrag liegen. Vielleicht erfährt man dazu mehr in den nächsten Wochen oder gar auf die Mitglieder- bzw. Aktionärsversammlung Ende November.
Was bleibt ist, dass für den BVB Verträge mit FC Barcelona sich lohnen, aber auch langwierig und häufig auch emotional sind. Es bleibt zu hoffen, dass sich diese Tradition sich in den nächsten Jahren weiter so entwickelt.