Aki und Susi auf Trainersuche
Es ist dunkel auf der Strobelallee. Weit und breit ist kein Mensch zu
sehen, doch es spielen sich verdächtige Szenen ab im schummerigen Licht
der beleuchteten Pylonen. Schon zum wiederholten Male fährt ein Auto
über den Stadionvorplatz und verschwindet einfach im Nichts.
Unter der Fanwelt, in der geheimen Kommandozentrale, tigert derweil Aki nervös umher. Susi unternimmt mehrere Anläufe, ihn zum Sitzen zu überreden, überlegt es sich aber jedes Mal anders, bevor er was sagt. So nervös war Aki noch nicht mal gewesen, als Tönnies IM Spätzle rausgeschmissen hat.
Abrupt dreht sich Aki um und faucht: „Susi, sind jetzt alle da?“
Susi schaut in die Runde, nach und nach sind sie alle eingetrudelt. Alle bis auf einen: „IM Rückspiegel fehlt noch, Aki.“
Aki verdreht die Augen: „Na klar, der ist schon zum Training immer zu spät gekommen, hat sich der Jürgen mehrfach darüber beschwert bei mir…“
In dem Moment knallt laut die Tür und IM Rückspiegel betritt als letzter den großen Versammlungsraum. „Susi! Aki! Schön euch wiederzusehen! War noch kurz in Berlin, nen alten Kumpel besuchen. Ist gerade nochmal gut gegangen…“
Aki unterbricht ihn jäh: „Kippe aus und Bierbuddel wech! Das ist hier nicht die Umkleidekabine der Blauen. Und außerdem bist du zu spät! Wie oft hab ich dir das schon gesagt, dass ich das nicht dulde! Erst recht nicht, wenn es um so ein wichtiges Thema geht!“
IM Rückspiegel ist nicht sonderlich beeindruckt: „Na, was gibt es denn so besonderes, dass du uns alle hier mitten in der Nacht und an einem trainingsfreien Tag herbestellst?“
Aki schaut in die Runde. Da standen sie alle vor ihm und warteten gespannt auf die große Neuigkeit. Trotz der angespannten Lage huschte ihm ein Lächeln übers Gesicht. Er hatte sie auch mit all ihren Fehlern und ungeachtet ihres Versagens doch irgendwie lieb gewonnen.
IM Untergeschoss, der ruhig und gelassen in der Ecke stand und alles erstmal auf sich einwirken ließ.
IM Spätzle, das genaue Gegenteil davon, der wild umher lief und mehrfach versucht hatte, bei den anderen gut dazustehen. Mit schlechten Scherzen und Angebereien.
IM Taschentuch, wie immer mit einem etwas weinerlichen Blick, hat aus Vorsorge bereits gesagt, dass er nichts weiß. IM Spätzle nannte es eine Schutzbehauptung.
IM Blaukraut starrte mürrisch vor sich hin.
IM Selecao hatte irgendwo einen Ball gefunden und versuchte damit zu jonglieren. Gerade hatte er es geschafft, ihn drei Mal hochzuhalten.
Und dann eben IM Rückspiegel. Furchtlos und arrogant wie immer.
Aki seufzte laut und begann dann mit seiner Rede: „Leute, ihr habt mir in der Vergangenheit gute Dienste erwiesen. Dank euch haben wir die Blauen jahrelang immer wieder an den Rand des Abgrunds geführt und wir sind noch lange nicht fertig, dafür macht es einfach viel zu viel Spaß. Heute jedoch hab ich euch aus einem anderen Grund herbestellt.“
Er macht eine kurze Pause, holt nochmal tief Luft.
