Spielbericht Profis

Alles auf die Zwei

27.09.2018, 22:29 Uhr von:  Michael
Alles auf die Zwei

Höchster Bundesliga-Heimsieg seit 32 Jahren. Was Kalle Riedle, die Blauen und Thomas Tuchels Ernährung damit zu tun haben, lest ihr in unserem Spielbericht. Garantiert Beleidigungsfrei!

Mit 7:0 schießt Dortmund die Franken zurück nach Bayern, springt auf Platz 2 und feiert damit auf den Tag genau den höchsten Heimsieg seit 32 Jahren. Gegner damals: Blau-Weiß Berlin (mit Kalle Riedle im Sturm). Farben, die auch bei diesem Spiel eine Rolle spielten. Doch dazu später mehr.

Ausgangslage

Vor dem Spiel waren zwei Sachen klar. Dortmund würde bei einem Sieg auf Platz 2 vorrücken und Abdou Diallo ist nach seiner roten Karte gesperrt. Vertreten wurde er durch Dan-Axel Zagadou. Der stand zuletzt im März in der Europa League auf dem Platz. Des Weiteren erhielt Lukas Piszczek eine Pause, Achraf Hakimi vertrat ihn rechts in der Viererkette und Jacob Bruun Laarsen erhielt den Vorzug vor Marius Wolf. Bekannt war auch bereits vor dem Spiel, dass es 20 Minuten nichts zu hören gibt. Der Stimmungsboykott wurde sowohl von den Dortmunder Fans als auch von den Nürnberger Gästen durchgezogen und zeigte einmal mehr, wie trostlos ein Stadionbesuch sein kann.

Apropos Gästeblock: Hier waren zwei Vereine vertreten. Der Gästeblock war deutlich blau gepunktet (hihi, blau und Punkt in einem Satz!). Die Nürnberger erhielten, wie erwartet, große Unterstützung von ihren Freunden aus dem südlichen Bereich der Tabelle.

Erste Halbzeit

Es ging gut los, für alle Freunde des rustikalen Spiels. Bereits nach 13 Sekunden war mit Kubo der erste Nürnberger verwarnt. Seine Grätsche gegen Hakimi war zwar absolut gelbwürdig, aber schön, dass das ein Schiedsrichter auch mal in der ersten Minute so sieht. Auch fußballerisch ließen die Höhepunkte nicht lange auf sich warten: Christian Pulisic drehte im Mittelfeld auf, lupfte den Ball herrlich in den perfekten Laufweg von Bruun Laarsen und der lupfte den Ball ebenso herrlich aus spitzem Winkel über Bredlow hinweg ins Tor. Passend natürlich in der 09. Minute. Marco Reus hätte anschließend direkt das 2:0 nachlegen müssen, scheiterte aber nach Bauers Fehler freistehend am Nürnberger Schlussmann. Die Nürnberger hingegen kamen nach 18 Minuten zu ihrer ersten Chance. Bei einem Konter enteilte Misdjan Schmelzer und Zagadou, traf aber aus 16 Metern nur das Außennetz.

Nach 20 Minuten waren dann sowohl die Südtribüne als auch der durchaus gut aufgelegte Gästeblock am Start und deckten sich erst einmal gegenseitig mit den üblichen Beleidigungen ein. Aber nicht schlimm, keiner verletzt.

Jacob Bruun Larsen brachte den Stein mit diesem Heber ins Rollen

Auf dem Platz konterten die Nürnberger in der 27. Minute erneut. Hakimi vereitelte schließlich den Querpass in den Strafraum. Wichtige Aktion, ansonsten wäre Behrens frei vor Bürki gewesen. Offenbar merkten die Dortmunder, dass ein 1:0 kein wahnsinnig großer Vorsprung ist und suchten wieder vermehrt den Weg nach vorne. Zunächst traf Schmelzer nach schöner Kombination das Außennetz, ehe Reus dann in der 32. Minute das 2:0 erzielte. Zagadou mit schönem Steilpass, Pulisic wird gefoult, Reus übernimmt und trifft mit seinem abgefälschten Schuss. Schiedsrichter Ittrich übrigens mit hervorragender Vorteilsauslegung und der nachträglichen gelben Karte für Nürnbergs Mühl. Nürnberg machte bis zur Pause nur noch einmal auf sich aufmerksam. Das allerdings höchst kurios: In der 35. Minute erhielt der Club einen Freistoß aus dem Halbfeld. Eine durchaus gefährliche Flankenposition. Aber statt einer Flanke entschied man sich dafür, dass ganze als 5-gegen-2-Trainingsspielchen aufzuziehen. Hätte ihnen doch mal jemand gesagt, dass auf dem Platz 11 gegen 11 stehen...

Zur Halbzeit gab es rundum zufriedene schwarzgelbe Gesichter. Endlich mal ein dominanter, konzentrierter Auftritt zuhause.

Achraf Hakimi: Startelfdebut und direkt getroffen

Zweite Halbzeit

Nach der Pause schien der Club durchaus gewillt, das Ruder noch einmal rum zu reißen und so kam es in der 48. Minute dann zur Schlüsselszene des Spiels: Zunächst produzierte Zagadou einen Querschläger im eigenen Strafraum, der knapp am langen Pfosten vorbeistrich. Bei der anschließenden Eckenvariante kam ein Nürnberger aus 11 Metern völlig frei zum Schuss, aber Zagadou blockte den Ball. Den anschließenden Befreiuungsschlag ließ Margreitter vom Fuß springen, der handlungssschnelle Reus leitete den Konter ein und Achraf Hakimi vollendete von der Strafraumkante. Statt des möglichen Anschlusstreffers also das 3:0, das war zu viel für Nürnberg.

Auch Manuel Akanji erzielte sein erstes Tor für Schwatzgelb

Der Rest des Spiels ist dann schnell erzählt. Offizielle 75.700 Zuschauer konnten naiven Nürnbergern beim Auseinanderfallen zusehen und die Borussen kannten keine Gnade. Reus, nach schönen Doppelpass mit Bruun Laarsen zum 4:0 (58.), Akanji in Mittelstürmermanier zum 5:0 (74.), Sancho nach Traumpass von Delaney zum 6:0 (85.) und Weigl nach Sancho-Vorlage zum 7:0 (88.).
Pünktlich nach 90 Minuten beendete Schiedsrichter Ittrich das Spiel und erlöste die Nürnberger.

Die Sache mit Sancho

4 Torbeteiligungen hat der 18-jährige in dieser Bundesligasaison bereits gesammelt. Das ist bei 5 Spielen mehr als ordentlich. Wenn man dann aber bedenkt, dass Sancho in allen 5 Spielen nie vor der 60. Minute eingewechselt wurde und somit insgesamt nur 107 Minuten auf dem Platz stand, macht die Statistik erst richtig Spaß. Alle 26,75 Minuten eine Torbeteiligung ist nicht alltäglich.

Die Sache mit Sancho

Und dann war da noch...

...Benedikt, der beim Facebook-Tippspiel einer Frittenbude in Bottrop-Kirchhellen auf ein 6:0 der Dortmunder getippt hatte und damit souverän den Gewinn in Form eines Burgers abgestaubt hätte. Wenn, ja wenn Julian Weigl ihm diesen nicht quasi aus der Hand geschossen hätte. Der Mann wurde halt in Tuchels Ernährungsschule sozialisiert. Da sind Burger nicht vorgesehen.

Einzelkritiken

Bürki: War da. Mehr war nicht zu tun.

Hakimi: Perfektes Debüt inkl. Toreinstand. Dafür defensiv fast nie gefordert.

Zagadou: Abgeklärter Einsatz. Allerdings auch mit zwei, drei schlimmen Fehlpässen, die gegen andere Vereine weh tun können.

Akanji: Seinem Tor ging ein Dribbling im Strafraum voraus, wo Paco Alcacer sich fragte, warum Dortmund unbedingt einen Stürmer verpflichten musste.

Schmelzer: Unermüdlich von vorne nach hinten und wieder nach vorne.

Delaney: Mr. Übersicht. Pässe abfangen, Nuri-Sahin-Gedächtnispässe nach vorne, hervorragend in allen Bereichen.

Witsel (bis 62.): Deutlich auffälliger als Delaney. Wegen Frisur. Ansonsten immer anspielbereit.

Pulisic: Wie aufgedreht. Der ein oder andere Nürnberger wird heute Nacht aus dem Bett gerollt sein, so wie Pulisic die Abwehr eingedreht hat.

Reus (bis 62.): 100. Pflichtspieltor für den BVB. Glückwunsch!

Bruun Laarsen (bis 74.): Ein Tor, eine Vorlage, da darf man zwischendurch auch mal etwas unauffälliger sein.

Philipp: Riss Lücken, lief an, wurde dazu beim Hackentrick brutal von Pulisic gefoult. Für ihn heute mehr Arbeit als Kunst.

Kagawa (ab 62.): Auch mit wenig Einsätzen direkt im Spiel integriert.

Weigl (ab 62.): Fügte sich direkt mit einem Fehlpass ein, merkte dann, dass die Roten die Gegner sind und schoss fortan in die richtige Richtung.

Sancho (ab 74.): Siehe oben.

Schiedsrichter Patrick Ittrich: Absolut souverän. Und er hat auch niemanden im Weg rumgestanden. An dieser Stelle viele Grüße an Domenico Tedesco.

Julian Weigl setzte den Schlusspunkt

Der Ausblick

Am Samstag gegen Leverkusen wird es vermutlich wieder etwas schwieriger. Aber egal was passiert: Dortmund wird mindestens bis zum 28.10. die Nummer 1 im Pott bleiben.

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