„Heute geht es darum, dass wir dringend einen neuen Trainer brauchen.“
IM Untergeschoss wird sofort ganz nervös: „Darf ich, darf ich?“
Als sich das laute Gelächter von Akis Team endlich legt und Untergeschoss sich den beleidigten Ausdruck wieder aus dem Gesichtsausdruck gewischt hat, stellt ein sichtbar verwirrter IM Spätzle die Frage, die allen auf der Zunge liegt: „Aber Aki, wir sind alle eher gut darin, erfolglos zu sein. Deswegen hast du uns doch zu den Blauen geschickt?!“
IAki seufzt erneut und schüttelt ungläubig den Kopf: „Hotte, du Vollhonk! Ich will euch doch nicht als Trainer einstellen! Ich erwarte, dass ihr durch eure Connections Namen und Insiderinformationen für mich habt.“
IM Spätzle hat es noch immer nicht ganz begriffen: „Was für Namen denn?“
Selbst Susi platzt da der Kragen: „Von möglichen Kandidaten, Hotte! Meine Fresse, das kann doch nicht so schwer sein!“
IM Taschentuch fährt etwas patzig dazwischen: „Wenn es nicht so schwer ist, warum braucht ihr uns denn?“
Susi erklärt es nochmals: „Na wegen der Konnägschens! IM Rückspiegel zum Beispiel, der hat doch unter Favre trainiert und jetzt unter Kovac. Da muss doch was Brauchbares dabei sein!“
IM Rückspiegel überlegt kurz, zuckt mit den Schultern und meint: „Naja, den Favre hab ich eigentlich nie wirklich verstanden. Der hat immer was gefaselt von wegen ‚alle müssen verteidigen‘. Fand ich seltsam, ich bin ja kein Verteidiger, weshalb sollte ich dann verteidigen… Naja und der Kovac sagt eigentlich das gleiche, glaub ich, nur dass wir auch nicht nach vorne dürfen, wenn wir den Ball haben. Aber er nervt mich nicht so wie der Favre damals mit seinem „Gewiiiin, du müsst gegen die Ball achbeiteeen“. Hat wohl eingesehen, dass ich kein Verteidiger bin.“
Aki schaut Susi überrascht an: „Du hast doch gesagt, der Favre wär ein Offensiver?“
Susi schaut etwas unsicher: „Das hat der Marco gesagt. Der hat unter dem immer total viele Tore geschossen.“
Aki ist nicht überzeugt: „Hmmm, ich weiß nicht. Wenn der gar nicht so offensiv ist? Außerdem hat er schon gesagt, dass er nicht Skat spielt, sondern nur Patience. Und er will immer exakt 14.5 Grad kalten Weißwein in seinem Büro haben, wenn er morgens zur Arbeit kommt.“
Susi ist entsetzt: „Weißwein? Trinkt der denn kein Bier wie alle normalen Leute? Na gut, dann fällt der schon mal weg…“
IM Blaukraut meldet sich: „In meiner Zeit in Wien kam mal der Name Rose zur Sprache. Der hat sich mittlerweile ja ziemlich gemacht. Wär das nicht was?“
Aki runzelt die Stirn: „Und wer ist Rose? Ich kenne nur Axel Roos.“
Susi erinnert sich: „Dat is der mit der Paradise City, oder?“
IM Spätzle weiß es besser: "Oh, den kenn ich. Das ist doch der Mann von Mary Roos, die damals so schön "Amour Toujours" gesungen hat"
Die Tür öffnet sich und CC schaut herein: „Hat hier jemand „Echte Liebe“ gesagt?“
Aki: „Nein, Zieh-Zieh. Das is französisch und heißt soviel wie „Ewige Liebe“. Was tust du eigentlich hier auf der Chefetage? Musst du nicht noch die Europapokaltrikots 17/18 und Spieltagsschals gegen Nikosia auf der Resterampe verhökern?“
CC leicht beleidigt: „Aber Chef, ich bin doch jetzt auch Chef.“
Aki: „Achja, da war ja was. Na gut, dann mach die Tür von außen zu und beaufsichtige eben irgendwas. Wir haben hier zu tun.“
IM Blaukraut verdreht die Augen: „Na gut, dann eben Nagelsmann. Den hab ich damals bei Hoppenheim kennengelernt. Kein netter Typ, sehr vorlaut, kann nicht stillsitzen. Aber Junge, der kann ’ne Mannschaft auf Vordermann bringen!“
Susi sofort: „Habe ich schon versucht. Mit dem Vereinsbulli nach Sinsheim gefahren und wollte ihm einen Lolli schenken, um ins Gespräch zu kommen…“
Aki ziemlich entgeistert: „Und was ist dabei rausgekommen?“
Susi zerknirscht: „Unser Vereinsanwalt meint, dass ich wohl um eine Anzeige herum komme. Aber wir haben jetzt Kontaktverbot.“
IM Untergeschoss erinnert sich ebenfalls an einen Kandidaten: „Ich kenne David Wagner noch von meiner Zeit im Süden der Republik. Kein übler Kerl und der kennt Dortmund. Wie wäre es damit?“
Aki nickt: „Das ist doch zumindest mal ein akzeptabler Vorschlag! David hat aber leider gesagt, dass er die Insel nicht verlässt, wenn Jürgen nicht zurückkommt. Und der hat beim letzten Skatabend gesagt, dass es ihm gefällt und er sich fühlt wie Dagobert Duck. Was auch immer er damit gemeint hat…“
Auf einmal gibt’s einen lauten Krach, alle schauen sich um. Im hinteren Teil des Raums liegt eine zerbrochene Vitrine und daneben etwas schuldbewusst IM Selecao. Ihm war mal wieder der Ball weggesprungen, beim Versuch ihn aufzuhalten, hatte er die Vitrine umgegrätscht.
Aki ist fuchsteufelswild: „Verdammte Scheiße, bist du denn zu gar nichts zu gebrauchen? Weshalb hab ich dich eigentlich herbestellt?! Hast du vielleicht auch noch was beizutragen, anstatt hier meine Inneneinrichtung zu zertrümmern?“
IM Selecao is sichtlich zermürbt: „Ich weiß eine gute Trainer. Ist in China, kostet viel Geld. Ist aber beste Trainer von Brasilien.“
Aki schaut ihn an: „Du denkst doch nicht ernsthaft, dass wir Millionen für Scolari ausgeben? Der Mann ist so alt, der könnte mein Vater sein! Geh dann zumindest die Putzfrau holen, wenn du sonst schon nichts kannst.“
Betreten verlässt IM Selecao das Zimmer. Kaum ist die Tür hinter ihm zugeschlagen, geht sie auch schon wieder auf und freudestrahlend steht ein ungebetener Gast im Raum.
„Metze! Was machst du denn hier? Du bist doch gar nicht auf unserer Gehaltsliste.“
Susi schaut Aki skeptisch an: „Nicht? Bist du sicher?“
Doch Metze ist nicht so leicht beeindruckt: „Ach Aki, komm schon! Ich hab das doch immer unbezahlt gemacht. Alles aus Liebe zum Verein.“ Er zwinkert Aki zu: „Ich höre auf den mir selbst verliehenen Titel IM Derbyheld.“
Aki schaut ihn etwas wohlwollender an: „Zugegeben, du warst immer unser bester Mann bei den Blauen! Aber was willst du jetzt hier?“
Metze zuckt mit den Schultern: „Ach, ich hatte gehört, dass ihr ein geheimes IM Meeting plant, da wollte ich natürlich nicht fehlen. War eh gerade auf dem Weg zurück vom Training.“
Aki schaut skeptisch: „Woher hast du von diesem GEHEIMEN Meeting erfahren?“ Er schaut kritisch in die Runde. Da dämmert es ihm: „IM Selecao! Der ist echt zu gar nichts gut! Aber vielleicht ist das ja das Beste, was er heute getan hat… Schieß los!“
Metze lacht verschmitzt: „Ich hab da ’nen Tipp bekommen. Ein alter Schulfreund von mir hat einen Bruder, der in der Jugend mal gegen einen gespielt hat, der dann später Trainer wurde bei den D-Junioren vom TUS Schwachhausen und…“
Aki unterbricht ihn: „Butter bei die Fische, das ist ja nicht auszuhalten!“
Metze lacht: „Fische ist ein gutes Stichwort. Also, der Co-Trainer von ihm ist später Jugendtrainer bei Werder Bremen geworden und der hat dort den Kohfeldt kennengelernt. Er meint, dass das ein ganz Guter wäre.“
Aki reagiert entnervt: „Ernsthaft? Du tischst mir hier die Wahnsinnsstory auf und endest dann bei Kohlfeldt? Den haben wir doch schon angerufen! Susi, den haben wir angerufen, den Kohlfeldt, woll?“
Susi scrollt durch sein Handy. „Ich bin mir nicht sicher, Aki. Ich kann den nicht finden.“
Susi tippt weiter wie wild rum: „Ah, jetzt hab ich ihn! Ja, hatte mit ihm geappt. Der hat aber Vertrag.“
Aki schaut entsetzt: „Der hat Vertrag? Na, meine Güte, ich hab Rücken und der IM Rückspiegel hat Polizei! Das ist doch kein Grund, den nicht anzurufen!“
Wütend packt Aki Susi das Handy weg und sucht die Nummer: „Susi, heißt der jetzt Kohfeldt oder Kohlfeldt?“ – „Kohfeldt, Aki, ohne L“.
Endlich hat Aki ihn gefunden. Während es klingelt, wirft er einen Blick in die Runde und meint: „Ihr könnt alle gehen! Ihr seid so unbrauchbar wie immer!“
Am anderen Ende der Leitung wird abgenommen. „Hi, Florian, hier ist der Aki…“ – „Neeeein, nicht Uli. Aki….“
Fortsetzung folgt…
Anwesenheitsprotokoll:
- Hans-Joachim „Aki“ Watzke
- Michael „Susi“ Zorc
- IM Untergeschoss aka Jens Keller
- IM Blaukraut aka Andreas Müller
- IM Rückspiegel aka Kevin-Prince Boateng
- IM Spätzle aka Horst Heldt
- IM Taschentuch aka Andreas Möller
- IM Selecao aka Felipe Santana
- IM Derbysieger aka Christoph „Metze“ Metzelder